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#Wie der IS vom Ukrainekrieg profitiert

„Wie der IS vom Ukrainekrieg profitiert“

Als der „Islamische Staat“ (IS) in seiner jüngsten Propagandabotschaft mit neuen Terroranschlägen drohte, verband er das mit dem expliziten Hinweis, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine sehr gelegen kommt. Der neue Sprecher der Terrororganisation, Abu Omar al-Muhadschir, erklärte, die Zeit sei günstig für die „Kampagne der Rache“, die den Tod des ehemaligen IS-Anführers Abu Ibrahim al-Hashimi al-Qurayshi vergelten soll, der Anfang Februar im Zuge einer amerikanischen Antiterroroperation im Nordwesten Syriens umkam.

Die „Barbarei der Russen“ habe den Westen in einen Krieg gezwungen, den dieser eigentlich habe vermeiden wollen, hieß es in der Audiobotschaft von Mitte April. Der Feind bekämpfe sich jetzt untereinander.

Aus westlichen Sicherheitsbehörden kommen bereits Warnungen, den IS trotz des Ukrainekriegs nicht aus den Augen zu verlieren. Die Terrororganisation mag erheblich geschwächt sein, bleibt aber eine Gefahr – gerade in Syrien und im Irak. Das stellt auch ein Bericht des Pentagons fest, der wenige Tage nach der Kommandoaktion gegen den IS-Anführer veröffentlicht wurde. Der IS sei weiter im Irak und in Syrien präsent, führe Guerillaoperationen in dünn besiedelten, unwegsamen Gebieten, während er zugleich nach Möglichkeiten suche, städtische Zentren in beiden Ländern zu infiltrieren.

Kriegskasse des IS gut gefüllt

Auch in den Monaten nach dem Bericht wurden regelmäßig IS-Terrorangriffe aus Syrien und dem Irak gemeldet. Laut einem UN-Bericht aus dem vergangenen Jahr sind noch rund 10.000 IS-Kämpfer in den beiden Ländern aktiv. Beobachter aus dem syrischen Raqqa sagen, es gebe dort zahllose Schläferzellen.

Nach Einschätzung von Geheimdiensten ist die Kriegskasse der Terrororganisation weiter gut gefüllt. Die amerikanisch geführte Anti-IS-Koalition teilte im Dezember mit, der IS verfüge noch über Bargeldreserven zwischen 25 und 50 Millionen Dollar. Die Organisation erwirtschafte im Irak und in Syrien monatlich Hunderttausende Dollar durch Plünderungen, Erpressungen und Lösegeld. Die monatlichen Ausgaben des IS in der Region überstiegen die Einnahmen indes „um mehrere Hunderttausend Dollar“.

Dem IS spielen die Entwicklungen in der Region in die Hände

Die Ablenkung durch den Krieg in Osteuropa ist nicht das einzige Problem für den westlichen Antiterrorkampf. Dem IS spielen auch die Entwicklungen in seinem Kernland in der Levante in die Hände. Die Terrororganisation profitiert davon, dass dort der Staatszerfall voranschreitet und die wirtschaftliche Not der Bevölkerung zunimmt. In Syrien ist die Lage besonders dramatisch. Machthaber Assad presst sein geschundenes Land weiter unerbittlich aus, zugleich sind seine Sicherheitskräfte ausgeblutet. Im Nordosten, der von kurdischen Kräften kontrolliert wird, herrscht neben wirtschaftlicher Not auch Unmut in der arabischen Bevölkerung über die Dominanz der Kurden. Der IS nutzte das schon aus, als er Ende Januar in Hassakeh ein behelfsmäßiges Gefängnis angriff und die Stadt über Tage ins Chaos stürzte.

Im Irak wiederum läuft zwar gerade eine groß angelegte Militäroperation gegen den IS, aber die Politik ist zugleich gelähmt von inneren Machtkämpfen. Und im Libanon, wo es länger vergleichsweise ruhig um den IS war, mehrten sich zuletzt beunruhigende Meldungen. Dutzende junger Männer aus den Armenvierteln der Hafenstadt Tripoli verschwanden; einige wurden als getötete IS-Kämpfer im Irak wiedergefunden. „Ich und meine Freunde hören immer wieder, dass Leute verschwinden, die arm sind. Einem Freund von mir wurden 2000 Dollar angeboten, um im Irak zu kämpfen“, berichtet ein junger Mann, der aus einem der dortigen Unterschichtenquartiere stammt.

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Wegen des Ukrainekrieges nimmt der wirtschaftliche Druck in der Region weiter zu. Die steigenden Preise für Heizöl, Treibstoff und Getreide treffen die Gesellschaften hart. Wenn selbst die „Brotdiät“, zu der viele schon gezwungen sind, unerschwinglich wird, haben es die Rekrutierer des IS leichter, Verzweifelte anzuwerben. Zudem sinkt mit der Kaufkraft die Moral der verarmenden Sicherheitskräfte.

In Syrien nimmt Russland, eine kriegsentscheidende Schutzmacht des Regimes, die Schwächung des Sicherheitsapparats billigend in Kauf. Moskau rekrutiert dort an mehreren Fronten Kämpfer für den Einsatz in der Ukraine. Heerscharen sind es nicht. Nach Erkenntnissen westlicher Regierungen und örtlicher Beobachter haben sich etwa 300 Milizionäre der „Heimatverteidigung“ zum Einsatz gemeldet. Es gibt noch keine Bestätigung dafür, dass sie schon an die ukrainische Front verlegt worden sind. Sie dürften dort auch keinen kriegsentscheidenden Unterschied machen. Aber Assad kann jeden einzelnen Mann dringend gebrauchen.

In westlichen Sicherheitsbehörden blickt man nicht nur mit Sorge auf die Entwicklungen in der Levante oder in Afghanistan, wo der IS ebenfalls an Boden gutmacht, sondern auch auf die Migrationsbewegungen nach Europa. Sollten diese wieder zunehmen, wenn sich die Not der Menschen verschärft, würde es Terroristen leichter fallen, unbemerkt nach Europa zu gelangen.

Daran, dass der Westen ein Ziel bleibt, hat auch die jüngste Propagandabotschaft keinen Zweifel gelassen. Sie zielte unter anderem darauf ab, dschihadistische Einzeltäter zu Anschlägen anzustacheln: „Erhebt Euch auf den Plätzen, trefft die Ungläubigen, indem ihr sie tötet, zertrampelt, abstecht und schlagt.“

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