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#Was das Tolle an Tulpen ist

„Was das Tolle an Tulpen ist“

Sie wachsen in jedem Garten, es gibt sie in jedem Supermarkt, als Frühlingsboten sind sie überall: Tulpen, könnte man meinen, sind nun wirklich nichts Besonderes. Das war mal anders, es gab eine Zeit, da hat eine einzelne Tulpenzwiebel so viel gekostet wie ein vornehmes Haus in der prächtigen Stadt Amsterdam, und auch heute noch ist diese Pflanze besonders – nämlich besonders toll. Wenn man sie sich mal genauer anschaut und darauf achtet, wie schön sie ist, wie sie sich schützt und wie sie sich vermehrt.

Es geht bei der Tulpenzwiebel los: Sie sieht ein bisschen aus wie die Zwiebeln aus der Küche, und es gab eine Zeit, da haben Leute in den Niederlanden sie auch wirklich gegessen, weil sie, im letzten Winter des Zweiten Weltkriegs, kaum etwas anderes hatten. Auch ihre Funktion für die Pflanze ist bei der Tulpe die gleiche wie bei der Speisezwiebel: Die Zwiebel ist eine Art Kapsel, in der die Pflanze schlechte Zeiten übersteht und außerdem für nicht mehr ganz so schlechte, aber auch noch nicht ideale Zeiten Vorräte speichert.

In ihren Wildformen kamen Tulpen früher in wenigen Gebieten Nordafrikas und Südeuropas vor, hauptsächlich allerdings in Mittel- und Zentralasien. Oft in Gegenden, in denen die Winter kalt und die Sommer trocken waren. Keine idealen Bedingungen für Pflanzen: Sie können erst erfrieren und dann vertrocknen. Oder die Evolution stattet sie mit einem Trick aus, um mit diesen Herausforderungen klarzukommen. Wenn es kalt oder trocken oder beides ist, sind die Pflanzen in ihren Zwiebeln gut geschützt, die oberirdischen Teile sind vertrocknet, sogar die empfindlichen Wurzeln haben die Tulpen aufgegeben. Die Zwiebeln sind dann nichts anderes als ein durch trockene Schalen gut geschütztes Kraftpaket, bereit, bei erster Gelegenheit wieder Blätter zu zeigen, eine Blüte auszubilden – und sich sogar gleich auf zwei Arten zu vermehren.


Bild: F.A.Z.

Das mit den Bienen und den Blumen, die Befruchtung und Heranbildung von Samen, das gibt es auch bei Tulpen. Es dauert allerdings Jahre, bis eine Pflanze soweit ist, Samen bilden zu können. Und es ist nicht sicher, dass eine aus Samen gezogene Tulpe dann auch in derselben Farbe blüht wie die Pflanze, von der die Samen stammen. Viel weniger kompliziert (aber nicht weniger ein Wunder) ist die andere Art der Vermehrung, über eine kleine zweite Zwiebel, Tochterzwiebel genannt, die sich seitlich an der Hauptzwiebel bildet, wenn die Pflanze ihre Kräfte nach der Blüte langsam wieder unter der Erde sammelt und sicher verpackt. Sie kann im nächsten Jahr dann als eigene Pflanze blühen – und ihrerseits wieder eine Tochterzwiebel ausbilden.

Eine Erkrankung machte sie so schön

Tulpenzüchter warten nur auf diesen Moment: Sie trennen die beiden Zwiebeln, pflanzen sie in einiger Entfernung zueinander ein, verkaufen oder tauschen sie. Wenn man sie rechtzeitig vor dem Frost (Tulpen brauchen einen Kälteschock, um im nächsten Frühjahr zu wachsen) wieder in den Boden steckt, kann man die Zwiebeln bis dahin gut aufbewahren, mit ihnen handeln, sie auf die Reise schicken. Das wusste man schon vor mehr als vierhundert Jahren, als Tulpen aus ihren Herkunftsländern von Reisenden nach Europa gebracht worden waren und mit ihren Farben, ihrer Pracht, aber auch ihrer Empfindlichkeit schnell sehr beliebt wurden.

Diese Beliebtheit hat in den Niederlanden, unserem Nachbarland, das auch für seine Tulpen berühmt ist, im Frühjahr 1637, also vor bald vierhundert Jahren, für einiges Durcheinander gesorgt, als Tulpenzwiebeln nämlich für kurze Zeit sehr, sehr teuer wurden – und es damit, als sich Leute auf diese unglaublichen Preise verlassen hatten, auch ganz schnell wieder vorbei war. Damals hatten Händler in der Hoffnung, sie mit weiterem Gewinn verkaufen zu können, für viel Geld Tulpen eingekauft – oder, genauer gesagt, das Versprechen, dass es Tulpen geben werde, die es noch gar nicht gab –, und auf einmal wollte niemand mehr so viel dafür bezahlen. Eine komplizierte Geschichte, die unter dem Namen „Tulpenwahn“ berühmt geworden ist.

Besonders beliebt – und selten – war damals eine Tulpensorte namens „Semper Augustus“. Im Jahr 1623, so ist überliefert, soll es davon nur zwölf Exemplare gegeben haben, die alle demselben Mann gehörten, und eine einzelne Zwiebel war tausend Gulden wert. Vierzehn Jahre später kosteten sie das Zehnfache: 1637 sollen für drei dieser Tulpenzwiebeln 30.000 Gulden geboten worden sein. Also kostete eine einzige Zwiebel zehntausend Gulden, damals so viel wie ein teures Haus an einem Kanal in Amsterdam.

Heute weiß man nur noch aus Bildern, wie die „Semper Augustus“ einst aussah: Sie hatte weiße Blütenblätter, die so wirkten, als hätte jemand mit roter Tusche darauf wild gemalt. Warum sie so aussah, haben erst vor hundert Jahren Forscher herausgefunden: Die Tulpen hatten eine Virusinfektion. Inzwischen kann man auch völlig gesunde Tulpen züchten, die ungefähr so aussehen – die „Semper Augustus“ von einst ist leider ausgestorben.

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