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#Wie China die Gehirne von Kindern und Studenten „bewaffnen“ will

„Wie China die Gehirne von Kindern und Studenten „bewaffnen“ will“

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hält niemals einfach nur „eine Rede“. In offiziellen Verlautbarungen werden seine Vorträge stets als „wichtige Rede“ bezeichnet. Manchmal werden sie erst Jahre später in der Parteizeitschrift „Qiushi“ (Wahrheitssuche) veröffentlicht. In dem Fall wird die Veröffentlichung von der Nachrichtenagentur Xinhua per Eilmeldung angekündigt, als handle es sich um Breaking News. Den „Geist“ seiner Reden zu „studieren“ gehört für Schüler, Studenten und Staatsbedienstete in China zum Alltag.

Friederike Böge

Politische Korrespondentin für China, Nordkorea und die Mongolei.

Peter Sturm

Redakteur in der Politik, zuständig für „Politische Bücher“.

Nur in Hongkong war das bisher nicht der Fall. Die Sonderverwaltungsregion pflegte ihre eigene politische Kultur. Doch in dieser Woche hat die Hongkonger Bildungsbehörde zum ersten Mal Kopien einer Rede Xi Jinpings an Schulen und Kindergärten in der Stadt verteilt. Wie die Zeitung „South China Morning Post“ berichtet, wird von Lehrern und Kindergärtnern erwartet, dass sie die „zentralen Botschaften“ der Rede „verstehen“ und „ihr Bewusstsein für die Trends im Land und in der Welt schärfen“. Es handelt sich um jene Rede, die Xi am 1. Juli zum 25. Jahrestag der Rückgabe Hongkongs an China gehalten hat. Darin hatte er unter anderem eine Schulreform angemahnt, um die Hongkonger Schüler zu Patrioten zu erziehen.

Der neue Chef der Hongkonger Lokalregierung, John Lee, leitete persönlich mehrere „Seminare“, in denen die Rede Xi Jinpings „studiert“ wurde. Das Onlinemedium „Hong Kong Free Press“ hat allein im Juli mehr als 60 solcher Veranstaltungen gezählt, die gemeinhin den Zweck haben, Loyalität gegenüber dem Regime zu demonstrieren. Zu den Teilnehmern zählten nicht nur Staatsdiener, sondern auch Kinder im Grundschul- und Kindergartenalter. Die Studiensitzungen sind Teil der Ideologisierung des Hongkonger Bildungssystems, in dem Lehramtsstudenten seit Kurzem eine Prüfung in „nationaler Sicherheit“ bestehen müssen, bevor sie in den Schuldienst eintreten dürfen. „Es geht darum, eine nächste Generation von Hongkongern zu erziehen, die nicht nur gegenüber China, sondern auch gegenüber der Partei loyal ist“, sagt Valarie Tan, die am Berliner Mercator Institute for China Studies ideologische Bildung in China erforscht.

Höhere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Jenseits von Hongkong ist dieser Prozess in China weit fortgeschritten, hat sich zuletzt aber merklich beschleunigt. Im vergangenen September wurde Xis Ideologie als eigenes Fach in die Lehrpläne von der dritten Klasse bis zur Universität eingeführt. In dem Unterricht würden die Schüler und Studenten „eine Weltsicht vermittelt bekommen, in der China im Zentrum steht und die Kommunistische Partei Chinas an der Spitze des Landes“, sagt Valarie Tan. Ihnen werde vermittelt, dass der Westen gegen China sei und dass das Land jetzt stark genug sei, sich dem entgegenzustellen.

Konkret werde den Schülern beigebracht, was sie auf Kritik an China und seinem politischen System antworten sollten, etwa auf die Aussage, Demokratie sei das bessere System oder die Taiwaner hätten ein Recht auf Selbstbestimmung. Xi selbst hat das als „Bewaffnung ihrer Gehirne“ bezeichnet. Mehrere Umfragen hätten gezeigt, dass diese Art der Bildung zu mehr Unterstützung für die Regierung führe, sagt die Wissenschaftlerin.

Wer die schwer zugänglichen Reden Xis liest, wird sich fragen, wie sie als Unterrichtsstoff, zumal in der Grundschule, vermittelt werden. Valarie Tan sagt, China habe viel in neue Bücher, Methoden und Lehrerausbildung investiert, um ideologische Bildung für Schüler interessant zu machen. Die Beförderung von Lehrern sei davon abhängig, wie gut ihnen das gelinge.




Außerdem hat die Bildung einen praktischen Nutzen: Sie erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt. Während die Jugendarbeitslosigkeit zuletzt auf einen Rekordwert von fast zwanzig Prozent stieg, seien verstärkt Bewerber mit einem Abschluss in Marxismus angestellt worden, sagt Tan. Seither sei das Interesse an diesem Studiengang merklich gestiegen. Neuerdings würden zudem Elemente ideologischer Bildung in andere Fächer wie Ökonomie oder Biologie eingeführt, berichtet Tan. Wissenschaftler seien zunehmend gezwungen, Ideologie vor Innovation zu stellen. Gegen diese Art der Indoktrination gebe es aber Widerstand.

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