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#Wen die Gaskrise unerwartet trifft

„Wen die Gaskrise unerwartet trifft“

Fehlt Ammoniak, dann fehlen Düngemittel, dann fehlt Adblue, dann fehlt Salpetersäure, dann fehlt eine schier unendliche Latte von Zusatzstoffen für Leim, Harz, Melanin, Metallbeschichtungen, Kühlmittel. Und als ob das alles noch nicht reichen würde, schlagen jetzt auch noch Brauer, Mineralwasserhersteller, Schlachtereien und Lebensmittelproduzenten Alarm. Ihnen fehlt das Kohlendioxid, ein wichtiges Abfallprodukt der Ammoniakproduktion.

Bernd Freytag

Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

Keine Chemikalie benötigt mehr Erdgas zur Produktion – 90 Prozent der variablen Kosten macht das Gas hier aus. Wegen des enormen Preisanstieges hat ein Großteil der europäischen Ammoniakproduzenten ihren Betrieb gestoppt, was den Preisauftrieb global anheizt. Und das schon jetzt mit beträchtlichen Folgen. Die europäischen Düngemittelhersteller stecken in ihrer größten Krise, Bauern fürchten erheblich steigende Kosten für die Nahrungsmittelproduktion, die Verkehrswirtschaft warnt vor einem Engpass von Adblue.

Nun warnt die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrien vor einem „Kaskadeneffekt“ wegen des fehlenden Kohlendioxids. Die Entwicklung sei „besorgniserregend“. Kohlendioxid werde etwa benötigt für die Verpackung frischer Lebensmittel, zudem bei der Abfüllung von Getränken wie Mineralwasser, Limonaden und Bier und zudem für das Betäuben von Tieren in Schlachtbetrieben. Auch im Gemüseanbau wird Kohlendioxid verwendet, um damit die Luft in den Gewächshäusern anzureichern, damit die Pflanzen schneller wachsen und resilienter werden. „Seit Anfang August werden wir nicht mehr beliefert“, klagt etwa der Gemüsebauer Thomas Albers aus Papenburg. Dieser Schritt sei ohne Vorwarnung des Lieferanten gekommen, von einem Tag auf den anderen. Seine Pflanzen würden schon schlapp: „Wir rechnen mit einem Produktionsausfall von rund 20 Prozent.“

Schutzgas für Lebensmittel

In der Lebensmittelindustrie wird das farblose und geschmacksneutrale Kohlendioxid vor allem als Schutzgas eingesetzt, um die Haltbarkeit der abgepackten Lebensmittel zu verlängern. Das Schutzgas – meist ein Gemisch aus Kohlenstoffdioxid und Stickstoff, manchmal auch Argon, Wasserstoff oder Helium – unter der Plastikfolie abgepackter Lebensmittel schützt, indem es Sauerstoff verdrängt und damit die Oxidation und das Wachstum von Mikroben verhindert.

Brauereien brauchen Kohlendioxid zum sogenannten „Vorspannen“ der Tanks und Flaschen vor der Abfüllung: Damit wird übermäßige Schaumbildung verhindert


Brauereien brauchen Kohlendioxid zum sogenannten „Vorspannen“ der Tanks und Flaschen vor der Abfüllung: Damit wird übermäßige Schaumbildung verhindert
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Bild: dpa

Aber auch Getränkehersteller brauchen Kohlendioxid, etwa um Mineralwasser und Limonaden mit Kohlensäure zu versetzen, damit sie angenehm sprudeln. „CO2 für Kohlensäure ist derzeit so knapp wie noch nie“, sagt Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen: „Nur noch 30 bis 40 Prozent der üblichen Liefermengen sind derzeit am Markt verfügbar.“

Viele Lieferanten könnten ihre zugesagten Lieferverpflichtungen nicht erfüllen und verweisen dabei auf „höhere Gewalt“. Einige wenige Mineralbrunnen haben die Abfüllung schon kurzzeitig einstellen müssen. Rund 70 Prozent des in Deutschland verkauften Mineralwassers enthält Kohlensäure, aber nur ein kleiner Teil davon enthält schon von Natur aus genug quelleigene Kohlensäure, meist muss das Wasser noch zusätzlich mit Kohlensäure angereichert werden. Aktuell werden rund 30 Prozent als stilles Wasser verkauft.

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