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#Trainer des FC Bayern München: Thomas Tuchels neue Freiheit

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Vor dem Spiel gegen RB Leipzig dominiert beim FC Bayern vor allem ein Thema: die Trennung von Thomas Tuchel im Sommer. Der Coach legt vor der wichtigen Partie seine Sicht der Dinge dar.

Er saß schon seit mehr als 13 Minuten in dem Pressestüberl in der Säbener Straße, als es das erste Mal um das Ereignis ging, um das es dort normalerweise geht: um das nächste Spiel. „Serge ist noch raus, Phonzy fehlt, Sacha Boey fehlt, Nous Mazraoui fehlt, Kingsley Coman fehlt, Upa ist leider gesperrt und Konni ist nach sechs zurück im Training und kann im Kader sein“ – so sagte das also Thomas Tuchel, der Fußballtrainer des FC Bayern München, der mit seiner Mannschaft am Samstagabend (18.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) gegen RB Leipzig, den Tabellenfünften der Bundesliga, antritt.

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Doch an diesem Freitagmittag wollte keine Reporterin und kein Reporter in der Säbener Straße von Tuchel wissen, wer statt dem Innenverteidiger Dayot Upamecano spielen könnte und was eigentlich in dieser Woche mit Thomas Müller sei, weil alle wussten, dass es noch nicht um das nächste Spiel gehen konnte.

Also von vorne.

Als Thomas Tuchel und Dieter Nickles, der Pressesprecher des Klubs, in das Pressestüberl kamen, mussten sie schmunzeln. „Findet jeder Platz?“, fragte Nickles und schaute auf die 20 schwarzen Stühle, die – anders als sonst – alle besetzt waren. Und Tuchel, der Fußballtrainer, der seit dieser Woche weiß, dass er den FC Bayern, den Verein, für den er erst seit dem März 2023 arbeitet, schon im Anschluss an diese Saison wieder verlassen muss? Er schüttete sich währenddessen Wasser in sein Glas, nahm einen großen Schluck. Dann antwortete er für fast 25 Minuten auf Fragen und stellte seine Sicht der Dinge dar.

Einblick in Tuchels Denken

Der erste Fragesteller, dem Nickles das Wort erteilte, war Torben Hoffmann, früher Fußballprofi, heute Reporter des Sportsenders Sky, der wissen wollte, wie es denn nun „zu diesem Ereignis“ kam. Darauf antwortete Tuchel so: „Wie kam’s dazu – wir haben am Dienstag gesprochen und haben am Mittwoch die Mannschaft informiert und dann schon euch informiert.“ Und auch wenn Tuchel am Freitag nicht über alle Themen sprechen wollte, die am Dienstag und am Mittwoch diskutiert worden waren („Die Verantwortlichen kennen meine Analyse. Es ist auch eine sehr selbstkritische Analyse. Es ist keine Analyse für die Öffentlichkeit.“), sprach er genug Themen an, um einen Einblick in sein Denken zu geben.

In seiner ersten Antwort sagte er, warum die Entscheidung gegen ihn aus seiner Sicht getroffen wurde: „Wir sind unzufrieden mit der Art und Weise, wie wir spielen. Wir sind unzufrieden mit der Punkteausbeute und den drei Niederlagen in Folge.“ Er sagte dann aber auch, warum er darin nicht nur eine Entscheidung gegen sich sehe. „Ich denke, es ist kein eindeutiges Bild. Ich denke, wenn es ein eindeutiges Bild und einen eindeutigen Schuldigen gäbe – in dem Fall: den Trainer –, dann säße heute jemand anders hier. Ich denke, das impliziert die Entscheidung auch.“

Und nun? Es sei eine neue Situation, sagte Tuchel, für ihn selbst, für sein Trainerteam, für seine Mannschaft. Er hoffe, dass die Situation eine Freiheit bringe. Und dann sagte er einen der interessantesten Sätze, den er so oder so ähnlich später auch wiederholte: „Sie bringt sie auf jeden Fall für den Trainer: eine Freiheit in den Entscheidungen, eine Freiheit, wie man agiert.“

Es ging um Joshua Kimmich, den Mittelfeldspieler, der sich selbst als Sechser sieht, aber der nie der Sechser war, den Tuchel wollte („Josh ist ein extrem wichtiger Spieler, ein Führungsspieler und ich denke, dass auch in den letzten Spielen Josh nicht an seine Topform herankommt, mehr gibt’s nicht zu sagen“). Es ging um einen möglichen Autoritätsverlust durch die Entscheidung („Das würde mehr über den Spieler aussagen als über meine Autorität“). Und dann ging es wieder um die neue Entscheidungsfreiheit.

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„Es verändert sich auf jeden Fall die Situation“, sagte Tuchel. „Du brauchst diene Entscheidungen nicht mehr abzuwägen, was das für eine Langzeitwirkung hat. Jetzt kann alles wie ein Pokalspiel gecoacht werden. Von Spiel zu Spiel. Eine Kaderentscheidung, eine Auswechslung, eine Einwechslung – das hat für mich persönlich keine Langzeitwirkung mehr.“ Und weil er das nicht nur einmal so deutlich sagte, wird man an diesem Samstagabend besonders darauf achten, wen er spielen lässt – und wen nicht.

Die letzte Frage durfte dann der Mann stellen, der schon die erste Frage stellen durfte: Torben Hoffmann. Er interessierte sich für den Einfluss der Langzeitwirkung auf die Entscheidungen eines Trainers. „Ob jemand als 18- oder 19-Jähriger, als 25-Jähriger oder als 30-Jähriger spielt, das ist schon eine andere Form von Umgang“, sagte Tuchel – und sprach Hoffmann und alle anderen direkt an: „Wenn Thomas Müller auf der Bank sitzt, wie sind da die Nachfragen?“ Als Hoffmann darauf einging, wurde Tuchel das erste Mal an diesem Mittag ein bisschen emotional. „Ihr seid doch die allerersten, die einen Unterschied machen: Wer wird ausgewechselt? Den hat er ausgewechselt? Dann wird eine Woche Sondersendung drüber gemacht, eine Woche darüber geschrieben.“

Und sagen wir mal so: Wenn Thomas Müller an diesem Samstag nicht spielen sollte, wird Tuchel auf Fragen zu Thomas Müller antworten müssen. Und wenn seine Mannschaft, das Spiel nicht gewinnen sollte, wird es vielleicht noch um eine ganz andere Fragen gehen: Ob Tuchel bis zum Saisonende weitermachen darf.

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