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#Warum wir auf Selbstklimmer setzen sollten

„Warum wir auf Selbstklimmer setzen sollten“

Für den einen ist es ein Traum, für den anderen der Horror: eine begrünte Hausfassade. Hier lässt der Efeu am Gebäude den Betrachter die schützenden Mauern eines mittelalterlichen Klosters imaginieren. Dort malt sich der besorgte Hausbesitzer die zerstörerische Kraft der Haftwurzeln aus, die jeden Riss im Putz vergrößern, so dass im Winter Wasser eindringt, gefriert und das Mauerwerk sprengt.

Seit Menschen Gebäude errichten, die ihnen Schutz und Unterkunft gewähren, wurden Pflanzen unmittelbar in deren Nähe gesetzt. Wahrscheinlich stritt man bereits in prähistorischer Zeit über die geeignete Bepflanzung. Ein großer terrassierter Park, der einen ganzen Palast begrünte, wurde schon in der Antike unter die sieben Weltwunder gezählt: die Hängenden Gärten von Babylon, der alten Königsstadt am Euphrat. Wenn sie überhaupt existierten, hat sie nicht die sagenumwobene Herrscherin Semiramis erbaut, sondern der König Nebukadnezar im 6. Jahrhundert v. Chr.

Nicht horizontal, sondern vertikal

In der Gegenwart ist die Begrünung der Fassade für viele Bauherren und Hausbesitzer, die auf ökologische Nachhaltigkeit setzen attraktiv. Kletterpflanzen am Haus haben in der Tat viele Vorteile: Sie schützen gegen Hitze und Kälte, halten Lärm ab, filtern Staub, verbessern die Luftqualität und bieten kleinen Tieren einen sicheren Lebensraum. Gerade in dicht bebauten Städten schaffen solche Fassaden zusätzlich Grünflächen – nicht in der Horizontalen, sondern in der Vertikalen.

Hängende Gärten am Eingangsbereich des Caixa Forums in Madrid


Hängende Gärten am Eingangsbereich des Caixa Forums in Madrid
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Bild: Picture Alliance / Ralph Goldmann

Wer nicht auf Selbstklimmer wie Efeu (Hedera helix) und Wilden Wein (Parthenocissus) vertraut, weil er deren vermeintlich mauerbrechendes Potenzial fürchtet, kann andere Kletterer wählen, die allerdings auf Hilfsmittel angewiesen sind. Diese sind inzwischen in großer Zahl und unterschiedlicher Qualität vorhanden. Bewährt haben sich Gerüste aus haltbarem Holz oder Seile aus Edelstahl, die ausreichend stabil und gut verankert sein sollten. Wo immer sich in unmittelbarer Nähe des Hauses unversiegelter Boden findet, kann man Rankpflanzen wie die Waldrebe (Clematis) und die Weinrebe (Vitis vinfera) oder Schlingpflanzen wie Blauregen (Wisteria) und Geißblatt (Lonicera) pflanzen. An schattigen Orten leistet die Kletterhortensie (Hydrangea anomala) gute Dienste. Auch die herrlichen Kletter- und Ramblerrosen sind zu empfehlen, nur von dem stark wachsenden Knöterich (Fallopia baldschuanica) sollte man die Finger lassen, da er rasch Fallrohre und Regenrinnen erobert.

Eine begrünte Fassade nützt nicht nur dem Mikroklima. Sie ist auch ein architektonisches Gestaltungselement: Das Gebäude wirkt attraktiver und spiegelt die Jahreszeiten. Doch gerade in den urbanen Zentren ist oft keine derartige Pflanzung möglich, da das notwendige Stückchen Erde fehlt. Hier ist die fassadengebundene Begrünung vielleicht eine Alternative. Medial viel beachtete Prestigeprojekte wie der „Bosco Verticale“ in Mailand, dessen grüne Zwillingstürme der Architekt Stefano Boeri entwarf, oder das „CaixaForum“ in Madrid, dessen an der hohen Hauswand gepflanzter Garten der französische Botaniker Patrick Blanc plante, haben dazu angeregt, auch andere Hochhäuser hinter einer gepflegten Wildnis verschwinden zu lassen, und zugleich die Illusion genährt, ein klimagerechter Städtebau sei leicht zu verwirklichen. Der tatsächliche ökologische Nutzen solcher „vertikalen Wälder“, die schön anzuschauen sind, aber Bäume und Sträucher in luftige Höhen versetzen, ist indes umstritten.

Auf kostbares Trinkwasser wird verzichtet

Für eine zahlungskräftige Klientel sind inzwischen ausgeklügelte modulare Begrünungssysteme selbst für mehrgeschossige Gebäude verfügbar, die den gebührenden Abstand zum Mauerwerk sicherstellen. In mit Pflanzensubstrat gefüllten Behältern, die in der Regel an einer Aluminium- oder Edelstahlkonstruktion befestigt sind, wachsen die Pflanzen, die über ein integriertes Leitungssystem kaskaden- oder tröpfchenweises bewässert werden. Die Versorgung der Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen erfolgt über ein elektronisch gesteuertes System. An manchen Orten wird auf das kostbare Trinkwasser verzichtet und stattdessen auf in Zisternen gesammeltes Regenwasser zurückgegriffen.

Hoch hinaus: Das „Bosco Verticale“ in Mailand


Hoch hinaus: Das „Bosco Verticale“ in Mailand
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Bild: Sala/AGE/F1online

Der neue Trend macht aus Häuserfassaden Vegetationsflächen. Aber ob diese schicken vertikalen Gärten das Aussehen der Städte längerfristig verändern, bleibt abzuwarten. Wichtiger scheint es, in den verdichteten Quartieren der Metropolen die Anlage von Gründächern zu fördern, die auch als Pufferspeicher für das Regenwasser dienen und damit die Kanalisation bei Starkregen entlasten können.

Bei all den neuen Projekten sollte nicht vergessen werden, dass auch die althergebrachten Tröge und Töpfe, Kisten und Container, in denen sich auf dem Balkon und auf der Terrasse Pflanzen ziehen lassen, Teil der Fassadenbegrünung sind. Ihr größter Vorteil: Hierfür braucht es weder spezielle bauliche Vorkehrungen noch komplizierte elektronische Steuerungssysteme.

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