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#Washingtons Worst-Case-Szenario

Washingtons Worst-Case-Szenario

Es ist das Worst-Case-Szenario, welches das amerikanische Militär seit Tagen befürchtete. Präsident Joe Biden befand sich am Donnerstag gerade im Lagezentrum des Weißen Hauses, wo er – wie zuletzt an jedem Morgen – über die aktuelle Situation in Afghanistan unterrichtet wurde, als aus Kabul eine „große Explosion“ gemeldet wurde. John Kirby, der Sprecher des Pentagon, teilte kurz darauf mit, er könne bestätigen, die Explosion am Abbey Gate des internationalen Flughafens sei das Ergebnis eines „komplexen“ Angriffs. Zumindest eine weitere Explosion habe es am nahen Baron Hotel gegeben.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Während die amerikanische Regierung zunächst noch vage blieb und von Opfern unter Afghanen und Amerikanern sprach, gaben die Taliban an, es seien mindestens 13 Menschen getötet und mindestens 52 Menschen verletzt worden. Später bestätigte ein Sprecher des Pentagons, dass mehrere amerikanische Soldaten getötet worden seien. Das Wall Street Journal berichtete, der amerikanische Botschafter in Kabul habe seine Mitarbeiter darüber informiert, dass unter den Toten auch vier amerikanische Marineinfanteristen seien.

„Sehr spezifische Bedrohung“

Das Abbey Gate ist einer von drei Zugängen zum Flughafen. Im Baron Hotel außerhalb des Flughafengeländes hatten die Amerikaner ihre Bürger untergebracht, die mit Evakuierungsflügen außer Landes gebracht werden sollten. Wegen der gefährlichen Lage legten sie den Weg zum Flughafen nicht selbst zurück, sondern wurden von Hubschraubern abgeholt. Die auf das Flughafengelände ausgelagerte amerikanische Rumpfbotschaft hatte schon in der Nacht zu Donnerstag eine Warnung veröffentlicht: „Aufgrund der Sicherheitsbedrohungen vor den Toren des Flughafens Kabul raten wir amerikanischen Bürgern, derzeit nicht zum Flughafen zu reisen und die Tore des Flughafens zu meiden.“ Amerikaner, die sich am Abbey Gate, East Gate oder North Gate aufhielten, sollten das Gebiet „sofort“ verlassen. Mit Bezug auf amerikanische Militärs war von einer sehr spezifischen Bedrohung durch den örtlichen Ableger der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) die Rede.

Nach dem Anschlag konnte am Donnerstag zumindest noch ein Transportflugzeug starten. Jedoch war schon nach der Terrorwarnung die Arbeit am Flughafen etwas heruntergefahren worden. Nachdem die amerikanischen Streitkräfte ihre Mission zuletzt derart beschleunigt hatten, dass alle 45 Minuten ein Transportflugzeug starten konnte, verlangsamte sich die Taktzahl. Von Mittwochmorgen bis Donnerstagmorgen waren etwa 5100 Personen mit amerikanischen Transportmaschinen in Sicherheit gebracht worden – weniger als die Hälfte der Geretteten vom Vortag.

Die Vorbereitungen für den Abzug des Militärs bis zum 31. August sollen mit dem Rückgang nichts zu tun haben. Im Pentagon wurde darauf hingewiesen, dass der Abzug erster Einheiten keine Auswirkungen auf den Flugverkehr habe. Auch wurden Berichte zurückgewiesen, dass man die Mission schon in den nächsten 36 Stunden beenden werde. Im State Department hatte Außenminister Antony Blinken am Mittwoch mitgeteilt, dass noch etwa 1500 amerikanische Staatsbürger in Afghanistan seien. 4500 Amerikaner seien schon ausgeflogen worden. Viele der Verbliebenen hätten sowohl die amerikanische als auch die afghanische Staatsbürgerschaft. 500 Amerikaner waren allein in den letzten 24 Stunden in Sicherheit gebracht worden.

Mit 500 der mutmaßlich 1500 verbliebenen Staatsbürger sei man in Kontakt, telefonisch oder per E-Mail, sagte Blinken. Sie hätten konkrete Anweisungen zu ihrer baldigen Rettung erhalten. Was die übrigen Personen anbelangt, die man trotz mehrmaliger Versuche noch nicht habe erreichen können, ist die Sache komplizierter. Im State Department hob man hervor, dass deren Zahl auch deutlich niedriger sein könnte. Blinken sprach davon, dass einige schon vorher ausgereist seien könnten. Andere hätten womöglich angegeben, amerikanische Staatsbürger zu sein, seien es aber nicht.

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„Wir befinden uns auf dem richtigen Weg“

Und es könnte auch einige Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft geben, die Afghanistan als ihre erste Heimat betrachteten und nicht ohne ihre weitere Verwandtschaft leben wollten, sagte Blinken – auch angesichts des Drucks aus dem Kongress, die Mission notfalls zu verlängern. Biden hatte schließlich allen ausreisewilligen Amerikanern in Afghanistan zugesichert, sie „nach Hause zu bringen“. Im Weißen Haus hatte Jen Psaki, die Sprecherin des Präsidenten, mit Blick auf den 31. August hervorgehoben, man befinde sich auf dem richtigen Weg. Das war vor den Anschlägen. Der Präsident, hatte sie hinzugefügt, werde aber über Notfallpläne informiert, falls man doch länger bleiben müsse.

Kein Geheimnis wird daraus gemacht, dass man bis zur Frist nicht alle afghanischen Ortskräfte, ihre Familien und solche Afghanen retten kann, die nun im Visier der Taliban sind. Blinken sagte, dass es keine „Frist“ für die Bemühungen gebe, Amerikanern und Afghanen zu helfen, das Land nach dem Abzug des Militärs zu verlassen. Die Taliban hätten sich verpflichtet, Personen über den 31. August hinaus sicheres Geleit zu ermöglichen. Man arbeite an Plänen, diesen künftigen Prozess konsularisch zu unterstützen, äußerte Blinken.

Freilich ist noch nicht einmal klar, ob beziehungsweise wie Washington den Minimalbetrieb seiner Botschaft aufrechterhalten kann. Blinken hob hervor, es sei die Erwartung Washingtons und der Staatengemeinschaft, dass Personen, die nach dem Anzug der amerikanischen Streitkräfte das Land verlassen wollten, nicht zurückgewiesen würden. Er fügte hinzu: „Wir haben sicher Anreize und Druckmittel gegenüber einer zukünftigen afghanischen Regierung, um sicherzustellen, dass dies geschieht.“ Man werde die schutzsuchenden Afghanen nicht vergessen.

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