#„Das wird Toni Kroos vielleicht nicht gefallen“
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„„Das wird Toni Kroos vielleicht nicht gefallen““
Santiago Cañizares, ehemaliger Torhüter der spanischen Nationalelf und von Real Madrid, wusste, dass er gleich ein heikles Lob aussprechen würde: „Das wird Toni Kroos vielleicht nicht gefallen. Sie sind ja keine Freunde“, sagte Cañizares in der Talk-Runde nach dem 3:1-Sieg von Real Madrid über den FC Liverpool am Dienstag. „Aber Toni Kroos ähnelt immer mehr Bernd Schuster.“ Ausgerechnet Schuster! Der ehemalige Mittelfeld-Dirigent und Trainer bei Real hatte Kroos 2019 noch als Dieseltraktor kritisiert, er trabe nur noch vor sich her. Und nun soll Kroos wie Schuster spielen?
Wie ein klassischer Regisseur verteilte Kroos gegen Liverpool millimetergenau die Bälle, mit weiten Pässen aus der eigenen Hälfte, „aus dem Fußgelenk heraus“, nannte man das bei Spielern wie Schuster. „Pässe über 50, 60 Meter in den Rücken der Abwehr“, schwärmte Cañizares. „Seine Art, das Spiel zu lesen, der Blick für die Bewegungen seiner Mitspieler, der richtige Pass im richtigen Augenblick und auch die technische Fähigkeit, dies alles auszuführen, das haben nur ganz wenige.“
Der Fußball sei heute stark vom Kurzpassspiel dominiert, auch das beherrsche Kroos, fand der ehemalige Torwart. Aber lange Bälle, wie sie Kroos am Dienstagabend spielte, seien kaum noch zu sehen. Daher die Erinnerung an Schuster. Sportjournalist Julio Maldonado pflichtete bei: „Kroos war heute ein Skandal, so gut war er.“
„Ein phantastischer Pass von Toni“
Toni Kroos hat wohl tatsächlich gegen Liverpool eine seiner besten Leistungen gezeigt, seit er 2014 bei Real Madrid unter Vertrag ist. Beim 1:0 passte er tief aus der eigenen Hälfte diagonal auf den schnellen Vinicius in der Sturmspitze. Sein weiter Pass vor dem 2:0 war nicht unbedingt eine Vorlage, verunsicherte die stets ein wenig hüftsteif wirkende Liverpooler Abwehr aber so sehr, dass der Ball schließlich bei Asensio landete, der das Leder über Schlussmann Alisson hinweghob.
„Wir wissen, dass sie zwei sehr offensive Außenverteidiger haben und wir ihnen dort weh tun können“, sagte Real-Trainer Zinédine Zidane mit seiner gewohnten Zurückhaltung: „Es war ein phantastischer Pass von Toni, und mit der Schnelligkeit von Vinicius wurde es zu einem sehr schönen Tor.“
Zidane äußert sich nicht zum ersten Mal so positiv über Toni Kroos. In einem Interview mit dem TV-Sender Arte unterstrich der Franzose die Fähigkeiten seines deutschen Mittelfeldspielers. „Wenn ich mich einmal zurückziehe, kann ich sagen: Ich war Trainer von Toni Kroos“, sagte Zidane stolz. „Er passt sich immer seiner Aufgabe an. Er kann auf der Sechs spielen, außen oder als klassische Zehn“, schwärmte Zidane: „Und er wird nie nervös. Es fasziniert mich, wie er mit beiden Füßen spielt. Man könnte denken, er wäre ein geborener Linksfuß.“
Nicht immer spielt Kroos so spektakulär. Seine offizielle Statistik mit acht Torvorlagen und zwei Toren in dieser Saison spiegelt nur schlecht seine Bedeutung fürs Team wider. „Die Spiele haben immer den Rhythmus von Kroos“, sagt sein Mittelfeldkollege Casemiro. Bei jedem Auftritt spielt Kroos 70 bis 90 Pässe, 90 Prozent davon kommen an.
Manchmal passt er die Bälle vor allem dem offensiveren Modric zu, er schickt die Pässe aber auch direkt in die Spitze zu Benzema, wie zuletzt achtmal beim 3:1 gegen Celta de Vigo, was zu zwei Toren führte. Die Tageszeitung „El País“ strich zuletzt auch Kroos’ Dribblings vor seinen Pässen heraus, bei denen er den ballführenden Fuß wechselt, wie es Zidane an ihm so bewundert.
Er sei sich bewusst, nicht der Schnellste zu sein, sagte Kroos einmal von sich selbst. Darum wollte er stets im Kopf schneller als alle anderen sein. Mentale Schnelligkeit zeichnet Weltklassespieler nun einmal aus. Ähnlich hatte sich einst Barças ehemaliger Mittelfeldregisseur Xavi Hernández geäußert, als er Spanien zwischen 2008 und 2012 zu zwei Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft führte.
Jürgen Klopp hatte seine Spieler vor Reals Mittelfeld mit Kroos, Casemiro und Modric gewarnt. Es hat wenig genutzt. Seit Casemiro 2015 nach Madrid kam, spielen sie zusammen. Ihr gegenseitiges Spielverständnis ist ganz offensichtlich, dennoch ist es ein Mittelfeld mit Verfallsdatum. Casemiro ist zwar erst 29, aber Modric ist schon 35 Jahre alt, Kroos 32. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre.
Als er 2019 verlängerte, sagte er, er könne sich kaum vorstellen, noch darüber hinaus zu spielen. Doch er ließ sich ein Hintertürchen offen: „Meine Idee ist, dass es zumindest mein letzter langfristiger Vertrag ist.“
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