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#Warum Nachwuchs bei BRK, Feuerwehr und Co. im Kreis Dillingen fehlt




Immer weniger Jugendliche im Landkreis Dillingen engagieren sich ehrenamtlich. Um Lösungen geht es bei der Diskussion mit Ehrenamtlichen und der BRK-Präsidentin.

Im Notfall sind sie immer da: Die Einsatzkräfte von den Feuerwehren, vom Roten Kreuz, von der Wasserwacht und vom Technischen Hilfswerk retten Leben, helfen in schwierigen Situationen und klären auf. Und das alles im Ehrenamt, also neben ihrem Job, Familie und Freizeit. Ein Engagement, das auch im Landkreis Dillingen besonders junge Menschen kaum noch anzusprechen scheint. Fast überall fehlt es an Nachwuchs oder an Jugendleitungen. Ein Problem, das nun in einem Blaulichtgespräch mit den verschiedenen Organisationen im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Gundelfingen für Diskussion sorgte.

„Katastrophen wie im Ahrtal kommen nicht nur alle 100 Jahre vor“, mahnt die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes Gerda Hasselfeldt. Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags hielt bei der Veranstaltung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung einen Impulsvortrag vor den etwa 50 Gästen. Man müsse in Zukunft mit Überschwemmungen, Unwettern oder Cyberangriffen auf das Gesundheitswesen rechnen. Um in solchen Fällen die Bevölkerung zu schützen, engagierten sich ehrenamtlich 1,7 Millionen Menschen in Deutschland in den Blaulichtämtern.

Warum fehlt Nachwuchs bei Feuerwehr, BRK und Co. im Landkreis Dillingen?

Neben der fehlenden Ausstattung der Hilfsorganisationen und der Resilienz der Bevölkerung sieht sie den wenigen Nachwuchs als zentrales Problem. Kinder sollten sich schon in der Grundschule an die Ehrenämter herangeführt werden. Vor Ort sollte sich mit den jungen Menschen auseinandergesetzt werden. Viele wüssten nicht, wo sie sich engagieren könnten. Ein weiteres Problem: Einige Unternehmen stellen Arbeitnehmer, die sich ehrenamtlich engagieren, oft nicht für Weiterbildungen oder in Katastrophenfällen frei und die Bundesländer bezahlen bei Katastropheneinsätzen unterschiedlich oder gar nicht für den Arbeitsausfall.

Scheinbar wird das Ehrenamt für junge Menschen auch im Landkreis Dillingen immer unattraktiver. Davon berichten die verschiedenen Gäste aus den Jugendbereichen der Feuerwehr, der Wasserwacht, dem Technischen Hilfswerk (THW), dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und der Notaufnahme der Kreiskliniken. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, wie die vom CSU-Landtagskandidat Manuel Knoll moderierte Diskussion zeigt. 

Vom BRK gibt es nur noch eine Jugendgruppe im Kreis Dillingen

Vom Bayerischen Roten Kreuz in Dillingen werden Kinder immer wieder bei Veranstaltungen angeworben, doch es gibt nur zwei Jugendleiter. Das sind Tanja Schwarz und ihre erwachsene Tochter Adriana. „Wir sind aktuell die einzige Jugendgruppe, die im Landkreis noch existiert“, erklärt Tanja Schwarz. Bei der Wasserwacht gibt es wiederum viele Kinder, die nach dem Schwimmkurs beitreten und auch ihren Freunden davon erzählen. Viele verliere man aber, wenn sie mit der Ausbildung oder dem Studium beginnen.

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Auch immer mehr Notärztinnen und -ärzte fehlen, wie der Chefarzt für die Notaufnahmen der Kreiskliniken Dillingen und Wertingen, Dr. Georg von Czettritz, berichtet. Viele junge Menschen hätten Angst vor Notfällen und auch bei angehenden Ärztinnen und Ärzten gebe es anfangs noch viel Nachholbedarf bei der Laien-Reanimationen. Zudem könnten sich diese mittlerweile aussuchen, wo sie arbeiten und kündigten bei Schwierigkeiten schneller.

Ehrenamt: „Aber was sollen meine Kinder noch alles machen?“

Jugendfeuerwehrgruppen gibt es aktuell im Landkreis einige – genau gesagt 49 Gruppen und 514 Jugendliche, wie Claus Zimmermann, Leiter der Jugendfeuerwehr im Landkreis, berichtet. Während Corona kamen sogar 159 Personen dazu. Es gebe zwei Kinderfeuerwehren ab sechs Jahren in der Region, diese bastelten und spielten jedoch eher. Wenn Zimmermann um neue Jugendlichen an Haustüren wirbt, hört erst meist: „Aber was sollen meine Kinder noch alles machen?“ Die Familien spielten beim Ehrenamt und Jugendlichen auch eine Rolle. Oft seien bei Ehrenamtlichen bereits Familienmitglieder oder Freunde bei der Feuerwehr. Das ist aber regional unterschiedlich: In Gundelfingen wiederum gibt es nur eine Jugendgruppe mit zwölf Personen, wie der Leiter Daniel Freud berichtet.

Dem THW in Dillingen fehlt es nicht an Jugendlichen. Das liege auch an der guten „Mundpropaganda“ unter den Jungs und Mädchen, wie Jugendleiter Hubert Preiß berichtet. Doch sie benötigten wiederum Betreuerinnen und Betreuern für die Gruppen, damit sie Jugendliche nicht abweisen müssen.

Organisationen werben mit Social Media, Aktionen und Schulbesuchen um Nachwuchs

Die Hilfsorganisationen in der Region versuchen bereits auf vielen Wegen, sich an Jugendliche zu wenden: Ob über die sozialen Medien, Aktionen mit Kindern, Infostände auf Veranstaltungen, Besuche an Schulen, Banner und Flyer, an Haustüren werben, Übungen draußen machen oder bei der Arbeit die neugierigen Fragen von Kindern zu beantworten. Tanja Schwarz vom BRK Dillingen brachte vor: „Wir bräuchten Pädagogen, die wissen, wie man auf Kinder am besten zugeht.“ Dabei könnte ihrer Ansicht nach ein finanzieller Topf helfen, um das zu ermöglichen. Zudem sei es zeitaufwendig für sie, neben dem Ehrenamt und als Jugendleiterin noch zusätzlich auch an Schulen mehr zu werben.

Wie die Blaulichtorganisationen in der Jugendarbeit von der Politik unterstützt werden können, war ebenfalls eine zentrale Frage. Die Anwesenden forderten besonders, dass das Ehrenamt und das Erlernen von Grundkenntnissen in die Lehrpläne eingebunden werden. Nach Ansichten der Feuerwehren wären eine Brandschutzerziehung oder für das THW und den BRK ein verpflichtender Erste-Hilfe-Kurs bei Kindern essenziell. Auch das Bewerben des Ehrenamts, des Beitrags für die Gesellschaft und der Kameradschaft seien wichtig. Ebenfalls die bessere Ausstattung und das Material für die Jugendgruppen der Organisationen wurde mehrfach gefordert. Eine pädagogische Ausbildung für Betreuerinnen und Betreuer sahen besonders BRK und THW als hilfreich an.

Anregungen, die Landtagskandidat Manuel Knoll und BRK-Präsidentin versprechen mitzunehmen. Gerda Hasselfeldt legte den Ehrenamtlichen ans Herz: „Denken Sie sich: Wenn ich nicht wäre, dann täte, was anders laufen in diesem Land.“

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