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#Wem dient schöpferische Zerstörung?

Wem dient schöpferische Zerstörung?

Zu Beginn der Corona-Pandemie haben Sie im Interview mit dieser Zeitung gesagt: „Unsere wichtigste Funktion ist in diesen Tagen definitiv, Orientierung zu bieten. Dafür sind wir einst geschaffen worden – als wesentliche Institution für das Funktionieren unserer Demokratie.“ Das Trust Barometer der Agentur Edelman stellt nun fest, es sei den etablierten Medien nicht gelungen, Fake News zu Corona mit Qualitätsjournalismus zu kontern. Hat auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk versagt?

Das Gegenteil ist der Fall. Die Akzeptanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist während der Corona-Pandemie gewachsen. Mit ihren Angeboten – online wie linear – erreicht die ARD täglich annähernd achtzig Prozent der Bürger. Vor zwei Jahren waren 78 Prozent mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zufrieden, gegenwärtig sind es 82 Prozent. Dabei gibt es zwischen Ost und West kaum Unterschiede. Selbst das von Ihnen erwähnte Trust Barometer einer amerikanischen PR-Agentur registriert für Deutschland einen Vertrauenszuwachs in die Medien von drei Prozentpunkten. Anscheinend weiß die Mehrheit der Bevölkerung sehr genau, wo sie in der Krise die verlässlichsten Informationen erhält.

Das Trust Barometer meint, der ernsthafte Journalismus habe an Boden verloren, die Rede ist von „Bankrotterklärung“. Wie sehen Sie diese Bewertung?

Diese Analyse mag für die Vereinigten Staaten zutreffen. Dort haben wir es seit längerem mit polarisierten und polarisierenden Medien zu tun. Das hat noch keinem Land, keiner demokratischen Gesellschaft auf Dauer gutgetan. Wenn wir die Vereinigten Staaten als Schrittmacher neuer digitaler Kommunikationstechnologien verstehen, muss uns das zu denken geben und uns anspornen. Es zeigt, wie wichtig es ist, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einer Demokratie zur Basis-Infrastruktur gehört. Dabei spielt eine zentrale Rolle, dass wir ohne Empörungsjournalismus arbeiten, unsere Quellen deutlich machen, für Transparenz und differenzierte Einordnung sorgen, ohne politische Präferenzen und ohne kommerzielle Interessen. Denn rein wirtschaftliche Überlegungen tragen dazu bei, dass Teilöffentlichkeiten entstehen und dass Menschen sich mehr auf Fake News und Halbwahrheiten verlassen. Mit unseren Angeboten müssen wir ein stärkeres Gegengewicht darstellen, vor allem im Internet.

Sehen Sie eine Chance, die Gruppen, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk misstrauen, mit Fakten zu erreichen?

Ja, ich sehe eine Chance. Unsere Aufgabe besteht darin, mit Tatsachenwahrheiten zu informieren, die beim Abgleich mit der Wirklichkeit entstehen. Und diese Angebote werden stärker nachgefragt. Der digitale Raum ist de facto im Privatbesitz, mit den dazugehörigen Geschäftsmodellen, die vielfach empörungsgetrieben sind. Wenn Empörungsgetriebenheit mit Journalismus verwechselt wird, ergibt sich für die liberale Demokratie eine schwierige Situation. Deshalb müssen die Qualitätsmedien insgesamt stärker im digitalen Raum präsent sein, dort, wo viele Menschen ihre Informationen suchen. Wir müssen gegenwärtig zwei Pferde reiten, wie es der ehemalige BBC-Generaldirektor beschrieb, das lineare und das digitale, und beide benötigen Futter. Ein ähnliches Problem haben auch andere Medienhäuser, die sich nicht nur auf die digitale Welt konzentrieren können, im Gegensatz zu Facebook oder Google. Wir müssen deshalb eine Art schöpferischer Zerstörung betreiben, um möglichst schnell kraftvoll im Digitalen präsent sein zu können. Dazu gehört eine größere Dialogfähigkeit als bisher, um als Basis für Meinungsbildung in unserem Land weiterhin maßgeblich zu sein.

Sie sprechen von „schöpferischer Zerstörung“. Seit Sie vor fast fünf Jahren Intendantin geworden sind, reformieren Sie den Sender. Von 2022 an gibt es ein neues Vorabendprogramm. Ist das Teil der „schöpferischen Zerstörung“?

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