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#Was Bonaventure Ndikung vorhat

„Was Bonaventure Ndikung vorhat“

Dass dies mehr sein würde als die schlichte Weitergabe des Intendantenpostens in einem gut aufgestellten Haus, merkte man schon an dem, was Bonaventure Soh Bejeng Ndikungs Amtsantritt im Januar folgte: nichts. Zweieinhalb Monate lang. Das Berliner Haus der Kulturen der Welt schloss seine Türen und seine Internetseite, auf der nur noch zu lesen war, dass sich 2023 „Rhythmus, Puls und Melodie“ der Institution ändern würden.

Am Dienstag schwoll diese neue Melodie schon einmal kurz an. Ndikung lud zur Programmkonferenz und Vorstellung des Teams, untermalt von der Jazz-Funk-R&B-Afrobeat Band „The Swag“, was schon insofern passend war, als über ordentlich „Swag“ zu verfügen – der beim Versuch einer Übersetzung, etwa mit „coole Ausstrahlung“, umgehend verpufft – zu Ndikungs Ruf gehört, seit er in Berlin 2008 den Ausstellungsraum „Savvy Contemporary“ gründete und als Kurator zur festen Größe im deutschen und internationalen Kunstbetrieb wurde.

Mit lässigem Timbre

Tatsächlich hat wohl selten jemand mit so lässigem Timbre das Wort „world“ ausgesprochen und zum Verb er­klärt: „to unworld, to world, to reworld“. Die Welten, die wir in der Vergangenheit geformt haben und weiterhin formen, seien vielfältig, nahm Ndikung Bezug auf den heute fast rührend unbedarft wirkenden Namen der 1989 wiedereröffneten früheren Kongresshalle, der damals genau so gemeint war.

Das Haus der Kulturen der Welt sollte ein Ort werden für nichtwestliche Kunst und Kultur, die westliche Perspektive blieb allerdings weiterhin Bezugsrahmen. Endgültig überwunden wurde dies erst durch Ndikungs Vorgänger Bernd Scherer, der Ende Dezember nach 17 Jahren Amtszeit in den Ruhestand ging. Scherer unterlief den Namen der Institution gewissermaßen fortwährend, indem er sie zu einem in dieser Form einmaligen Denklabor für die großen globalen Fragen machte, das immer auch die Wissenssysteme hinterfragte, die ein Weltverständnis hervorbringen, am gründlichsten im zehn Jahre dauernden Anthropozän-Projekt.

Vorwurf der Israelfeindlichkeit

Hier dürfte eine der Kontinuitäten zwischen dem alten und dem künftigen HKW liegen: Neue, nicht von Eurozen­trismus geprägte Wissensräume zu schaffen ist ein Anliegen des 1977 in Kamerun geborenen promovierten Biotechnologen Ndikung. Bevor die Vorstellung des Programm einen Eindruck gab, wie er dies umsetzen will, beschwor er den Geist des Hauses als Ort der Liebe und des Respekts, an dem Rassismus, Antisemitismus, Sexismus keinen Platz hätten.

Man konnte dies lesen als Antwort auf die Vorwürfe einer mit Ndikungs postkolonialer Agenda einhergehenden Israelfeindlichkeit; die Frage, wie nah er der Boykottbewegung BDS steht, hat seinen Weg in das prestigeträchtige Amt begleitet. Er hat sich distanziert, der Verdacht blieb. Das überbordende Programm, präsentiert von einem internationalen sechzehnköpfigen Kuratorenteam, nährt ihn jedenfalls nicht.

Es spiegelt einen im besten Sinn dezentralen Blick auf die Welt wider, der Perspektiven des globalen Südens ebenso einbezieht wie die des Nordens und dabei eine Sinnlichkeit und Zugänglichkeit verspricht, die dem bisherigen Programm zuweilen fehlte.

Die diskursive Tiefenbohrung, die das HKW unter Scherer prägte, wird weiter gepflegt: Ein Projekt wird die Beziehung zwischen der DDR und ihren Bruderländern be­leuch­ten, ein anderes das Thema Klimaangst, ein drittes lädt Literaturfestivals ein, beginnend mit Jamaika, ein viertes Köche, als Erstes aus Sierra Leone. Der Publizist Max Czollek wird die Gesprächsreihe „Versöhnungstheater“ verantworten. Ein Musikfestival reist zu drei Orten der Welt, die „Kongo“ im Namen tragen. Bis Ende Mai wird renoviert. Dann lädt das HKW zur dreitägigen Eröffnungsfeier.

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