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#Was braucht es mehr als Schlagersongs und kalte Pizza?

Was braucht es mehr als Schlagersongs und kalte Pizza?

Eine derart im Wortsinn tragende Bedeutung hatten die Bandscheiben des Publikumslieblings Axel Prahl noch nie. In der Rolle von Marko Wendrichs, eines Fahrers für Tiefkühlkost der Marke „Eisland“, leidet er unter der körperlichen Beanspruchung, die das tägliche Kistenschleppen mit sich bringt. Seit mehr als dreißig Jahren kurvt Wendrichs zu Liedern von Roland Kaiser durch die Vororte Hamburgs und wuchtet die bestellten Waren mit knackenden Wirbeln ins Gefrierfach der vorwiegend älteren, alleinstehenden Kundinnen. Für sie ist der immer freundliche Tiefkühlmann, stets hilfsbereit und gesprächig, eine willkommene Abwechslung.

Dann aber macht ein Bandscheibenvorfall Wendrichs unvermittelt zum Frührentner. Für Entspannung hatte der Witwer bisher wenig Zeit, bei Fitnessübungen vor dem Fernseher ist er erschöpft eingeschlafen. Seine Orthopädin (Narges Rashidi) ermahnt ihn, sich zu schonen, die freie Zeit zu genießen. Dabei ist ihm gar nicht klar, welche Vorstellung vom Leben, geschweige denn Hobbys, er eigentlich hat. Bisher kam er mit seinem studierenden Sohn Steffen (Merlin Rose) halbwegs über die Runden, damit hat er es jetzt schwerer. Steffen soll es dank Jurastudium einmal besser haben: „Hauptsache nichts, wo er ein Namensschild tragen muss.“

Als eine wohlhabende Kundin (Inge Maux) just an dem Abend das Zeitliche segnet, an dem sie ihn als einzigen Gast ihrer eierlikörseligen Geburtstagsfeier zu sich nach Hause eingeladen hat, wittert Wendrichs einen Ausweg aus seiner finanziellen Notlage. Das einzige Problem: Als Betrüger, der seine Machenschaften geheim halten muss, macht Wendrichs nicht viel her und bekommt es bald mit dem neugierigen Nachbarn und seinem eigenen Sohn zu tun.

Die Komplexität dieser Tragikomödie ist vergleichsweise überschaubar, der Verlauf früh abzusehen. Das ist nicht weiter schlimm, weil das Debüt des Drehbuchautors Maximilian Kaufmann unter der Regie von Ute Wieland den Blick auf die Charaktere und die Leistung der Schauspieler lenkt. Für die Rolle von Marko Wendrichs suchte das Produktionsteam jemanden, der wie ein alter Bekannter wirkt. Dies ist ihnen mit Axel Prahl gelungen. Ganz ohne den sonst aus dem Münster-„Tatort“ bekannten Klamauk, ernsthaft und dennoch unterhaltsam gibt er den sich abrackernden Kühlwarenfahrer, für den der in seinen Lieblingsschlagersongs besungene Traum des besseren Lebens näher rückt. Prahl hat früher selbst als Fahrer gejobbt, das habe ihm geholfen, gab er zu Protokoll. Auch Rollen wie die der Rentnerin Charlotte Horn (Christine Schorn) sind passend besetzt. Überraschend und etwas losgelöst von der Handlung wirkt der Auftritt von Roland Kaiser gegen Ende, der seinem Fan einen Ratschlag geben will.

Das Problem prekärer Arbeitsverhältnisse wird besonders deutlich, als ein Mitarbeiter der Firma „Eisland“ einen Wutausbruch wegen eines überraschend gekündigten Zeitvertrags bekommt. Die Zeitarbeiter haben es sogar noch schwerer als Leute wie Wendrichs. Aber gegenüber seinem Sohn wirft er auch Fragen nach Gerechtigkeit auf: „Ist das richtig, dass ich dreißig Jahre lang Tiefkühlpizza durch die Gegend fahre und am Ende des Monats noch nicht mal meine Heizung bezahlen kann?“

Am Ende geht es dem Rücken von Marko Wendrichs nicht viel besser, Gleiches gilt für seinen Geldbeutel. „Eisland“ kommt ohne Erlösungserzählung aus, es ist ein Film über die Härten eines Arbeitslebens, mit dem die meisten Zuschauer nur dann zu tun haben, wenn der Lieferant im eigenen Türrahmen steht. Und eine groteske Wendung hat „Eisland“ dann auch noch parat.

Eisland läuft am Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten

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