#Wer bekommt Impfstoff von den Briten?
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„Wer bekommt Impfstoff von den Briten?“
In der britischen Regierung wird verstärkt darüber nachgedacht, zu welchem Zeitpunkt an welche Länder überschüssige Impfdosen gegen das Coronavirus geliefert werden sollen. Ein hoher Regierungsbeamter sagte der F.A.Z. am Dienstag: „Wir hoffen, möglichst schnell aus der unerfreulichen Phase des Impfnationalismus in die Phase der Impfdiplomatie eintreten zu können.“
Mehrere Kabinettsminister hatten in den vergangenen Tagen angekündigt, überschüssige Dosen abzugeben und sich „großzügig gegenüber der Welt zu zeigen“ (Gesundheitsminister Matt Hancock). Ein Regierungssprecher sagte, es sei zu früh, einen Termin festzulegen, aber es mehren sich Anzeichen, dass erste Lieferungen schon vor dem Abschluss der Impfkampagne ins Ausland gehen könnten. Als Markstein gilt Ende März, wenn in Großbritannien alle Menschen über 50 geimpft sein sollen.
Britische Hilfe überflüssig?
Regierungsinternen Planungen zufolge soll zuerst dem benachbarten Irland unter die Arme gegriffen werden. Die Republik teilt eine Landgrenze mit dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland. In Dublin werden derartige Überlegungen allerdings laut „Daily Telegraph“ abgelehnt. In der irischen Regierung rechne man damit, dass bis zum Zeitpunkt britischer Hilfe genügend Dosen von der EU zur Verfügung gestellt worden seien, hieß es in dem Bericht. Im Londoner Außenministerium weist man darauf hin, dass vor allem auch an ärmere Länder in der südlichen Hemisphäre geliefert werden soll. Großbritannien hat dreimal mehr Impfstoff bestellt als benötigt wird.
Derweil forderte Boris Johnson sein Kabinett offenbar auf, die Wiedereröffnung der Schulen voranzutreiben; sie ist für den 8. März geplant. Zuvor soll ihn der medizinische Chefberater der Regierung, Chris Whitty, laut Zeitungsberichten darüber unterrichtet haben, dass die Infektionswelle an Kraft verloren habe. Das wird auch auf die Impfkampagne zurückgeführt.
Fast zehn Millionen Menschen haben inzwischen ihren ersten Impfschutz erhalten. Mit Stolz präsentierte Hancock die Zahlen des Wochenendes, als 900.000 Personen geimpft wurden. Neunzig Prozent aller Briten über achtzig Jahre und mehr als die Hälfte aller Menschen zwischen 70 und 79 Jahren haben mittlerweile einen Schutz. Das Ziel, bis Mitte Februar 15 Millionen Einwohner und damit alle Hauptrisikogruppen geimpft zu haben, könnte früher als geplant erreicht werden. Von Montag an soll die Altersgruppe von 65 bis 69 Jahren Impftermine bekommen. Möglicherweise ist die gesamte erwachsene Bevölkerung nicht erst im Herbst, sondern schon im Mai (mit einer ersten Dosis) geimpft, hieß es am Dienstag aus der Regierung.
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80.000 Schnelltests zu Hause
Sorge bereitet in London allerdings das Auftauchen von Infektionen, die auf die zuerst in Südafrika entdeckte Virusvariante zurückgehen. In mehreren Orten,vor allem im Südosten Englands, sind mobile Einsatzkommandos unterwegs, um insgesamt 80.000 Menschen zu Hause zu testen. Die Bewohner sollten „zweimal nachdenken“, bevor sie das Haus selbst für wichtige Einkäufe verließen, lautete die Aufforderung. Man werde „mit aller Macht“ gegen die Virusvariante vorgehen, versicherte Hancock, aber Wissenschaftler bezweifelten, dass mit der Aktion mehr als ein Abbremsen der Verbreitung erreicht werden kann.
Insgesamt wurden elf Fälle der südafrikanischen Variante entdeckt, aber der Virustyp dürfte schon deswegen verbreiteter sein, weil nur fünf bis zehn Prozent der positiven Testergebnisse auf die Struktur des Virus hin überprüft werden. Ein Regierungsberater wies außerdem darauf hin, dass das gefährlichste Element der Variante – eine Proteinmutation namens E484K, welche die Wirksamkeit von Medikamenten und Impfstoffen verringern könnte –, auch in der sogenannten Kent-Variante auftaucht, die den meisten Infektionen im Königreich zugrunde liegt.
Die Gesamtstatistik entwickelt sich gleichwohl positiv. Zum ersten Mal liegen die Ansteckungszahlen in allen Teilen Englands niedriger als vor Jahresbeginn. Die Zahl der täglichen Neuansteckungen ist auf unter 19.000 gesunken; noch vor einer Woche lag sie über 30.000. Und auch die Zahl der Corona-Toten ist gesunken; am Montag starben 406 Menschen, die in den 28 Tagen vor ihrem Tod nachweislich mit dem Coronavirus infiziert waren.
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