#Was hat Hegel mit Rassismus zu tun?

Die Philosophie Hegels inspirierte in den Vereinigten Staaten sowohl die Apologeten der Sklaverei als auch Martin Luther King. Über Freiheitsbegriffe, Paradoxien und Rassismus. Ein Gastbeitrag.

Im Jahr 1860, am Vorabend des amerikanischen Bürgerkriegs, wurden im Kongress in Washington einige Fragen im Zusammenhang mit der sogenannten „peculiar in­stitution“, der Sklaverei, diskutiert. Während die meisten Nordstaaten die Sklaverei inzwischen abgeschafft hatten, hielten die Südstaaten an ihr fest, um ihre Wirtschaft und Kultur aufrechterhalten zu können – was schließlich zu ihrer Abspaltung von der Union führen sollte: Die konföderierten Staaten von Amerika wurden bald zu einer souveränen Nation, die zur Aufrechterhaltung von Versklavung aufgrund der Hautfarbe gegründet wurde und bis 1865 existierte.

Um für die Beibehaltung einer solch unmenschlichen Praxis zu argumentieren, beriefen sich die Abgeordneten der Südstaaten auf eine Reihe von Gesetzen zur „graduellen Abolition“, nach denen die Sklaverei zwar an sich ein ungerechter Zustand sei, eine sofortige Abschaffung aber den befreiten Menschen schade, da die Sklaverei der Assimilierung der sogenannten unzivilisierten „Rassen“ an die moderne Welt diene. Vorgebracht wurden diese Argumente von den gelehrtesten und eloquentesten Rednern der Südstaaten-Demokraten, zu denen ein Abgeordneter aus Mississippi und Philosophieprofessor namens Lucius Quintus Cincinnatus Lamar gehörte.