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#Was passiert, wenn nur noch Rubel rollen darf

„Was passiert, wenn nur noch Rubel rollen darf“

Nach der Ankündigung Wladimir Putins, dass russisches Gas nur noch in Rubeln bezahlt werden dürfe, rätseln Unternehmen und Banken, wie das in der Praxis ablaufen soll. Auf der einen Seite dürfen und wollen sie nicht gegen die Sanktionen verstoßen, auf der anderen Seite müssten sie irgendwie an Rubel kommen, wenn sie weiterhin Gas aus Russland beziehen wollen. Wie genau die neuen Vorschriften aussehen sollen, steht noch nicht fest. Putin hatte die Zentralbank angewiesen, innerhalb einer Woche Details auszuarbeiten. Insofern gehen auch die Spekulationen darüber, wie es weitergeht, noch weit auseinander.

Bernd Freytag

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

Nach Angaben der Schweizer Bank Vontobel werden aktuell etwa 60 Prozent der russischen Gaslieferungen in Euro und 40 Prozent in Dollar bezahlt. Die Frage sei, ob es überhaupt möglich wäre, für die teilweise langfristigen Lieferverträge kurzfristig die Zahlungs-Währung zu ändern, sagt Kerstin Hottner, Rohstoffexpertin bei Vontobel.

Hoffen auf die Politik

Vor allem für Energieversorger und besonders energieintensive Unternehmen dürfte sich diese Frage unmittelbar stellen. Der Energieversorger ENBW etwa, dessen Leipziger Tochtergesellschaft VNG zu den größten Gashändlern in Deutschland zählt, verweist am Tag nach der Rubel-Forderung auf die Politik. Die direkten Gas-Lieferverträge von VNG seien bis dato in Euro bezahlt worden. Wie es nun weitergehe, bleibe abzuwarten. „Wir unterstützen die bisherigen und aus unserer Sicht umsichtigen Maßnahmen der Bundesregierung voll und ganz“, sagte ein Sprecher. Russlands Forderung sei die Antwort auf die von der Politik beschlossenen Sanktionen. Daher sei in erster Linie die Politik gefragt, ein abgestimmtes Vorgehen zu beschließen.

Einen Ausweg der deutschen Industrie, direkt beim einzigen großen deutschen Öl- und Gasunternehmen Wintershall Dea zu bestellen und dort in Euro zu bezahlen, gibt es nach Darstellung des Unternehmens nicht. Wintershall, eine Tochtergesellschaft der BASF, fördert nach den Worten eines Sprechers zwar direkt vor Ort in Sibirien. Das Gas werde aber sozusagen gleich vom Bohrloch an Gazprom verkauft und nur mit den Russen könnten die Kunden dann direkte Lieferverträge abschließen. Bei der Gasförderung in anderen Ländern, etwa in Norwegen, wo Wintershall ebenfalls fördert, sei das anders.

Wichtigster direkter Erdgaskunde von Russland in Deutschland ist der Energiekonzern Uniper. Von dort war am Donnerstag zunächst nichts dazu zu hören, wie das Unternehmen mit der Rubel-Vorschrift umgehen will. Bisher überweist der Konzern seine Euro-Zahlungen auf ein von Gazprom angegebenes Euro-Konto. Der Energieversorger Eon, aus dem Uniper vor einigen Jahren hervorgegangen ist, hat keine direkten Verträge mit Russland, sondern kauft sein Gas im europäischen Großhandel. Man gehe davon aus, dass es da einfach nach bisherigen Modalitäten weiterlaufe, hieß es von dem Unternehmen. Allerdings sind unter den Partnern auch Gazprom-Tochtergesellschaften wie Wingas.

„Markt für Rubel ziemlich ausgetrocknet“

In den Banken stellt sich allerdings die Frage, woher sie die Rubel für ihre Kunden bekommen könnten, sollte Russland ernst machen. „Da der Markt für den Rubel ziemlich ausgetrocknet ist, könnte wohl nur die russische Zentralbank genügend Rubel für die Öl- und Gasrechnungen bereitstellen“, sagt Rolf Schäffer aus der volkswirtschaftlichen Abteilung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Das hieße aber, die Zentralbank „macht“ den Kurs. Dieser würde dann wohl so gewählt werden, dass er dem bisherigen Preis in Dollar entspräche – die im Zuge der Kriegssanktionen schwer gebeutelte Währung würde also künstlich gestärkt.

„Das Ganze ist unserer Meinung nach wohl reine Propaganda: Wäre der von der Zentralbank gewählte Rubelkurs überhöht, würde das Russland nichts nützen, weil es mit Rubel im Ausland ohnehin nichts kaufen könnte, aber die Kunden noch schneller vertreiben würde“, sagt Schäffer. Aber Russland würde mit einem künstlich hohen Rubelkurs unheimlich „stark“ aussehen. „Das wäre dann wie früher in der Sowjetunion. Die Dollar-Konten der Notenbank wären von all dem nicht betroffen. Die Dollar würden indirekt weiter fließen wie bisher.“

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