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#„Wenn die Ukraine fällt, sind wir die nächsten“

„„Wenn die Ukraine fällt, sind wir die nächsten““

Es gibt eine Zahl, die ahnen lässt, wie sehr sich Litauen von Russlands Krieg gegen die Ukraine getroffen fühlt. Mehr als 17 Millionen Euro haben die drei Millionen Einwohner des Landes seit dem russischen Angriff am 24. Februar an die Organisation „Blue/Yellow“ gespendet, die Ausrüstung für die ukrainischen Streitkräfte beschafft: Geländewagen, Schutzwesten, Stiefel, Helme, Nachtsichtgeräte, Gewehre – alles, was Zivilisten kaufen können. Und das ist noch lange nicht alles, was die Litauer in den vergangenen zwei Wochen für die Verteidigung der Ukraine aufgebracht haben.

Viele überweisen ihren Beitrag direkt auf das Konto, das die ukrainische Nationalbank zur Unterstützung der Streitkräfte eingerichtet hat. Eine große Spendenaktion gilt den Familien der ukrainischen Soldaten. Natürlich wird auch für alles gespendet, was Flüchtlinge in und aus der Ukraine brauchen, für Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Unterkünfte, und auch da kommt sehr viel zusammen. Tausende Litauer haben sich bereit erklärt, Ukrainer bei sich zu Hause aufzunehmen. Aber an erster Stelle steht doch die Unterstützung für die ukrainischen Soldaten.

„Viele denken bei dem, was in der Ukraine gerade passiert, an unsere eigene Geschichte“, sagt Rokas Radzevičius. „Wir fühlen eine Gemeinsamkeit mit den Ukrainern“, ergänzt seine Frau Aistė Smilgevičiutė. „Da ist derselbe Widerstandsgeist.“ Die beiden haben mit ihrer Folkrockband Skylė vor zwölf Jahren ein Album über die Partisanen aufgenommen, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Besetzung Litauens durch die Sowjetunion kämpften. Der bis 1953 währende Widerstand war vollkommen aussichtslos und wurde dennoch von einem großen Teil der Bevölkerung unterstützt. Um ihn zu brechen, deportierte die Sowjetmacht Zehntausende nach Sibirien, die auch nur entfernt im Verdacht standen, die Partisanen zu unterstützen.

„Brüder“-Lieder: Aistė Smilgevičiutė und Rokas Radzevičius


„Brüder“-Lieder: Aistė Smilgevičiutė und Rokas Radzevičius
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Bild: Modestas Ežerskis

Während der Arbeit an ihrem Album „Broliai“ („Brüder“) wühlten sich Radzevičius und Smilgevičiutė durch viel historische Literatur. Sie lasen Tagebücher und Erinnerungen von Partisanen – Dokumente, die in Verstecken aufbewahrt worden waren, bis Litauen 1991 wieder unabhängig wurde. Sie redeten mit Überlebenden und suchten nach passenden Melodien für die Gedichte, mit denen sich die Männer und Frauen in ihren Erdbunkern und Unterschlüpfen in den litauischen Wäldern Mut machten. „Wenn man anfängt, sich mit dem Thema zu befassen, dann merkt man, wie sehr diese Wunden noch schmerzen“, sagt Radzevičius. „In unseren Familien war das wie bei den meisten, über so etwas wurde nicht viel gesprochen“, berichtet seine Frau. In der Sowjetunion, die beide als Jugendliche noch erlebt haben, war es besser, wenn die Kinder nicht zu viel wussten.

Jahrzehnte des erzwungenen Schweigens

Nach dem Ende der Diktatur zeigte sich dann, wie sehr das erzwungene Schweigen und das Jahrzehnte währende Gefühl ständiger Gefahr für jene, die alles erlebt hatten, zur zweiten Natur geworden waren. „Irgendwie wusste ich, dass meine Großmutter von Russen verprügelt worden ist, als sie mit meinem Vater schwanger war“, erzählt Smilgevičiutė. „Aber erst, als wir unser Partisanen-Album schon gemacht hatten, habe ich dann erfahren, dass sie von den Sowjets misshandelt wurde, weil ihr Bruder in den Wald gegangen ist.“ In den Wald gegangen – so sagt man, wenn die Partisanen gemeint sind.

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