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#Wer mit Moskau Geschäfte macht, finanziert Putins Krieg

Sechzehn Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine und trotz der Wirtschaftssanktionen sind vier von fünf westlichen Konzernen nach wie vor in dem Land tätig. Nach einer neuen Untersuchung der Kiew School of Economics (KSE) und der Nichtregierungsorganisation B4Ukraine, die der F.A.Z. exklusiv vorliegt, haben die verbliebenen 1146 Unternehmen (von einst 1387) in Russland im Jahr 2022 einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 213,9 Milliarden Dollar erwirtschaftet.

Andreas Mihm

Wirtschaftskorrespondent für Österreich, Ostmittel-, Südosteuropa und die Türkei mit Sitz in Wien.

Die Geschäfte sind nicht sanktioniert und legal. Doch sie haben eine Schattenseite. Auf den Gewinn von 14,1 Milliarden Dollar hätten die Unternehmen 3,5 Milliarden Dollar Gewinnsteuern an den russischen Staat abgeführt „und so zur Finanzierung der Kriegsanstrengungen des Kremls beigetragen“, schreiben die Autoren. Die Berechnung stütze sich auf Daten der Konzerne wie des russischen Firmenregisters.

Die Liste der größten Konzerne führt bekannte Namen: Philip Morris, Japan Tobacco, Pepsi, Danone, Metro, Mars, Procter&Gamble. Auffällig ist, wie schnell chinesische Anbieter in Lücken stoßen, die andere mit ihrem Weggang hinterlassen haben. Unter den zehn ausländischen Konzernen mit dem größten Umsatzwachstum waren vier Autohersteller aus China: Chery, Haier, Geely, Haval.

Deutsche Unternehmen sind zweitgrößter Steuerzahler

Deutsche Unternehmen stehen bis auf die Metro AG nicht auf den ersten Plätzen der umsatzstärksten Unternehmen und großen Steuerzahler. In Summe sind die deutschen Unternehmen der Auswertung zufolge aber der zweitgrößte Steuerzahler in Präsident Putins Reich. Von einst 371 deutschen Betrieben seien 262 (69 Prozent) noch im Land. Sie hätten im vorigen Jahr 402 Millionen Dollar Gewinnsteuer entrichtet. Das entspreche zwei Dritteln der Gewinnsteuern, die EU-Betriebe 2022 an den russischen Finanzminister überwiesen hätten.

Mit der Betrachtung der Gewinnsteuern werde der Beitrag zum russischen Staatsbudget nicht einmal voll erfasst. „Internationale Unternehmen mit lokalen Tochtergesellschaften in Russland zahlen eine Reihe anderer Steuern, darunter die Einkommensteuer auf die Gehälter ihrer Mitarbeiter, Sozialversicherungsbeiträge und die Mehrwertsteuer“, schreiben die Autoren. Sie fordern, die Präsenz westlicher Betriebe in Russland zu beenden. Bei mehr als der Hälfte verfängt das nicht: 56 Prozent der vor dem Krieg dort aktiven Konzerne wollten bleiben.


Die umsatzstärksten deutschen Unternehmen waren laut B4Ukraine Metro, der Energiekonzern Uniper, Bayer, Knauf Gips, BMW. Auf den weiteren Plätzen stehen der Lebensmittelhersteller Hochland und der Baumaschinenhersteller Liebherr, und vor Robert Bosch rangierte noch der Landmaschinenproduzent Claas.

Claas hatte sein Russlandgeschäft 2022 um ein Drittel auf 515 Millionen Dollar reduziert und weist darauf hin, dass die EU Landmaschinenexporte für die Versorgungssicherheit für notwendig erachte. Nach dem Überfall habe Claas das Werk in Krasnodar heruntergefahren. „Die Produktion in Russland läuft derzeit auf sehr niedrigem Niveau. Es werden dort keine Mähdrescher produziert. Entsprechend wird dort zukünftig keine Ertragssteuer gezahlt werden“, hieß es auf Anfrage.

Von Claas stammt der Hinweis, dass der Export von Erntemaschinen nach Russland Ertragsteueraufkommen in Deutschland und der EU erzeuge, da die Wertschöpfung zum Großteil in Deutschland und der EU stattfinde. Unternehmenschefin Cathrina Claas-Mühlhäuser ist die neue Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, der deutsche Unternehmen in Osteuropa vertritt, auch jene in der Ukraine.

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