#Was hilft gegen den Cookieterror im Internet?
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„Was hilft gegen den Cookieterror im Internet?“
Eigentlich ist die ganze Geschichte ein Witz. Und der geht so: Ein Bürger schlendert durch ein Einkaufszentrum, betritt einen Laden. Dort wird er gleich vom Sicherheitspersonal mit Fragen bedrängt und um Unterschriften gebeten. „Dürfen wir Ihre Einkäufe in unserer Kasse speichern?“ „Stimmen Sie der Kameraüberwachung zu?“ „Dürfen wir Sie beim nächsten Mal mit Namen begrüßen?“
Im echten Leben würde der Bürger lachen. Er würde fragen, wo die versteckte Kamera sei. Er würde abwinken, den Laden verlassen und in einen anderen gehen. Erst wenn auch dort Sicherheitsleute auf ihn zugestürmt kämen, Unterschriften verlangen würden, wäre die Sache kein Spaß mehr. Dann wäre das ganze Leben auf einmal ein einziges Internet.
Dort werden die Bürger seit mehr als einem Jahr gegängelt mit hoch aufgerichteten Warnschildern, die ihnen den Weg versperren. Sie sollen Auskunft geben, ob sie Cookies zustimmen. Sonst kommen sie nicht weiter. Cookies sind keine Kekse, sondern Wegmarken, mit denen Internetseiten feststellen, dass der Nutzer, der eben auf Amazon ein Paar Joggingschuhe gekauft hat, der gleiche ist, der nun auf Youtube ein Video über Marathonläufe schaut, und deshalb der ideale Kandidat für einen kleinen Werbefilm über die neueste Lauf-App, der ihm dann eine halbe Stunde später auf Facebook gezeigt wird. Wer immer allen Cookies zustimmt, kann davon ausgehen, dass etliche Werbefirmen ihn irgendwann besser kennen als er sich selbst. Es gibt Studien, die zeigen, dass Facebook die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen anhand von wenigen Hundert Klicks besser vorhersagen kann als die nächsten Angehörigen. Jede Zustimmung zu Cookies füttert also das Cookiemonster, die Datenkrake, die irgendwann weiß, dass der Mann, der gern joggt, auch bei einer renommierten Bank arbeitet, nebenbei Pornos guckt, seine Frau mit der Joggingpartnerin betrügt und gestern nach 23 Uhr bei einer Onlineapotheke ein Mittel gegen Fußwarzen gesucht hat. Jeder Mensch hat Geheimnisse.
Der tausendste Mausklick ist der schmerzhafteste
Also liegt der Gedanke nahe, die Datensammelwut der Konzerne zu bremsen, zum Beispiel damit, dass sie um Erlaubnis bitten müssen. Das stand ab 2009 in der Datenschutzrichtlinie der EU, wurde in Deutschland aber so lange ignoriert, bis die Verbraucherzentrale vor dem Bundesgerichtshof klagte, der im Sommer 2020 urteilte, dass die Seiten überall nachfragen müssen. Seitdem müssen Besucher einer Internetseite erst mal den Papierkram erledigen. Es ist eine Petitesse nach dem Prinzip der chinesischen Wasserfolter. Der tausendste Mausklick ist der schmerzhafteste.
Ein Cookie-Banner im Internet
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Bild: dpa
In politischen Fragen gibt es oft ein Für und Wider, wer seriös argumentiert, hütet sich vor apodiktischen Urteilen. In dieser Frage ist das nicht so. Alle finden den Zustand, wie er ist, schlecht. Wirklich alle: Parteien, Fachleute, Seitenbetreiber, Datenschützer, Verbraucherschützer. Niemand hat beabsichtigt, dass es so wird, wie es ist. Jede einzelne Cookie-Abfrage ist ein kleines Denkmal des Scheiterns. Was den Bürgern die Möglichkeit geben sollte, ihre Daten zu schützen, verkommt in der Praxis zum Gegenteil. Die Menschen klicken die Banner nur noch weg, das zeigen Umfragen. Es gibt sogar kleine Programme, die diese Aufgabe übernehmen. Sie automatisieren die Kapitulation.
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