Nachrichten

#Wer hält länger durch?

Wir werden auf lange Sicht der Ukraine zur Seite stehen“, so formulierte es der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin am Donnerstag, als sich die Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel traf. Die Botschaft war nicht neu – neu war der Kontext: Erstmals kamen die Verteidigungsminister und Generalstabschefs von fast fünfzig Staaten während der ukrainischen Gegenoffensive zusammen. Damit wurde auch eine neue Dimension der Militärhilfe erkennbar. Es reicht nicht, dass die westlichen Partner immer neue Systeme liefern. Sie müssen auch jene Waffen ersetzen, die der Ukraine im Kampf verloren gehen. Dabei gab es eine klare Erwartung, wie Diplomaten deutlich machten: Jeder Staat soll das von ihm gelieferte Gerät ersetzen.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Da könnte einiges auf die Geber zukommen, wie schon die ersten Tage der Offensive zeigen. Nach Angaben der Internetseite Oryx, die Verluste visuell überprüft, haben die ukrainischen Truppen bei ihren ersten Angriffen einige wertvolle Ausrüstung verloren: vier deutsche Leopard-2-Kampfpanzer, zwei französische Spähpanzer AMX-10, sechs schwedische Schützenpanzer PBV 50, 16 amerikanische Bradley-Schützenpanzer, drei finnische Leopard-2-Minenräumpanzer und einen deutschen Wisent für denselben Zweck. Die meisten Fahrzeuge gingen am vorigen Wochenende bei einem schlecht vorbereiteten Vorstoß in der Region Saporischschja verloren. Allerdings wurde nur ein Teil zerstört, andere blieben beschädigt auf dem Schlachtfeld zurück und könnten repariert werden.

Wie es scheint, wollen die Vereinigten Staaten mit gutem Beispiel vorangehen. Am Dienstag sagte das Pentagon der Ukraine ein weiteres Hilfspaket zu, in dem 15 Bradley-Schützenpanzer enthalten sind. Eine Sprecherin wollte die Verluste von 16 dieser Fahrzeuge zwar nicht bestätigen und verwies zudem darauf, dass die Pakete längerfristig geplant würden. Allerdings sagte sie auch, sie wisse nicht, „ob es jedes Mal einen eins-zu-eins Ersatz geben werde“ – was nahelegt, dass dies im Regelfall so sein soll. Das sei etwas, „das in unsere Kalkulationen eingegangen ist, als wir den Ukrainern Ausrüstung geliefert haben“, erläuterte die Sprecherin.

„Müssen unsere eigenen Bestände auch sichern“

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius verwies am Donnerstag auf die „klare Zusage“, dass ab Juni in monatlichen Abständen Leopard 1A5 an die Ukraine ausgeliefert würden. Diese werden in Zusammenarbeit mit den Niederlanden und Dänemark derzeit instandgesetzt, insgesamt sollen mehr als hundert dieser Modelle geliefert werden. Sie sind allerdings deutlich weniger kampfstark als die modernen Typen 2A6. Danach gefragt, ob Deutschland gleichwertigen Ersatz leisten werde, sagte er: „Wir müssen unsere eigenen Bestände auch sichern, wir haben auch Wartungsdinge zu erledigen und wir brauchen eine verteidigungsfähige Bundeswehr.“ Man wisse schließlich nicht, was an der NATO-Ostflanke noch passieren könne.

Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte nach dem Treffen, dass Verluste im Krieg normal seien. Wichtig sei nun, dass die Ukrainer beschädigte Ausrüstung reparieren und wieder kampffähig machen könnten. Wer die höchste Durchhaltefähigkeit besitze, werde am Ende den Vorteil auf seiner Seite haben. „Unser Fokus ist deshalb, sicherzustellen, dass wir weiter nach vorne bringen, was die Ukraine benötigt, um erfolgreich zu sein.“

Der amerikanische Generalstabschef Mark Milley zeigte sich zuversichtlich, „dass wir der Ukraine die Werkzeuge gegeben haben, die sie für den Erfolg benötigt“. Nach Milleys Angaben haben alle internationalen Partner bisher fast 60.000 ukrainische Soldaten ausgebildet. Derzeit würden 6000 Soldaten in 33 unterschiedlichen Staaten ausgebildet. Allein die Vereinigten Staaten hätten seit Kriegsbeginn mehr als 11.000 Ukrainer ausgebildet und zwölf manövrierfähige Bataillone zertifiziert. Die EU-Staaten wiederum haben 15.000 Soldaten ausgebildet und wollen diese Zahl bis Jahresende verdoppeln.

„Unser Ziel ist dieser Sommer“

Gemeinsam mit den USA gaben das Vereinigte Königreich, Dänemark und die Niederlande bei dem Treffen bekannt, dass sie der Ukraine Hunderte Raketen kurzer und mittlerer Reichweite zur Luftverteidigung liefern würden, verbunden mit Abschusssystemen. Die Lieferungen hätten schon begonnen und sollten in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Kanada sagte ebenfalls 200 Raketen zur Luftverteidigung zu.

Die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren stellte in Aussicht, dass die Ausbildung ukrainischer Piloten auf F-16-Kampfflugzeugen bald beginnen solle. „Unser Ziel ist dieser Sommer. Wir werden sehen, ob das realistisch ist“, sagte sie. Dafür ist nach dänischen Angaben der Luftwaffenstützpunkt Skrydstrup im westdänischen Jütland vorgesehen, nahe der Grenze zu Deutschland. Dort sind dänische F-16 stationiert, es gibt auch Flugsimulatoren für diesen Typ.

Nach dem Ramstein-Treffen kamen die NATO-Verteidigungsminister erstmals mit den Chefs von 25 Unternehmen der Verteidigungsindustrie zusammen. Es gehe darum, wie die Produktion gesteigert werden, die Lieferketten gesichert und Barrieren für die Zusammenarbeit beseitigt werden könnten, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Am Freitag wollen die Verteidigungsminister neue Ziele für „kampfentscheidende“ Munition festlegen, darunter schwere Artilleriegranaten. Man müsse sowohl der Ukraine mehr liefern als auch die eigenen Bestände erhöhen, sagte Stoltenberg.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!