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#Widerstand gegen die „Telegraph“-Übernahme: Scheich soll die Zeitung nicht bekommen

Mehr als hundert britische Abgeordnete wollen einen Verkauf an die Vereinigten Arabischen Emirate verhindern. Die Londoner Regierung ist in einer Zwickmühle.

In Großbritannien wächst der Widerstand gegen die Übernahme zweier einflussreicher konservativer Medientitel durch Investoren, hinter denen die Herrscherfamilie von Abu Dhabi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) steht. Der Kampf um die Zukunft des „Daily Telegraph“ und des Magazins „The Spectator“ wird mit zunehmender Schärfe geführt. Mehr als hundert Parlamentsabgeordnete haben diese Woche einen Brief unterzeichnet, der die Londoner Regierung faktisch zu einem Veto gegen die Übernahme auffordert. Diese bedrohe die Pressefreiheit, warnen die Abgeordneten.

„Ein Bollwerk der Demokratie gefährdet“

Ex-Minister Robert Jenrick sagte in der BBC, ein „fundamentales Bollwerk der Demokratie“ sei gefährdet, wenn ausländische staatliche Mächte die Zeitungen erwerben könnten. Suella Braverman, die ehemalige konservative Innenministerin, assistierte am Freitag in einem Gastbeitrag im „Telegraph“ mit der Schlagzeile: „Die VAE-Übernahme des ,Telegraph‘ ist eine Bedrohung für die nationale Sicherheit.“ Sie warnte, in dem Golfstaat seien Einflussnahme auf Medien und Zensur an der Tagesordnung. Es gebe eine Art Wahrheitsministerium, das die Presse lenke. Die VAE-Regierung, die enge Beziehungen mit China pflege, übe Repressionen gegen Dissidenten aus. Die Freiheit der Presse dürfe in Großbritannien nicht zum Verkauf stehen.

Ein Sprecher des US-Unternehmens Red Bird IMI, das die Medien kaufen will, wies die Vorwürfe gegen die Investoren zurück. „IMI, ein privates Investmentvehikel aus den VAE, ist ein rein passiver Investor in Red Bird IMI und wird keinerlei Rolle beim Management oder beim Betrieb des ,Telegraph‘ spielen.“ Direktor ist Jeff Zucker, der frühere CNN-Chef. Doch 75 Prozent des Unternehmens gehören Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, Vizepremier der Emirate, in England als Eigentümer des Fußballklubs Manchester City bekannt.

„Telegraph“ und „Spectator“ stehen zum Verkauf, weil ihr früherer Eigentümer, die Barclay-Familie, überschuldet ist. Die Familie steht unter Druck ihrer Gläubigerbank, die die Zeitungstitel in einer Auktion – für mutmaßlich 600 Millionen Pfund – versteigern wollte. Im Herbst des vergangenen Jahres hatten die Barclays zur allgemeinen Überraschung 1,2 Milliarden Pfund Kapitalspritze von Red Bird IMI angenommen. Nun will der VAE-Investor die Medientitel überschrieben bekommen.

Der „Daily Telegraph“ ist für die regierende Tory-Partei so etwas wie das Hausblatt, scherzhaft auch „Torygraph“ genannt. Die traditionsreiche Zeitung prägt und spiegelt die innerparteilichen Debatten. In beinahe täglichen Artikeln macht sie keinen Hehl daraus, dass sie sich gegen die Übernahme durch die Emirate mit Händen und Füßen wehrt. Umgekehrt könnte der Zugriff auf den „Telegraph“ der Herrscherfamilie aus Abu Dhabi interessante Einflussmöglichkeiten eröffnen.

Je näher der Zeitpunkt rückt, zu dem die Londoner Regierung über eine Genehmigung entscheiden muss, desto mehr wächst der Druck auf die Kultur- und Medienministerin Lucy Frazer, die Übernahme zu blockieren. Auch Mitglieder des Oberhauses setzen sich dafür ein. Nächste Woche soll die Medienaufsichtsbehörde die Ergebnisse einer Prüfung an Frazer übergeben, wie sie eine VAE-Übernahme bewertet. Für die Regierung wäre eine Blockade der Übernahme extrem heikel, denn die Scheichs haben als milliardenschwere Investoren schon in zahlreichen Unternehmen und in der gehobenen Gesellschaft den Fuß in der Tür. Würde London der VAE-Spitze beim „Telegraph“- Kauf die Rote Karte zeigen, käme das auch einem diplomatischen Affront gleich.

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