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#Wie der hohe Gaspreis Norwegen zum Krösus macht

„Wie der hohe Gaspreis Norwegen zum Krösus macht“

Norwegen hat, wovon Deutschland träumt: Energie in Hülle und Fülle. Reich ist das Land der Fjorde dank der Bodenschätze vor seiner Küste schon lange. Der Krieg in der Ukraine und das Ende der russischen Gaslieferungen nach Europa machen es nun aber erst recht zum Krösus. Der Preisanstieg, unter dem Industrie und Privathaushalte hierzulande ächzen, lässt dort die Kassen klingeln.

Sebastian Balzter

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Gerade hat der Finanzminister in Oslo seine Prognose vorgelegt: Für dieses Jahr erwartet er, dass der Staat mit dem Öl- und Gasgeschäft netto umgerechnet rund 120 Milliarden Euro verdient. Viermal so viel wie 2021 und gut doppelt so viel wie im Jahr 2008, das bisher das Maß aller Dinge war. Nächstes Jahr soll es sogar noch mehr werden.

Da kann man neidisch werden. Robert Habeck, der Bundeswirtschaftsminister von den Grünen, forderte kürzlich „Solidarität zur Dämpfung der Gaspreise“ und mokierte sich über „Mondpreise“, mit denen sich „befreundete Länder“ zurzeit eine goldene Nase verdienen. Das war auf Norwegen gemünzt.

Das Land pumpt sein Gas durch Rohrleitungen auf dem Meeresboden zwar auch nach Großbritannien, Belgien und in die Niederlande. Aber kein anderer Kunde kauft so viel Gas wie Deutschland. Umgekehrt ist allerdings auch kein anderer Gaslieferant für Deutschland so wichtig wie Norwegen, das an die Stelle der alten Nummer eins Russland getreten ist. Die Skandinavier haben ihre Liefermenge dieses Jahr um gut ein Drittel erhöht und kommen nun auf fast doppelt so viel wie der nächstgrößte Lieferant.

Keine Frage, wer in dieser besonderen Beziehung der Bittsteller ist und wer die Muskeln spielen lassen kann.

In Norwegen stellen wie in Deutschland die Sozialdemokraten den Regierungschef. Im September reiste Bundeskanzler Olaf Scholz für die Erdgasbeziehungspflege eigens nach Oslo, Klinkenputzen unter Parteifreunden. Der Vorschlag, die sonst so netten Norweger könnten ihren treuen Kunden im Süden eine Art Gasrabatt gewähren, perlte ab. Nei, takk. Auf Deutsch: Nein, danke.

Klinkenputzen bei den Genossen in Oslo

Auch die Idee, dass die EU einen gemeinsamen Höchstpreis beim Gaseinkauf festlegen könnte, stieß in Norwegen nie auf Gegenliebe. Die Einigung auf einen solchen Gaspreisdeckel hatten sich einige Länder vom Treffen der europäischen Energieminister in der vergangenen Woche erhofft. Norwegen gehört nicht zur EU, der norwegische Minister kam als Gast zum Gipfel. Einen Preisdeckel hatte er vor seiner Anreise als wenig hilfreich beschrieben. Es kam, wie es kommen musste: Kein Deckel, nur die Absichtserklärung, sich beim Einkauf besser abzusprechen, anstatt sich gegenseitig zu überbieten und damit den Preis zusätzlich in die Höhe zu treiben.

Warum sind die reichen Norweger bloß so sperrig? Aus dem Energieministerium heißt es auf Anfrage der F.A.S. recht einsilbig, der Staat verkaufe das Gas ja nicht selbst, das machten vielmehr kommerzielle Anbieter, die sich eben nach den Marktpreisen richteten. Man arbeite indes mit den Partnern in Europa an einer gemeinsamen Lösung für niedrigere Preise und Versorgungssicherheit.

Das hört sich wolkig an. Sindre Knutsson von der Beratungsgesellschaft Rystad Energy in Oslo macht es konkret: „Langfristige Verträge mit einem etwa über fünf Jahre vereinbarten Festpreis oder Preiskorridor wären im beiderseitigen Interesse. Das würde den Förderkonzernen Planungssicherheit geben. Dafür könnten sie jetzt einen Abschlag auf den hohen aktuellen Marktpreis gewähren.“

Das ist eine Idee, die auch in Berlin langsam, aber sicher Unterstützer findet. Solche Langfristverträge sind dort bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen, weil die Bundesregierung eigentlich darauf setzt, Wind- und Solarkraft schnell auszubauen und damit weniger abhängig vom Erdgas zu werden. Im schlimmsten Fall bliebe Deutschland in vier oder fünf Jahren auf großen Mengen von bestelltem Gas sitzen.

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