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#Warum Schnelligkeit besser sein kann als Genauigkeit

Warum Schnelligkeit besser sein kann als Genauigkeit

Schnelligkeit statt Genauigkeit? Da wurde monatelang um falsch negative und falsch positive Tests gestritten und darum, ob die PCR-Tests überhaupt sicher das Virus im Körper nachweisen können, und jetzt sollen sich die Bürger plötzlich dank Sonderzulassungen für Schnelltests in Eigenregie selbst abstreichen und überwachen? Ausgerechnet mit Tests, die zwar in wenigen Minuten schnelle Resultate liefern, aber praktisch von der ersten Welle an als notorisch ungenau galten? Sind die Nachweismethoden dieser Schnelltests wirklich so viel besser geworden?

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Das auch, durchaus. Aber das ist es eigentlich gar nicht, was zumindest Teile der Politik – und auch Teile der Wissenschaftler – am Ende doch noch vom Nutzen der sogenannten Antigen-Schnelltests für die Eindämmung des Virus überzeugt hat. Bei einigen, vor allem wohl den Regierungen, ist es die wachsende Verzweiflung der Bürger im Lockdown, die sie zu spüren bekommen und zum Umdenken bringt. Dahinter dürfte die Hoffnung stecken, dass mit massenhaft angewandten Selbsttests das Gefühl gestärkt wird, die eigene Ohnmacht in der Isolation zu überwinden und selbst die Initiative für mehr Freiheiten ergreifen zu können. Zum anderen dürfte aber auch bei einigen der Verantwortlichen die längst überfällige Einsicht gewachsen sein, dass sich mit den ungenaueren Schnelltests epidemiologisch unter Umständen mehr erreichen lässt als mit den PCR-Tests als „Goldstandard“ der Diagnostik.

Beide Methoden dienen dem gleichen Ziel: das Virus stoppen – durch testen, nachverfolgen, isolieren. Beide Verfahren können auch, richtig angewendet, dem jeweils anderen Verfahren in bestimmten Belangen überlegen sein. Dabei spielt jeder der Tests in seiner eigenen Liga. PCR-Tests messen im Rachenabstrich die Menge an Viren-Erbgut, und zwar schon in geringsten Mengen. Bereits kurz nach der Infektion, wenn die Infizierten quasi noch gar nicht ansteckend sind, steigt die Viruslast in den Schleimhäuten des Mund-Nasen-Rachenraums.

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Und auch nach vielen Tagen, wenn die Infizierten längst nicht mehr ansteckend sind, weil Sars-CoV-2 tiefer gewandert ist in den Atemwegen zur Lunge, weist der PCR-Test die Infektion nach. Das Problem: So empfindliche Analysen brauchen aufwendige Technik und Zeit. Und: PCR-Tests werden nicht ohne Anlass, sprich: Symptome, angeordnet und bezahlt. Infizierte ohne jede Symptome (Asymptomatische machen Studien zufolge schätzungsweise 40 Prozent der Infizierten  aus) werden nach der schon lange gültigen Teststrategie nicht getestet. Eine fatale Lücke.

Antigen-Schnelltests: Schnell auf Kosten der Genauigkeit

Preiswerte Antigen-Schnelltests sind hier im Vorteil. Weil sie lediglich Bruchstücke der Virushülle im Abstrich (der Nase oder im Gurgelwasser) erfassen, braucht es keine aufwendigen Apparate. Der Nachweis geht schnell. Das geht allerdings auf Kosten der Genauigkeit – und zwar vor allem dann, wenn wenig Virusmaterial in Nase und Rachen vorhanden ist. Genau genommen funktionieren die Schnelltests exakt dann am besten, wenn die Viruslast am Höchsten ist, und das ist auch der Zeitraum, in dem die Infizierten die meisten Viren übertragen können. Damit erwischt man mit einem Antigen-Test diejenigen, die im Moment der Testung hochansteckend sind. Dann ist die Sensitivität der guten Schnelltests – die Empfindlichkeit – annähernd genauso gut wie die der PCR-Tests.  

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