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#Whatsapp der organisierten Kriminalität

Whatsapp der organisierten Kriminalität

Wäre die internationale Rauschgiftkriminalität ein legales Geschäft, dann in den Branchen Handel und Logistik. Das wichtigste Handwerkszeug eines Managers: Kommunikation. Er muss mit den Herstellern Kontakt aufnehmen, Preise und Lieferbedingungen verhandeln. Er muss den Transport organisieren und entlang des Weges Dienstleister koordinieren, die zum Beispiel das Kokain in Südamerika in einen Container bringen, und andere, die es in Europa unbemerkt aus dem Hafen schmuggeln. Dann geht es weiter mit Kurieren und in die Verhandlungen mit den Abnehmern. Und nicht zuletzt muss das so verdiente Geld gewaschen werden, damit der Manager sich davon teure Dinge kaufen kann.

Weil der internationale Rauschgifthandel aber illegal ist, muss diese Kommunikation im Verborgenen stattfinden. Und zwar so, dass die Polizei sie nicht abhören oder abfangen kann. Für wichtige Besprechungen trafen sich Rauschgifthändler früher meist persönlich. Doch dann gab die technische Entwicklung ihnen ein Werkzeug in die Hand, das ihnen die Arbeit enorm erleichtert: Kryptohandys, also modifizierte Mobiltelefone, über die sie verschlüsselt kommunizieren können. Einer der größten Anbieter von solchen Diensten in Europa nannte sich EncroChat.

Mehr als 2250 Ermittlungsverfahren eingeleitet

Auch Ermittler in Deutschland stießen in den vergangenen Jahren immer wieder auf EncroChat-Handys. Die Nachrichten, die Verdächtige darüber austauschten, blieben ihnen verborgen. Und in vielen Fällen deshalb auch die Hintermänner, die Manager, die bei den Rauschgiftgeschäften die Fäden in der Hand hielten – ohne selbst je in die Nähe ihrer illegalen Ware zu kommen.

Anfang 2020 aber gelang es französischen und niederländischen Ermittlern, einen Server von EncroChat in Roubaix zu infiltrieren. Sie konnten alle darüber verschickten Nachrichten abfangen und entschlüsseln. Es zeigte sich, dass der Dienst fast ausschließlich von mutmaßlichen Kriminellen genutzt wurde – in vielen Ländern Europas. Chats mit Bezug zu Deutschland gaben die französischen Behörden an das Bundeskriminalamt weiter. Im März 2020 leitete die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt (ZIT) ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Das BKA gründete eine Besondere Aufbauorganisation (BAO), wie sie dort sonst vor allem nach Terroranschlägen üblich ist. Im Lauf mehrerer Monate bekamen sie über Europol Hunderttausende Chatverläufe übermittelt. Bis die Behörden EncroChat im Juli 2020 abschalteten – und in einer europaweiten Operation Hunderte Verdächtige festnahmen.

Waffen, die bei einer Razzia 2015 beschlagnahmt worden sind



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Organisierte Kriminalität
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„Bin schon betrunken, Bruder, und brauche Blut“
Bild: Picture-Alliance

Seither hatte das Bundeskriminalamt sich nicht mehr zu den EncroChat-Ermittlungen geäußert – bis zum Dienstag. Gemeinsam mit dem ZIT legten die Ermittler nun eine erste Bilanz vor, mit beeindruckenden Zahlen: Auf Grundlage der entschlüsselten Nachrichten konnten in Deutschland mehr als 2250 Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. In fast allen geht es um organisierte Rauschgiftkriminalität und damit verbundene Delikte wie Waffenhandel Korruption, Geldwäsche und Gewalt. Christian Hoppe, der die BAO beim BKA leitet, spricht vom „größten und komplexesten“ Verfahren gegen die Rauschgiftkriminalität in Deutschland. Quantitativ, also in Bezug auf die Zahl der Verdächtigen, sei es mit einigen Verfahren gegen illegale Marktplätze im Darknet zu vergleichen. Die Qualität aber sei deutlich größer, sagt Hoppe. „Hier geht es nicht um ein Gramm, zehn Gramm. Hier geht es um Tonnen.“

Fast 3,2 Tonnen Cannabis, etwa 320 Kilogramm synthetische Drogen, mehr als 125.500 Ecstasy-Tabletten, fast 400 Kilogramm Kokain sowie zehn Kilogramm Heroin wurden laut BKA in Deutschland sichergestellt. Rund 750 Verdächtige wurden verhaftet. Es kam zu Vermögensarresten in Höhe von etwa 168 Millionen Euro und zu vorläufigen Vermögenssicherungen von rund 28 Millionen Euro.

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