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#Wenn 3,4 Prozent als Hyperinflation gelten

„Wenn 3,4 Prozent als Hyperinflation gelten“

Das sichtbarste Zeichen, dass sich in der japanischen Wirtschaft Ungewöhnliches tut, hat gerade der größte japanische Gewerkschaftsbund Rengo gegeben. Rengo, der rund 7 Millionen Mitglieder vertritt, will im kommenden Jahr eine Lohnerhöhung um 5 Prozent fordern. Das ist 1 Prozentpunkt mehr als in den vergangenen Jahren und so viel wie seit 28 Jahren nicht mehr. Ob der Gewerkschaftsbund damit durchkommt, ist nicht gewiss. Für kleinere Unternehmen sind 5 Prozent mehr angesichts steigender Importkosten kaum zu stemmen. Doch Rengos Forderung unterstreicht den Unmut, der in der Bevölkerung angesichts der steigenden Preise aufkommt.

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Landesweit erreichte die Inflation im September 3 Prozent. Im Großraum Tokio stiegen die Preise im Oktober um 3,4 Prozent. Verglichen mit einer Inflationsrate von 10 Prozent in Deutschland ist das wenig. In einem Land, in dem die Bewohner seit den Neunzigerjahren an stabile Preise gewöhnt sind und in dem die Löhne kaum steigen, wirken 3,4 Prozent freilich wie eine Hyperinflation. Das sagt ein geldpolitisch versierter Ökonom in Tokio nur halb im Scherz.

Die finanz- und geldpolitische Antwort auf den Teuerungsschub wirkt widersprüchlich. Die Bank von Japan strebt eine höhere Inflationsrate an, während die Regierung die Inflation mit subventionierten Preisen dämpft. Die Bank von Japan kümmert sich um die Abwertung des Yens nicht, während die Regierung mit Interventionen am Devisenmarkt die Abwertung und so auch den Inflationsdruck abschwächt.

Zum Konjunkturpaket gehört auch eine Babyprämie

Im Detail regiert die Regierung auf den Teuerungsschub so, wie sie in den vergangenen Jahren auf jede wirtschaftliche Besorgnis reagiert hat: Sie legt ein Konjunkturpaket auf. 29,1 Billionen Yen (198 Milliarden Euro) nimmt Ministerpräsident Fumio Kishida dafür in einem Nachtragshaushalt frisch in die Hand. Der größte Posten in dem Paket sind Finanzhilfen, um die privaten Haushalte bei den Energiepreisen zu entlasten. Die Kilowattstunde Strom wird um 7 Yen (4,8 Cent) verbilligt, der Kubikmeter Stadtgas um 30 Yen. Die schon zu Jahresbeginn eingeführten Subventionen, um den Benzinpreis an der Tanksäule derzeit um 40 Yen auf etwa 170 Yen (1,15 Euro) zu drücken, werden mindestens bis zum kommenden Sommer verlängert.

Zu dem Paket gehören auch Finanzhilfen für Unternehmen, die die Löhne erhöhen, oder eine Babyprämie von 100.000 Yen (680 Euro) für Schwangere. Kishida, der in manchen Umfragen nur noch weniger als 30 Prozent Zustimmung erhält, was in Japan als Warnschwelle gilt, muss überall Punkte machen.

Die Bank von Japan reagiert auf den Teuerungsschub damit, dass sie nichts tut. Sie ließ am Freitag die lockere Geldpolitik mit dem Negativzins von minus 0,1 Prozent und dem 10-Jahres-Zinssatz um null Prozent unverändert. Die Bank sieht Wachstumsrisiken und steht bereit, die Zinsen weiter zu senken. Das Wachstum soll nach der Prognose mit 2 und 1,9 Prozent in diesem und im kommenden Fiskaljahr recht stabil sein. Ein Inflationsrisiko sieht die Bank nicht. Die Inflationsrate soll von 2,9 in diesem auf 1,6 Prozent im kommenden Fiskaljahr sinken. Mittelfristig erreicht Gouverneur Haruhiko Kuroda so die gewünschte Geldentwertung von 2 Prozent nicht.

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