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#Welche Rolle spielte der Handel mit Wildtieren in China?

Welche Rolle spielte der Handel mit Wildtieren in China?

Bisher gab es nur Anekdoten über die grausamen Zustände auf den Tiermärkten in Wuhan vor dem Ausbruch der Pandemie. Nun belegt eine Studie, dass illegaler Wildtierhandel dort allgegenwärtig war. International geschützte Arten wie Sibirische Wiesel seien offen angeboten worden, schreiben Wissenschaftler aus China, Kanada und Großbritannien in dem Papier, das in dieser Woche in der Zeitschrift Nature erschienen ist.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Fast ein Drittel der untersuchten Säugetiere hätten Wunden von Schüssen oder Fallen erlitten, was darauf hinweist, dass sie gewildert wurden. Die hygienischen Bedingungen waren zudem so, dass sie einen Übersprung des SARS-CoV-2-Virus zumindest möglich erscheinen lassen. „Fast alle Tiere wurden lebend verkauft, in übereinandergestapelten Käfigen und in schlechtem Zustand“, heißt es in dem Papier. „Die meisten Geschäfte boten Schlachtdienste an, die vor Ort durchgeführt wurden.“

Keine Pangoline und Fledermäuse

Die Studie wirft nicht nur die Frage auf, ob illegaler Wildtierhandel beim Ausbruch der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt hat. Sie widerspricht in einigen Punkten auch den Ergebnissen der Mission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Wuhan. In deren Abschlussbericht heißt es unter Berufung auf chinesische Stellen: „Kein illegaler Handel mit Wildtieren wurde festgestellt.“ Weiter steht dort, es seien keine bestätigten Berichte gefunden worden, dass im Jahr 2019 lebende Säugetiere auf dem Markt verkauft wurden. Zudem fehlt in dem WHO-Bericht die Information der Nature-Studie, dass auch Marderhunde und Nerze in Wuhan gehandelt wurden. Von ihnen weiß man, dass sie als Reservoir für SARS-CoV-2 dienen können.

Zu ihren Ergebnissen kamen die Wissenschaftler durch eine Routineuntersuchung. Einer der Autoren hat zwei Jahre lang monatlich jene 17 Marktstände untersucht, die in Wuhan mit Wildtieren handelten. Natürlich wusste der Wissenschaftler der China West Normal University in Nanchong damals noch nichts von SARS-CoV-2. Er war auf der Suche nach dem Ursprung eines SFTS-Virus, das von Zecken übertragen wird, und beendete seine Nachforschungen erst, als der Huanan-Markt wegen des Corona-Ausbruchs geschlossen und der Handel mit Wildtieren verboten wurde.

Was er in den Marktständen vorfand, wird dennoch relevant sein für die Frage nach dem Ursprung des Coronavirus. Unter anderem heben die Forscher hervor, dass in Wuhan nach ihren Erkenntnissen keine Pangoline oder Fledermäuse verkauft wurden.

Laborthese wird wieder Beachtung geschenkt

Warum aber haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse erst jetzt veröffentlicht, mehr als anderthalb Jahre nach dem Ausbruch? Der Grund ist offenbar die Angst von Wissenschaftlern vor einer Politisierung der Erkenntnisse. Der Mitautor Chris Newman von der University of Oxford sagte der F.A.Z., das Manuskript sei schon im April 2020 beim Magazin Conservation Letters eingereicht worden, wo es bis Oktober 2020 zweimal einer Prüfung durch Peer-Reviewer unterzogen wurde. „Am Ende entschieden sie, dass sie es für unangebracht halten, sich in die Kontroverse über den Ursprung von Covid-19 einzuschalten.“ Mitautorin Christina Büsching findet das „ungeheuerlich“. Für die Frage nach dem Ursprung des Virus sei es bedeutend zu wissen, dass Tiere an Ort und Stelle geschlachtet wurden. Zu weiteren Verzögerungen sei es dann bei der Zeitschrift Nature gekommen, „die ironischerweise wegen der Beeinträchtigung des akademischen Betriebs durch Covid einige Zeit brauchten, Reviewer zu finden“, sagte Newman.

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Die Studie erinnert daran, dass es weiterhin zahlreiche ungeklärte Fragen zum Wildtierhandel in China und zu seiner möglichen Rolle bei der Entstehung der Pandemie gibt. Viele Fachleute fragen sich, warum die chinesischen Behörden bisher keine systematische Untersuchung der Lieferketten der Wuhaner Wildtierhändler vorgelegt haben. Ebenso wenig wurden Pelztierfarmen in Südchina untersucht, die von Fachleuten als möglicher Ort eines Übersprungs von einer Fledermaus auf einen Übergangswirt betrachtet werden.

Der deutsche Virologe Christian Drosten verwies im Schweizer Onlinemagazin Republik darauf, dass bisher „keinerlei Studien“ veröffentlicht wurden, die der Frage nachgehen, ob Zuchtbestände von Marderhunden oder Nerzen das SARS-CoV-2-Virus in sich tragen. Dabei müsse man nur „hingehen“ und Abstriche machen, sagte Drosten. Selbst als in Dänemark im vergangenen Jahr Millionen Nerze getötet wurden, gab es darüber in China keine öffentlichen Äußerungen.

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Neben dem Wildtierhandel als möglichem Auslöser der Pandemie hat zuletzt die andere Hypothese von einem möglichen Laborunfall viel Aufmerksamkeit erhalten, obwohl es keine grundlegenden neuen Erkenntnisse dazu gibt. Ein Grund dafür ist, dass die Glaubwürdigkeit des Wuhan Institute of Virology zuletzt gelitten hat. Unter anderem wurde durch eine Dissertation bekannt, dass das Institut Experimente an hochansteckenden Viren auch in Laboren der geringen Sicherheitsstufe zwei durchgeführt hat. Außerdem wurde bekannt, dass das Institut aktiv mit dem Virus RaTG13 gearbeitet hat, dessen Genom mit SARS-CoV-2 zu 96 Prozent übereinstimmt.

Bisher waren Fachleute davon ausgegangen, dass das Virus unangetastet im Tiefkühler gelagert worden sei. Das Virus stammt aus einer Kupfermine in der südchinesischen Provinz Yunnan, wo 2012 sechs Arbeiter erkrankten, die Fledermauskot aus der Mine beseitigen sollten. Drei von ihnen starben. Die Forschungsleiterin des Wuhaner Instituts, Shi Zhengli, gab an, sie seien an einer Pilzkrankheit gestorben. Doch eine Studie einer Medizin-Doktorandin über die Arbeiter hat daran Zweifel geweckt. Sie schrieb 2013, die Männer hätten sich mit einem „SARS-ähnlichen“ Virus infiziert. Der amerikanische Regierungsberater Anthony Fauci hat China unterdessen aufgefordert, mehr Informationen über die erkrankten Minenarbeiter zu veröffentlichen.

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