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#Weihnachtswahnsinn mit Kind — von Konsumrausch und Perfektionsdrang

„Weihnachtswahnsinn mit Kind — von Konsumrausch und Perfektionsdrang“

Langsam kann ich den Grinch verstehen. Früher habe ich mich immer gefragt, wie jemand so grausam sein kann, alle Geschenke zu stehlen und damit sämtlichen Whos das Weihnachtsfest zu versauen. Mittlerweile denke ich, dass ohne den ganzen Geschenke-Wahnsinn einiges leichter wäre. Und wenn man mal ehrlich ist, hat der grünfellige Miesepeter mit der ausladenden Körpermitte ja völlig recht mit seiner Konsumkritik.

Nachts spielt Mutti Weihnachtswichtel

Wenn man Kinder hat, steigert sich nicht nur der Konsum in schwindelerregende Höhen. Auch die vorweihnachtlichen Vorbereitungen nehmen immer mehr Zeit und Raum ein. Und irgendwie ist da stets das nagende Gefühl, nicht genug zu machen. Ein gekaufter Schoko-Adventskalender? Was fällt dir ein, du herzloses Stück? Ein liebevoll befüllter Stoffkalender? Gähn, wie öde. Heutzutage muss offenbar ein drolliger kleiner Weihnachtswichtel in euer Zuhause einziehen und den Kindern die Vorweihnachtszeit versüßen. Da der Wichtel nachts wirkt (klar, da könnte die Mama sonst ja schlafen), kriegen die Kinder ihn nie zu Gesicht, sondern entdecken erst am nächsten Morgen seine tollpatschigen Streiche, niedlichen Briefe und zauberhaften Überraschungen. Es gibt ganze Bücher, die sich mit der skandinavischen Tradition beschäftigen. Klar, ich finde das auch putzig, aber mal ernsthaft: Wer hat die Zeit und die Nerven, um nachts den Wichtel zu spielen, lächerlich kleine Briefe zu schreiben, Mehl vor die Wichtelbehausung zu streuen und winzige Fußspuren hineinzudrücken? Und das in einer Zeit, die ohnehin schon vollgepackt ist mit nervigen To-dos.

Panikattacken und Daydrinking

An dieser Stelle möchte ich gern den Satiriker Sebastian Hotz zitieren. El Hotzo postete am 29. November:

Weihnachtszeit als Kind ist eine magische Zeit voller Wunder und Freude, Weihnachtszeit als Erwachsener sind vier Wochen lang Panikattacken und Daydrinking.

Sebastian Hotz

Ich fühle das. so. sehr. Denn wer sorgt dafür, dass die Vorweihnachtszeit für die Kinder so magisch ist? Die Eltern, traditionellerweise die Mütter. Seit ich Mutter geworden bin, empfinde ich die Vorweihnachtszeit als stressig. Ich rausche mit 250 Sachen durch diese Wochen, die ja eigentlich BESINNLICH und FRIEDVOLL sein sollen, versinke im Vorbereitungstunnel, den Kopf voll mit ellenlangen Listen und dringenden Erledigungen: Adventskalender befüllen, die Wohnung weihnachtlich dekorieren, Plätzchen backen, Nikolaus-Stiefel rausstellen, Geschenkideen sammeln – Geschenkideen absprechen – Geschenke besorgen, diverse Weihnachtsfeiern besuchen, Weihnachtsmenüs zusammenstellen, Besuche von Verwandten und Bekannten planen, noch ein Wichtelgeschenk, dazwischen dreißig Hefe-Rentiere für das KiTa-Fest backen, Adventskranz basteln (niemals kaufen!), noch ein Wichtelgeschenk, Weihnachtskarten schreiben, Geschenke einpacken, wenigstens einmal zum historischen Weihnachtsmarkt am Rathaus hetzen, Baum aussuchen – aufstellen – schmücken, spätestens an Heiligabend kollabieren. Ach ja, und nicht zu vergessen: Wollen wir dieses Jahr vielleicht auch wichteln?

Weihnachten mit Kind: „O du Stressige!“

Kurz gesagt: Der Mental Load dieser Tage ist tonnenschwer und droht mich zu zermalmen. Und ich frage mich: Warum tue ich mir das an? Und wäre es nicht schöner, den ganzen Rummel einfach sein zu lassen und die Vorweihnachtszeit mit schönen Dingen zu verbringen? Beim Spielen mit dem Kind wirklich präsent sein zu können, weil man den Kopf zur Abwechslung mal nicht voller To-dos hat? Was nützt meinem Sohn der Adventskalender mit einem Inhalt, der selbst die Kardashians vor Neid erblassen lassen würde? Was hat er von dreiundachtzig verschiedenen Sorten selbst gebackener Weihnachtskekse statt einer Fuhre herkömmlicher Butterplätzchen (außer Bauchschmerzen)? Die Antwort: In meinem Fall nur eine sehr gestresste Mama. Also nehme ich mir vor, im nächsten Jahr etwas zu ändern. Mit Ausnahme des Adventskranzes wird es keine Weihnachtsdeko mehr geben. Muss man eh nur abstauben. Ich bin gerne kreativ, aber wenn ich es will und nicht, wenn ich es muss. Der Adventskranz vom letzten Jahr wird also wieder benutzt (ist sowieso nachhaltiger). Außerdem werde ich Oma und Opa fragen, ob sie Lust haben, dieses Mal seinen Adventskalender vorzubereiten.

Ab sofort k(l)eine Plätzchen

Denn Fakt ist doch: Mein Kind spürt, dass es geliebt wird, auch wenn ich an den vierundzwanzig Tagen vor Weihnachten kein Feuerwerk aus Deko, Gebäck und Wichtelzauber abfeuere, das schließlich an Heiligabend im absoluten Konsumrausch gipfelt. Deshalb werde ich ab sofort kleine Plätzchen backen. Und wie immer beschreibe ich nur meine persönliche Gefühlslage. Wenn du in kreativen Basteleien und Weihnachtsvorbereitungen aufgehst, dann lass gern die Heißklebepistole glühen. Aber wenn du keine Lust oder einfach keine Kapazitäten für den ganzen Zauber hast, bist du deswegen noch lange kein*e schlechte*r Mutter oder Vater. Und wenn du wirklich gar nichts geschafft hast, dann sag deinem Kind einfach, der Grinch hätte alle Geschenke geklaut. Und den Adventskalender. Und den Nikolaus-Stiefel. Und die Weihnachtsgans. Ich wünsche euch schön, friedvolle und vor allem entspannte Weihnachten. 🙂

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