Nachrichten

#Weg mit Viren im Büro

Inhaltsverzeichnis

Weg mit Viren im Büro

Mit der Hygiene ist das so eine Sache. Auch am Arbeitsplatz. Gründe für Unzufriedenheit oder Misstrauen gibt es täglich: Den einen stört morgens der Kaffeefleck auf dem Schreibtisch – konnte der in den vielen Stunden seit Feierabend nicht weggewischt werden? Der andere glaubt auf dem Teppich verdächtige Flecken zu erkennen – wo die bloß herkommen? Und der nächste ist sicher, dass die Toiletten seit einer Ewigkeit nicht mehr gereinigt wurden – garantiert! Seit Corona dürfte die Gelassenheit nicht gerade zugenommen haben, denn jetzt ist auch noch ein Virus im Spiel. Und weil die meisten Beschäftigten in ihren Unternehmen Reinigungskräfte selten oder nie zu sehen bekommen, bleibt die Gebäude- und Büroreinigung ein Mysterium. Jeder erwartet das Beste, aber kaum einer weiß, wie sie im Detail funktioniert, wer sie übernimmt und worauf es ankommt.

Uwe Marx

Für Sascha Hartmann gilt das nicht. Er hat die maximale Expertise: drei Jahre Ausbildung, Meister im Gebäudereinigungshandwerk, staatlich geprüfter Desinfektor, Studium und demnächst vermutlich eine Dissertation. Thema: klimaneutrale Gebäudereinigung. Hartmann ist beim Berliner Dienstleistungsunternehmen Dussmann für rund 10 000 Reinigungskräfte zuständig, und es geht ihm wie Fußball-Nationaltrainern: Die haben es auch mit unzähligen Beobachtern und Kritikern zu tun, die alles besser zu wissen glauben. „Viele, die zu Hause ihre Toilette putzen, denken: In den Büros läuft das doch auch nicht groß anders“, sagt er. „Aber Gebäudereinigung ist mehr als nur Putzen.“ Konkretes Beispiel: „Wenn Blutflecken auf dem Teppich sind, macht man die nicht so einfach weg. Das dauert schon etwas länger und ist eine Wissenschaft für sich.“

Dass Corona seinen Arbeitgeber früh in Atem hielt, hat auch mit einem Kunden aus Bayern zu tun: dem Autozulieferer Webasto, der Ende Januar mit dem deutschen Corona-Patienten Nummer 1 in die Schlagzeilen geriet. Für das Unternehmen war das einschneidender als für den Dienstleister, denn eine Haftung von Reinigungsunternehmen gibt es in solchen Fällen nicht. Patient Nummer 1 war ein Mann, der sich in einem Besprechungsraum bei einer chinesischen Kollegin angesteckt hatte. Die Verwaltung und Entwicklungsabteilung wurden damals dichtgemacht, die Beschäftigten ins Homeoffice geschickt. Die Reinigung dort ist Privatsache – und weniger standardisiert. Mehr als 700 000 Reinigungskräfte – Mindestlohn von Anfang 2012 an: 11,11 Euro – gibt es in Deutschland, Selbstständigkeit ist keine große Hürde. Meister muss man jedenfalls nicht sein.

Die neuen Wünsche der Kunden

In vielen Büros kommen hingegen große Dienstleister zum Einsatz, die sich um Teeküchen, Toiletten, Treppenhäuser, Teppiche, Tastaturen, Telefone, Türklinken und Ko. kümmern. Allein die Dussmann-Reiniger nehmen sich täglich rund 12 Millionen Quadratmeter vor, das entspricht 1700 Fußballfeldern. Weil mehr als 100 Pflegeeinrichtungen darunter sind, ist Hartmann vor normalen Büros nicht bange. „Anders als in Heimen haben wir in Büros seltener mit wirklich gefährlichen Keimen zu tun“, sagt er. Infektionskrankheiten seien aber schon immer Thema bei der Arbeit gewesen, Tuberkulose etwa. „Und mit Influenzaviren haben wir im Grunde täglich zu tun.“

Länger werden Büros derzeit wegen Corona normalerweise nicht gereinigt, heißt es in der Branche. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks geht in einer Beispielrechnung von durchschnittlich 15 Minuten je Büro aus. „Generell sind für die Reinigung keine weiteren Arbeitsschritte aufgrund der Pandemie hinzugekommen“, heißt es bei Piepenbrock aus Osnabrück, einem der größten Gebäudedienstleister des Landes. Dasselbe gelte für die Reiningungsprodukte. Die Reinigung von Oberflächen erfolge zumeist mit tensidhaltigen Reinigern – „diese sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch gegen das Coronavirus wirksam“.

In vielen Büro- und Gewerbeimmobilien gilt es derzeit eher, die neuen Wünsche von Kunden zu erfüllen. Vor allem werden Reinigungsintervalle verändert: Wo Haupteingänge vor der Pandemie meist einmal am Tag gereinigt wurden, rücken Reinigungskräfte heute zum Teil im Stundentakt an. In den Räumen selbst warten weitere Herausforderungen: zum Beispiel neue Schutzwände aus Plexiglas, die sehr empfindlich und nicht einfach zu reinigen sind. Vor allem aber ist der Beratungsaufwand gewachsen, für Mitarbeiter und für Kunden.

Es sind schließlich Sorgen hinzugekommen, die vor Corona kein Thema waren. Etwa die Frage, welche Rolle eine Klimaanlage in der Bekämpfung von Viren spielt, oder ob zusätzliche Geräte zur Luftreinigung sinnvoll sind. Bei Sascha Hartmann klingt durch, dass Klimaanlagen für Reinigungskräfte eine größere Gefahr sind als für Beschäftigte im Büro. In deren Filtern blieben Viren hängen, und das Wechseln sei heikel. Man muss sich das wie bei einem prall gefüllten Staubsaugerbeutel vorstellen, nur viel größer. Wer so etwas angeht, braucht einen speziellen Schutzanzug. Klimaanlagen seien für Beschäftigte unbedenklich, professioneller Umgang vorausgesetzt. Mobile Filtergeräte findet Hartmann trotzdem sinnvoll. „Eine zusätzliche Luftreinigung mit entsprechenden Filtern sorgt für zusätzliche Sicherheit“, sagt er.

Neuen Hilfsmitteln und Technologien gegenüber ist die Branche ohnehin aufgeschlossen. So gibt es neben Reinigungsrobotern inzwischen Raumsensoren, die Bewegungen messen oder QR-Codes an Schreibtischen, über die sich Nutzer anmelden – beides, um Reinigungskräften zu signalisieren, ob und wann geputzt werden muss. Denn durch den häufigeren Wechsel vom Arbeitsplatz ins Homeoffice ist das schwieriger denn je zu organisieren. Auch gibt es neue Beschichtungen für große Oberflächen, die Mikroorganismen zerstören. Ein Wundermittel sind sie aber nicht. „Hundertprozentige Keimfreiheit ist nicht möglich, auch nicht durch den Einsatz neuer Oberflächen“, sagt Hartmann. „Sie unterstützen die Reinigung zwar, aber sie ersetzen sie nicht.“ Und auch die Reinigung selbst stößt an Grenzen. Sie sei nun mal „vergänglich“.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!