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#Jetzt kommt meine Zeit!

Jetzt kommt meine Zeit!

Kennen Sie das Buch „The Art of Learning“ von Joshua Waitzkin? Waitzkin war mal ein Schach-Wunderkind. „Searching for Bobby Fischer“ heißt ein Paramount-Film über ihn. Waitzkin wurde aber kein neuer Fischer, keine amerikanische Schach-Ikone, er hörte auf mit dem Gedankenspiel und wandte sich der chinesischen Kampfkunst Tai Chi zu, in der er Weltmeister wurde. In seinem Buch beschreibt er den Prozess, der ihn nach oben führte, hin zur Perfektion. Der Schlüssel zum Streben nach Exzellenz, schreibt er, sei ein organischer Lernprozess und nicht das Leben in einer Hülle statischer Mittelmäßigkeit.

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Warum erzähle ich Ihnen das? Weil in meinem Wohnzimmer auf einem Tisch in der Ecke noch immer ein Schachbrett steht und eine Schachuhr, beides Relikte aus dem vergangenen Jahr. Und jetzt, da der Winter kommt und es kurz nach dem Aufstehen schon wieder dunkel wird, ist sie wieder da, die Zeit für schwermütigen Sport. Ich denke dabei nicht daran, in meinem Exzellenzstreben den von Waitzkin eingeschlagenen Weg zum Kampfsport zu gehen, eher den umgekehrten Weg, zur Schach-Meisterschaft. Schließlich: Nichts ist unmöglich.

Die ersten Schritte in meine möglicherweise spektakuläre Schachkarriere habe ich im vergangenen Winter getan, indem ich ungeschlagen blieb. Auslöser war die Netflix-Serie „Damengambit“, die dafür sorgte, dass plötzlich die halbe Welt verrückt nach Schach war. Bald gab es keine Bretter mehr zu kaufen, keine Schachuhren. So ziemlich alle, die ich kenne, fielen damals in der Kälte des Winters und des Lockdowns dem wärmenden Schachvirus zum Opfer. Mein Vorteil: Ich hatte in meiner Jugend auf Laienniveau ganz passabel Schach gespielt, und irgendwo oben im Regal fanden sich noch ein paar Lehrbücher, kurzum, ich stand gegen Verwandtschaft und Freundschaft klar auf Sieg.

Gegen einen mehrere hundert Kilometer entfernten Verwandten spielte ich regelmäßig per Videocall. Zunächst sorgte für Irritation, dass er der Überzeugung war, beim Eröffnungszug zwei Bauern jeweils ein Feld vorziehen zu dürfen. Mein Verwandter räumte erst nach ausgiebiger Internetrecherche die Möglichkeit ein, dass sich diese Regel seit seinem letzten Spiel dahingehend geändert haben müsste, dass man nur noch mit einem Bauern ziehen dürfe, ein oder zwei Felder.

So begann meine Siegesserie, ob eins gegen eins am Brett oder per Video-Schalte, wobei Sie recht haben, wenn Sie einwerfen, dass meine Gegner womöglich nicht auf höchstem Niveau agierten. Aber haben sich nicht auch die berühmtesten Boxer mit Aufbaugegnern an die Spitze gekämpft? Jedenfalls stehen Brett und Uhr bei mir noch am alten Platz. Jetzt, denke ich, kommt wieder ihre Zeit. Meine Zeit.

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