#Was bedeutet das Aus für die Atomkraft?
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Die Bundesregierung hatte im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine den Betrieb der letzten drei deutschen Kernkraftwerke um dreieinhalb Monate verlängert. Damit sollte die Stromversorgung vor allem im Süden des Landes abgesichert werden. Nun naht das Ende für Nuklearenergie zur Stromerzeugung im Land. Wie geht es danach weiter? Hier sind Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Welche Kraftwerke gehen vom Netz?
Die Anlagen Emsland in Niedersachsen, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern laufen noch bis zum 15. April um 0 Uhr. Dann erlöscht ihre Berechtigung zum Leistungsbetrieb gemäß Atomgesetz. Die drei Kernkraftwerke mit Druckwasserreaktoren und einer ähnlichen Bruttoleistung haben vor 34 beziehungsweise 35 Jahren erstmals Strom ins Netz eingespeist. Im vergangenen Jahr kamen sie auf rund 6 Prozent der Bruttostromerzeugung hierzulande.
Wie steht es um die Energieversorgung in Deutschland?
Der Bochumer Energieökonom Andreas Löschel spricht davon, dass die Gefahr eines Blackouts für Deutschland sehr gering ist. Schon im vergangenen Sommer hat er nicht die unbedingte Notwendigkeit gesehen, die Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Er verweist dazu auf die mögliche stärkere Nutzung der Kohlekraftwerke hierzulande, die flexibler hochgefahren werden können als die Atomkraftwerke und deren Leistungsvermögen insgesamt höher ist. „Diese Absicherung ist – auch mit Blick nach vorne – wichtig, aber bisher hatten selbst die zurückgekommenen Kohlekraftwerke keine besondere Auslastung“, sagt Löschel, der die Expertenkommission zum Überwachungsprozess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung leitet. Für die kommenden Jahre dürfte es auch auf den Ausbau des Ökostroms ankommen.
Helfen ausländische Atomkraftwerke?
Französischer oder tschechischer Atomstrom macht an der Grenze nicht halt und stützt auch die deutsche Versorgung. Im ersten Halbjahr 2022 betrug die in Deutschland importierte Strommenge 23 Terawattstunden (weniger als 10 Prozent der ins Netz eingespeisten Menge), während der Export mit fast 40 Terawattstunden höher lag. Der physikalische Stromaustausch erfolgt mit den elf Nachbarländern Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Schweiz, Österreich, Tschechien und Polen sowie über Seekabel auch mit Schweden und Norwegen.
Werden die Strompreise steigen?
Die Leistung der drei Kernkraftwerke dämpft bisher tendenziell die Preisentwicklung. Die Ökonomin Veronika Grimm rechnet durch das Abschalten mit höheren Strompreisen. „Ich hätte es gut gefunden, wenn wir noch drei, vier Jahre dranhängen würden“, sagte die Professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg vor zwei Wochen auf dem F.A.Z-Kongress. Zunächst werde nun mehr Gas für die Stromerzeugung benötigt, was mehr koste als Atomstrom. Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, hätte erwartet, dass weiterlaufende Atomkraftwerke in drei, vier Jahren günstigen Ökostrom verdrängen würden und dann nicht mehr nötig wären, sofern erneuerbare Energien entsprechend ausgebaut werden. In Berechnungen kam sie mit Kollegen in verschiedenen Szenarien darauf, dass die Kernkraftwerke den Strompreis im Jahr 2024 um etwa 8 bis 12 Prozent senken könnten.
Ökonom Löschel erwähnt die Energieprognose aus dem Jahr 2009, an der er beteiligt war: Dabei ging es um die Entwicklung der Energiemärkte bis 2030, bei der als Variante die Verlängerung der Laufzeiten analysiert wurde. Das Ergebnis war auch damals, dass im Fall einer Laufzeitverlängerung die Strompreise niedriger sein könnten – um etwa 10 Prozent. In der Abwägung wurden diese Mehrkosten in Kauf genommen. Für die Höhe des Strompreises spielen noch mehr Faktoren eine Rolle: Zuletzt ist der Strompreis gesunken, was auch auf den niedrigeren Gaspreis zurückzuführen ist.
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