#Was bleibt sind Schlamm, Schutt und Zerstörung
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„Was bleibt sind Schlamm, Schutt und Zerstörung“
Die Jeans hochgekrempelt und ohne Schuhe und Socken, dafür mit Zigarette im Mundwinkel, steigt der Mann durch das Fenster im Erdgeschoss. Drinnen staut sich das Wasser. „Pass auf dich auf, das ist es nicht wert“, sagt seine Frau, die gleichzeitig Fotos macht von der Straße, die vor 24 Stunden noch ganz anders ausgesehen hat. „Das ging so schnell“, sagt sie. „Ich habe nur meine Katze und ein paar Verträge gegriffen und bin raus.“ Jetzt machen sie erst einmal die Fenster zu, damit keine Plünderer auf die Idee kommen, noch mitzunehmen, was von der Flut versehrt blieb. Auf der Frauenthaler Straße in Erfstadt-Blessem, einem Ort südwestlich von Köln, zieht sich das Wasser langsam zurück. Es hinterlässt zerbeulte Autos, schief hängende Garagentore und eine Menge Schlamm. Einige Anwohner schaufeln schon ihre Wohnung aus, doch sind die meisten Häuser noch verlassen. Ständig heulen Sirenen.
In Blessem haben sich riesige Erdlöcher gebildet, die Straße ist abgerutscht, ganze Häuser verschwunden. Ein Reitstall wurde von den Fluten mitgerissen. „Es gibt Todesopfer“, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Wie viele, konnte der zuständige Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Frank Rock, am Freitagmittag noch nicht sagen. 50 Menschen seien mit Booten gerettet worden.
Die Flut sei sehr schnell gekommen. Senken hätten binnen zehn Minuten unter Wasser gestanden. Es habe kaum Zeit gegeben, die Menschen zu warnen. „Es ist eine katastrophale Lage, wie wir sie hier noch nie hatten“, sagte Rock. Im ganzen Ort stinkt es furchtbar nach Benzin, zudem erschwert noch eine defekte Gasleitung die Rettung in Blessem. Zum Teil mit Hubschraubern werden Bewohner abtransportiert.
Alle aktuellen Entwicklungen rund um die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands finden Sie auch in unserem F.A.Z.-Liveblog zum Hochwasser
Ältere konnten sich teilweise nicht vor den Fluten retten
Renate Richardt läuft durch die Pfützen nicht unweit von ihrem Haus. Sie hat Glück gehabt, es liegt etwas erhöht. Zwar steht ihr Garten voller Heizöl, weil bei einem Nachbar der Tank geborsten ist, doch sonst ist nur der Keller von Wasser überflutet. „Es sind meistens Ältere gestorben, die Jüngeren können sich eher retten als ein 80-Jähriger. Ich habe keine Worte dafür“, sagt Richardt. An einer Absperrung im Nebenort wird ein Polizist den Anwohnern eine Stunde später sagen, dass diejenigen, die in Blessem gestorben sind, in ihre Wohnungen zurückgekehrt seien, obwohl die frühzeitig evakuiert wurden.
Helfers stapeln in Erftstadt Sandsäcke gegen die Fluten
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Bild: AFP
Überall, wo die Erft einmal langgeflossen ist und wo sie sich über Brücken und durch Straßen ihren Weg gebahnt hat, stehen solche Absperrungen: davor Polizisten, das Technische Hilfswerk oder die Feuerwehr. Ein Einsatzleiter der Feuerwehr sagt, dass er immer noch keine Lagekarte bekommen hat. Vielerorts können am Freitag auch die Einsatzteams der Feuerwehr nicht viel mehr tun, als darauf zu warten, dass sich das Wasser zurückzieht. Manchmal fehlt es an Booten oder schweren Gerät. Gleichzeitig fahren ständig Kolonnen etwa der Wasserschutzpolizei aus Hamburg, die als Verstärkung angerückt ist, oder der Katastrophennotdienst aus Bayern durch die Straßen. Von überall kommen Notrufe.
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