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#Warum sich Alsfeld auf das Tübinger Modell freut

Warum sich Alsfeld auf das Tübinger Modell freut

Lässt sich eine von Corona-Schnelltests begleitete Öffnung von Läden jenseits von „Click and collect“ nach dem Tübinger Modell in dieser Phase der Pandemie verantworten? Die hessische Landesregierung erhofft sich Antworten aus Alsfeld, Baunatal und Dieburg. Die drei Kommunen sind unterschiedlich gut vorbereitet. In Baunatal beraten Stadtpolitiker und Vertreter der Wirtschaft noch. Die Vorfreude ist aber ausweislich städtischer Aussage schon groß. Dieburg soll, weiß aber noch nicht, ob es will.

Thorsten Winter

Thorsten Winter

Wirtschaftsredakteur und Internetkoordinator in der Rhein-Main-Zeitung.

Alsfeld dagegen ist startklar. „Wir haben uns selbst beworben und wollen es auch“, sagt Bürgermeister Stephan Paule. Anders als die südhessische Kleinstadt Dieburg: Dort hatte sich der zuständige Landkreis Darmstadt-Dieburg als ganzes beworben, die Wahl des Landes ist schließlich auf Dieburg als Stadt gefallen, was die Stadtpolitiker nach eigenen Angaben unvorbereitet traf.

Alsfeld setzt nach den Worten seines Rathauschefs von der CDU auf ein „einfaches Konzept“. Zu zwei Testzentren in der Stadt habe sich für den Modellversuch ein drittes gesellt. Das Rote Kreuz und die City-Ambulanz betreiben sie. „Wir nutzen diese Zentren mit“, erläutert Paule. Im Alltag soll es von diesem Donnerstag an so laufen: Wer bei einem der Händler in der Vogelsberg-Stadt persönlich einkaufen und einen Laden betreten will, muss einen Test machen lassen. Fällt er negativ aus, gibt es eine „tagesgenaue Bescheinigung“, kurz: einen Tagespass. Diesen Zettel zeigt der Kunde oder die Kundin an der Ladentür vor und darf ins Geschäft. „Fertig ist das Modellprojekt“, sagt Paule.

16.000 in der Woche möglich

Rund 16.000 Einwohner zählt Alsfeld, bekannt für seinen von Fachwerkbauten gesäumten Marktplatz mit einem der ältesten Häuser hierzulande. Gemäß der Zusage des Bundes kann die Stadt mithin 16.000 für die Kundschaft unentgeltliche Tests je Person in der Woche anbieten. Für die Kosten müssen laut Paule die Krankenkassen aufkommen. Zusätzlich hat Alsfeld 20.000 Euro für „Corona-Fördermaßnahmen“ in den Haushalt eingestellt.

Allerdings schaffen Rotes Kreuz und City-Ambulanz keine beliebige Zahl von Proben am Tag. „600 Tests sind am Tag möglich“, erläutert der Rathauschef. „Das erlaubt uns eine effektive Kontrolle, dass wir nicht von Leuten aus ganz Hessen überrannt werden“, gibt er sich überzeugt. Zumal in Alsfeld fortan nur einkaufen darf, wer sich dort am jeweiligen Tag hat testen lassen: „Etwa in Frankfurt einen Test machen und hier einkaufen – das geht nicht.“ Vor einem Nasen-Abstrich ist zudem verpflichtend, sich online in Alsfeld zu diesem Zweck anzumelden. Das sollten genug Hindernisse für einen Einkaufstourismus sein, den aus epidemiologischer Sicht niemand will.

Angesichts des mutmaßlich überschaubaren Aufwands meint der Rathauschef: „Die Kosten werden uns am Ende nicht erdrücken.“ Zumal die Stadt mehr Steuern einnehmen könnte als ohne den bis 1. Mai befristeten Modellversuch. Denn seit dem Einverständnis des Landes haben sich laut Paule 30 Einzelhändler gemeldet, die mitmachen wollen. Leute im Laden zu bedienen, statt nur vorbestellte Ware vor die Tür zu stellen, verspricht ihnen mehr Einnahmen. Davon würde dann auch die Stadt profitieren.

Ermutigende Umfrage

Dabei verfolgt die Stadt aber das Motto „Sicherheit vor Schnelligkeit“, wie der Bürgermeister hervorhebt. Erst wenn klar sei, dass das Tübinger Modell nicht die Inzidenz treibe, könne es weitere Überlegungen zu Lockerungen geben. Sollte sie über 200 steigen, wäre das Modell ohnehin beendet. Davon ist Alsfeld aber noch ein gutes Stück entfernt; für den Vogelsberg steht eine Corona-Kennziffer von 140 zu Buche. Eine städtische Abfrage bei Supermarkt-Betreibern hat zudem Ermutigendes ergeben: Sie haben nach eigenem Bekunden seit Anfang 2020 keinen einzigen Corona-Fall gehabt.

Paule erhofft sich nach seinen Worten auch einen weiteren günstigen Effekt neben einem regeren Geschäftsleben. Läuft der Modellversuch gut, macht er die Tests an sich populärer. Das käme der Stadt zupass, da sie seit dieser Woche für jedes der 500 Kindergartenkinder einmal in der Woche Woche einen Test anbietet. Freiwillig und nach Zustimmung der Eltern. Die Stadt will dadurch das Dunkelfeld aufhellen und neue Infektionen möglichst vermeiden, wie der Rathauschef sagt.

Tübingen selbst ändert gerade sein Vorgehen nach einem deutlich Anstieg der Neuinfektionen. Die Außengastronomie muss vorerst schließen. Dessen ungeachtet: Die Reaktionen auf den Zuschlag durch das Land Hessen seien gemischt gewesen, sagt Paule. Händler sähen den Modellversuch als Hoffnungsschimmer an. Es habe aber auch kritischere Stimmen gegeben, etwa über das Internet. Eines jedoch hebt der Bürgermeister mit Blick darauf hervor: „Es hat keine Beschimpfungen gegeben.“

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