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#Welle von Wohnungskündigungen befürchtet

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Welle von Wohnungskündigungen befürchtet

Im Rhein-Main-Gebiet sind immer mehr Menschen in Kurzarbeit, und auch die Arbeitslosigkeit nimmt zu“, sagt Eva-Maria Winckelmann. Die Direktorin des Landesverbands des Deutschen Mieterbunds weist darauf hin, dass längst nicht mehr nur Beschäftigte in der Gastronomie und der Veranstaltungsbranche betroffen seien, sondern beispielsweise auch solche, die am Flughafen und bei der Lufthansa arbeiten. „Das sind Leute, die niemals damit gerechnet haben, dass sie arbeitslos werden.“ Winckelmann geht daher davon aus, dass im kommenden Jahr eine regelrechte „Welle“ an Menschen entstehe, die ihre Miete nicht mehr bezahlen können und daher ihre Wohnung verlieren.

Ein zweiter Grund für diese düstere Prognose ist laut Winckelmann, deren Verband mehr als 100.000 Haushalte und damit etwa 200.000 Menschen in Hessen vertritt, dass nur wenige Mieter im Frühjahr dieses Jahres von dem Angebot Gebrauch gemacht hätten, sich ihre Miete drei Monate lang stunden zu lassen. Dies hatte die Bundesregierung für den Zeitraum vom 1. April bis zum 30. Juni ermöglicht, sofern Mieter von der Pandemie betroffen waren. Vermieter dürfen aufgrund dieser Mietrückstände nicht kündigen, aber bis zum 30. Juni 2022 muss die ausstehende Miete nachbezahlt werden. Viele Mieter hätten daher eher auf ihre Rücklagen zurückgegriffen, anstatt Mietschulden vor sich herzuschieben. „Die trifft es jetzt doppelt, denn sie haben keine Rücklagen mehr. Und sofern ihre regulären Gehälter an der unteren Grenze des mittleren Einkommens angesiedelt sind und sie daher noch keine Sozialhilfe erhalten, reicht das in der Kurzarbeit nicht mehr aus, um die Miete zu zahlen“, schildert sie die Situation, die der neuerliche Lockdown noch verschärft.

Die Pandemie treffe zunehmend Menschen, die bisher gut verdient haben. Beispielhaft nennt Winckelmann Mitarbeiter der Lufthansa, von denen viele mit anderen Lufthansa-Angestellten zusammenleben würden. Diese seien in einem solchen Fall doppelt von der Kurzarbeit betroffen und hätten zugleich in guten Zeiten nicht ganz billige Wohnungen, etwa in Frankfurt oder Wiesbaden, gemietet. „Da kann es ganz schnell passieren, dass sich ein Paar die angemietete Wohnung auf Dauer nicht mehr leisten kann“, schildert sie die Folgen.

Aus Scham zu spät Hilfe holen

Dies zeige sich täglich in den Beratungsgesprächen der im Verband organisierten hessischen Mietervereine, etwa in Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden. „Das sind oft Menschen, denen es furchtbar peinlich ist, bei uns um Rat nachzufragen. Dabei können die gar nichts dafür, viele von ihnen hatten noch nie mit finanziellen Problemen oder gar drohender Wohnungslosigkeit zu tun“, erläutert die Verbandsdirektorin und fügt an: „Wer hätte denn gedacht, dass die Lufthansa in eine solche Schieflage gerät?“ Viele Betroffene würden sich aus Scham zu spät Hilfe holen. Dabei sei gerade dies wichtig, um den drohenden Verlust der Wohnung noch zu verhindern. Gekündigt werde zudem schneller, denn viele Vermieter würden aufgrund der Pandemie bereits bei ein oder zwei ausstehenden Monatsmieten „die Reißleine“ ziehen.

Das ist nicht das einzige Problem für Mieter im Ballungsraum. Laut Winckelmann steigen schon jetzt die sogenannten Eigenbedarfskündigungen, und auch dies sei eine Auswirkung der Pandemie. „Viele Vermieter versuchen nicht mehr nur für ihre Kinder, sondern auch für Neffen und Nichten, die selbst in eine günstigere Wohnung ziehen müssen, mit Hilfe von Eigenbedarf zu kündigen“, sagt sie. Dies treffe dann auch Mieter, die gar keine finanziellen Probleme haben, sich aber dann im überhitzten Wohnungsmarkt des Rhein-Main-Gebietes eine neue und oft teurere Bleibe suchen müssen.

Winckelmann erwartet, dass die Zahl der Wohnungskündigungen im Frühjahr um 15 Prozent steigen wird. Sie fordert Bund und Land auf, einen Wohnhilfefonds einzurichten, der unbürokratisch Mietzuschüsse und Übernahmen gewährt. Dies fordere übrigens auch der Verband der Wohnungswirtschaft, denn es gebe ja auch Vermieter, die aufgrund ausfallender Mieten ihre Baudarlehen nicht bedienen könnten. „Frankfurt braucht etwa fünf Millionen Euro, und für ganz Hessen sollten 15 Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt werden“, nennt sie eine Summe, die im Vergleich zu anderen Corona-Hilfen „ein Klacks“ sei. Rutschten Menschen aufgrund von Wohnungslosigkeit in die Obdachlosigkeit ab oder würden dauerhaft zu Sozialhilfebeziehern, werde dies für den Staat teurer, warnt die Verbandsdirektorin.

Exakte Zahlen, wie viele Hessen akut von der Kündigung bedroht sind, hat die Verbandsdirektorin noch nicht. Auch die Landesregierung hat auf eine bereits im September gestellte Anfrage der Fraktion der Linken im Hessischen Landtag noch nicht geantwortet. Die Linke will unter anderem wissen, wie viele Privatvermieter aufgrund coronabedingter Mietschulden während der drei Monate im Frühjahr auf eine Kündigung verzichteten. Zudem geht es darum, wie die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte verfährt und wie viele Mieter von der angekündigten Mieterhöhung Anfang nächsten Jahres betroffen sind. „Wir brauchen dringend das Aussetzen von Zwangsräumungen und Versorgungssperren sowie die Einrichtung eines Mietschuldenfonds unter finanzieller Beteiligung von Wohnungskonzernen und großen Privatvermietern“, fordert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jan Schalauske.

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