Deutschland wird gern als Bierbraunation bezeichnet, aber es gibt ein Land, in dem genauso lang, wenn nicht sogar länger das hopfenhaltige Getränk hergestellt wird: Tschechien. Nicht nur wurde das Pils, wie wir es heute kennen, in Tschechien erfunden, der Bierkonsum ist in unserem Nachbarland sogar noch höher und mit 145 Liter pro Kopf jährlich weltweit am höchsten. Kein Wunder, dass die Kneipe in der tschechischen Kultur eine wichtige Rolle spielt. Aber welche ist das genau? Dieser Frage geht die Dokumentation „Die tschechische Kneipe“ der Traditionsbrauerei Budweiser Budvar auf den Grund, die schon seit 1895 ihr Lagerbier mit Zutaten aus der Region braut.

In dieser reist der deutsche Biersommelier Matthias Kopp von trendigen Pubs in Prag zu traditionellen Kneipen in Südböhmen und damit mitten in die Seele der tschechischen Kultur. Denn das gemeinsame Biertrinken wird hier so sehr zelebriert, dass es eigene Redewendungen hervorgebracht hat. ‘Jít na jedno’ beispielsweise bedeutet soviel wie „auf ein Bier gehen“. Auf ein (oder zwei) Biere gehen die Tschech*innen übrigens in ihrer Stammkneipe und genauso wie im Deutschen gibt es dort den „štamgast“, der seinen eigenen Tisch hat und bevorzugt behandelt wird. Wenn du das nächste Mal in Tschechien bist und nicht als erstes bedient wirst, weißt du also warum.

Das perfekte Essen zum Bier

Egal, wie stylisch oder urig eine Kneipe auch ist, ihr Ruf ist einzig vom „výčepní“ abhängig, also der Person, die am Zapfhahn steht. Der*die Biertender*in ist dafür verantwortlich, wie gut das Bier gelagert und ausgeschenkt wird. In der tschechischen Kneipe wird das Pils nämlich nicht einfach nur in ein Glas gefüllt, es gibt sogar eine spezielle Zapftechnik, die „na dvakrat“ genannt wird. Dabei wird dem Bier während des Zapfprozesses Kohlensäure entzogen, sodass ein dicker Schaum entsteht, der das Bier schützt. Stammgäste haben eine so innige Beziehung zu ihrem výčepní, dass sie ihm sogar in eine neue Kneipe folgen würden – der Einfluss der Zapfer*innen auf den Erfolg eines Lokals ist also nicht zu unterschätzen.

Wenn du das nächste Mal in Tschechien bist und Lust auf Bier verspührst, solltest du übrigens auch unbedingt einen genaueren Blick auf die Speisekarte der Kneipe werfen. Darauf wirst du nämlich Gerichte finden, die ideal zum Bier passen. Zum Beispiel „Pivní Sýr“ (Bierkäse), eine salzige und pikante Käsezubereitung, die perfekt zum süß-herben Lagerbier passt. Traditionell wurde der Bierkäse übrigens in Bier getunkt und gegessen, man kann aber auch einen Teelöffelvoll von dem Bierschaum nehmen und den Bierkäse mit Senf und Zwiebeln vermischen. Auch „Tatarák“ (Rindertartar) oder „Nakládaný Hermelín“ (Frischkäse mit Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen) werden fast überall serviert.

Na zdravi!

Wenn du in Tschechien ein Bier bestellen willst, musst du nicht viel machen. Du legst einfach einen Bierdeckel auf den Tisch und erhältst dein Bier – und zwar so lange, bis du den Deckel auf dein letztes leeres Glas legst. Dann weiß die Bedienung, dass du fertig bist. In Tschechien sagt man beim Anstoßen übrigens Na zdravi und besiegelt das Ganze, in dem man einmal mit dem Glas auf den Tisch klopft. In diesem Sinne…

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