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#Wenn Mörder ihre Chance wittern

„Wenn Mörder ihre Chance wittern“

Vielleicht zeigt ein Staatsfernsehauftritt Michail Popkows am besten, was die Stunde geschlagen hat. Der „Angarsker Triebtäter“ gilt Kriminalstatistikern als Russlands schlimmster Serienmörder. In und nahe der südsibirischen Stadt ermordete der frühere Polizist zwischen 1992 und 2010 mindestens 79 Frauen und einen Kollegen. Fast alle Opfer vergewaltigte er, tötete mit Drahtschlinge, Beil, Stemmeisen und Schraubenzieher.

Er habe Angarsk von Frauen mit unstetem Lebenswandel „säubern“ wollen, sagte Popkow, als man ihn fasste. Zweimal zu lebenslänglicher Haft verurteilt, gesteht er regelmäßig weitere Taten. Denn dann wird Popkow aus dem Straflager zu neuen Untersuchungen in die Gebietshauptstadt Irkutsk verlegt. Er bekommt dort leichtere Haftbedingungen – und Aufmerksamkeit.

Doch statt Details über zwei weitere Morde, die Popkow jüngst zugab, interessierte das Staatsfernsehen jetzt die Frage, ob er einen „Traum“ habe. „In die Armee zu kommen“, antwortete der Serienmörder dem Reporter durch Gitterstäbe. Vielleicht werde ihn „niemand einladen“, sagte Popkow. Aber seine Militärspezialisierung, „Radioelektronik und so weiter“, sei „jetzt ziemlich gefragt“. Neuerungen der vergangenen zehn, von ihm in Haft verbrachten Jahre werde er „gewiss schnell lernen“. Das Staatsfernsehen meldete prompt, dass Popkow nichts dagegen habe, in der „SWO“ eingesetzt zu werden; das steht für „spezielle Militäroperation“, den Ukrainekrieg.

Der Kreml will Geschlossenheit demonstrieren

Eigentlich wäre nicht die Armee der Ansprechpartner des Serienmörders, die solche wie ihn nicht nehmen darf. Sondern Jewgenij Prigoschins „Wagner“-Söldner. Unter den Häftlingen, die der Unternehmer zu Tausenden rekrutierte, sind nach Medienrecherchen etliche Mörder. Manche wurden postum ausgezeichnet, andere begnadigt, nachdem sie Gliedmaßen verloren oder sechs Monate im Kriegseinsatz überlebt hatten. Berichte darüber stammen von Prigoschin selbst. Seine Mischung aus Sträflingseinsatz und Inszenierung hatte solchen Erfolg, dass Russlands Verteidigungsministerium selbst begonnen haben soll, unter Sträflingen zu rekrutieren.

Es lag mindestens bis zum vergangenen Freitagabend in einem Dauerringen mit Prigoschin. Darin ging es vordergründig um „Fehler“ oder „Erfolge“, letztlich um die Stellung am Hof von Präsident Wladimir Putin. Von Prigoschins Aufstieg dort kündete jüngst, dass Andrej Tur­tschak, Generalsekretär der Machtpartei „Einiges Russland“, die Praxis der Söldner zitierte, „Verräter“ zu erschlagen: Turtschak rief einen Regionalabgeordneten aus dem westrussischen Kursk, der per Videoclip feuchtfröhliche Neujahrsgrüße von einem mexikanischen Strand in die Heimat übermittelt hatte, zum Rücktritt auf und nannte dabei als Ansporn „Wagners Vorschlaghammer“.

Doch nach der jüngsten Volte im Ringen zwischen Militärs und Paramilitärs wirkt es so, als habe der „Angarsker Triebtäter“ mit seinem Wunsch, zur Armee statt zu „Wagner“ zu stoßen, die Zeichen der Zeit richtig erkannt. Es spiele keine Rolle, ob Russlands „Helden“ aus den Streitkräften oder von „Wagner“ kämen, sagte Putins Sprecher, Dmitrij Peskow, am Montag. Er wies Berichte über einen Konflikt zwischen dem Militär und „Wagner“ zurück: Alle trieben eine „gemeinsame Sache“ voran, sagte Peskow. „Alle kämpfen für die Heimat, so muss man das sehen.“ Offenkundig hat der Kreml im Bestreben, den Ukrainekrieg als „Volkskrieg“ darzustellen, angeordnet, den Zwist ruhen zu lassen und Geschlossenheit zu demonstrieren.

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