Wissenschaft

#Was Schlafmangel mit uns macht

Wer zu wenig schläft, fühlt sich nicht nur müde. Der Schlafmangel kann sich auch erheblich auf unsere Stimmung und unsere psychische Gesundheit auswirken. Eine Studie fasst nun die Ergebnisse aus mehr als 50 Jahren Schlafforschung zusammen. Demnach sorgt zu wenig Schlaf dafür, dass wir weniger positive Emotionen empfinden und uns mehr Sorgen machen. Nach einem Schlafentzug zeigten Testpersonen zudem stärkere Symptome von Depressionen und Angststörungen. Aus Sicht des Forschungsteams ist dieses Ergebnis gerade deshalb relevant, da große Teile unserer Gesellschaft regelmäßig zu wenig schlafen.

Schlaf ist für uns lebenswichtig. Im Schlaf sorgen Wachstumshormone dafür, dass sich der Körper regeneriert; unser Immunsystem wird aktiviert und gestärkt, und unser Gehirn verarbeitet die Eindrücke des Tages. Wie viel Schlaf wir genau brauchen, ist individuell unterschiedlich und hängt unter anderem vom Alter, dem individuellen Lebensstil und dem Gesundheitszustand ab. Für gesunde Erwachsene gelten sieben bis neun Stunden als Richtwert, Kinder brauchen deutlich mehr Schlaf. Viele Menschen schlafen allerdings regelmäßig weniger, als gut für sie wäre.

Synthese aus 50 Jahren Schlafforschung

„In unserer Gesellschaft, die weitgehend unter Schlafmangel leidet, ist es für die Förderung der psychischen Gesundheit von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen von Schlafmangel auf die Emotionen zu quantifizieren“, sagt Cara Palmer von der Montana State University. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie deshalb die Ergebnisse aus mehr als 50 Jahren Schlafforschung zusammengetragen und ausgewertet. Dabei bezog das Team 154 Studien mit insgesamt 5715 Teilnehmenden ein.

In all diesen Studien wurde der Schlaf der Testpersonen gestört: Mal wurden sie über einen längeren Zeitraum wachgehalten, mal durften sie mehrere Nächte in Folge weniger schlafen als gewöhnlich, mal wurden sie während ihrer Schlafenszeit wiederholt geweckt. Vor und nach dem Schlafentzug wurde auf verschiedene Weise ihr emotionaler Zustand erhoben. Beispielsweise füllten sie Fragebögen zu ihrer Stimmung aus, absolvierten Tests für Depressionen und Angststörungen, oder nahmen an Experimenten teil, in denen ihre Reaktion auf emotionale Reize erfasst wurde.

Auswirkungen auf die psychische Gesundheit

„Unsere Studie stellt die bisher umfassendste Synthese der experimentellen Schlaf- und Emotionsforschung dar“, sagt Palmer. „Sie liefert eindeutige Beweise dafür, dass längere Wachphasen, verkürzte Schlafdauer und nächtliches Aufwachen das emotionale Funktionieren des Menschen negativ beeinflussen.“ So berichteten die Testpersonen nach dem Schlafentzug von weniger positiven Emotionen wie Freude, Glück und Zufriedenheit. Zudem zeigten sie mehr Angstsymptome, darunter sowohl psychische Angstgefühle als auch körperliche Symptome wie Herzrasen.

„Dies geschah sogar nach kurzen Perioden des Schlafverlusts, etwa wenn die Testpersonen eine oder zwei Stunden länger als gewöhnlich aufblieben oder wenn sie nur ein paar Stunden Schlaf verloren hatten“, berichtet Palmer. Je größer der Schlafmangel, desto stärker waren die Auswirkungen. Ähnliche Ergebnisse, wenn auch weniger ausgeprägt, zeigten sich für depressive Symptome sowie für negative Emotionen wie Traurigkeit, Sorgen und Stress.

Chronisch unausgeschlafen

„Erhebungen aus den USA haben ergeben, dass mehr als 30 Prozent der Erwachsenen und bis zu 90 Prozent der Jugendlichen nicht genug Schlaf bekommen“, sagt Palmer. „Mobilfunkdaten geben Hinweise auf ähnliche verkürzte Schlafmuster in der ganzen Welt.“ Mit Blick auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung wäre es aus Sicht der Forschenden sinnvoll, die Erkenntnisse in politische Maßnahmen einfließen zu lassen. „Das kann sich auf die maximal zulässigen Arbeitszeiten für Berufsgruppen wie Chirurgen, Piloten oder Lkw-Fahrer beziehen, auf Schulanfangszeiten, Militär- und Kampfeinsätze, sowie auf Überlegungen zur Sommerzeit“, so das Forschungsteam.

In zukünftigen Studien wollen Palmer und ihr Team zudem herausfinden, wie sich die emotionalen Funktionen nach einem Schlafentzug erholen, wenn die Personen sich wieder ausgeschlafen haben. Auch individuelle und kulturelle Unterschiede wollen sie verstärkt in den Blick nehmen. Außerdem wäre es dem Forschungsteam zufolge sinnvoll, ein breiteres Spektrum an Altersgruppen zu betrachten. Zwar nahmen an den nun ausgewerteten Studien Menschen zwischen sieben und 79 Jahren teil, die Mehrheit waren aber junge Erwachsene.

Quellen: Cara Palmer (Montana State University, USA) et al., Psychological Bulletin, doi: 10.1037/bul0000410

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Wissenschaft kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!