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#Wie eine Steuerberaterin Schwangere und Kinder aus der Ukraine holt

„Wie eine Steuerberaterin Schwangere und Kinder aus der Ukraine holt“

Frau von Wolfersdorff, Sie arbeiten als Steuerberaterin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit in Berlin und leiten ein Forschungsprojekt für einen Thinktank. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine holt Ihre Organisation Evacu Aid Kyiv mit Bussen Frauen, Kinder und Alte aus der Stadt. Inzwischen haben sie über 700 Menschen ins sichere Ausland gebracht, finanziert durch private Spenden. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich habe von einem Freund erfahren, dass Sicherheitsfirmen für gut 15.000 Euro Manager aus Kiew retten sollen. Als ich aufgelegt hatte, kochte es in mir hoch. In einem Krieg kann Geld doch nicht über Leben und Tod entscheiden! Also starteten wir am 6. März ein Crowdfunding mit dem Ziel, so viele Menschen wie möglich zu unterstützen. Nur einen Tag später stellten aber auch die Sicherheitsfirmen ihre Arbeit ein. Dann haben wir mit den Spenden unsere eigene Rettungsmission organisiert. Zuletzt haben wir am Montag mit sieben Bussen 270 Frauen und Kinder gerettet und in Deutschland und Österreich untergebracht.

Wem helfen Sie?

Nicht alle schaffen es, die Evakuierungs­züge zu erreichen. Man kann nicht mehr einfach ein Taxi zum Bahnhof nehmen, und am Bahnhof herrscht Gedränge. Selbst wer ein Auto hat, schafft es damit nicht mehr so einfach, zu fliehen, da es an Treibstoff mangelt. Wir unterstützen alle, die sich selbst nicht helfen können: Schwangere, Mütter mit autistischen, kranken oder behinderten Kindern und ältere Menschen.

Wie entscheiden Sie, wen Sie mitnehmen?

Jeder muss sich online registrieren. Dabei werden Prioritäten abgefragt: Bist du schwanger? In welchem Monat? Wie viele Kinder hast du? Sind sie behindert, autistisch, verletzt? Wir wollen gezielt vulnerable Personen erreichen. Danach wird jeder von unserem Callcenter angerufen und erhält per Mail ein Q & A zu unserer Organisation. Das schafft Vertrauen.

Im Einsatz: von Wolfersdorff


Im Einsatz: von Wolfersdorff
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Bild: Privat

Wie läuft so eine Rettungsaktion dann ab?

Ich organisiere die Konvois mit einem Partner, Adrian Rauko. Er hat militärisch ausgebildete Fahrer engagiert, die schon im Irak und in Afghanistan waren. Sie fahren unsere Reisebusse mit Medizin und Lebensmitteln nach Kiew. Auf dem Rückweg nehmen sie Frauen und Kinder mit. Sie bringen die Menschen nach Österreich und Deutschland in Erstaufnahmeeinrichtungen. Es ist eine Landbrücke nach Kiew.

Wie gefährlich sind die Touren?

Das sind natürlich keine Touristenreisen. Ab der Grenze werden wir von der ukrainischen Polizei eskortiert. 300 Meter neben dem Nachtquartier unserer Fahrer sind letztens Raketen eingeschlagen. 15 Kilometer von dem Konvoi entfernt gab es Truppenbewegungen. Auch von ukrainischer Seite erhalten wir gute Informationen zur Sicherheitslage. So planen wir, welche Route wir nehmen. Bei der Streckenplanung müssen wir abwägen: In der Ukraine wollen wir keine längeren Pausen machen, gleichzeitig wollen wir kranken Kindern oder alten Menschen aber auch keine allzu lange Fahrt zumuten. Auf der letzten Tour waren die Busse allerdings bis zu 45 Stunden am Stück unterwegs.

Mit wem stehen Sie auf ukrainischer Seite in Kontakt?

Wir arbeiten eng mit der Stadtverwaltung von Kiew zusammen. Sie hat uns beim Erstellen der ersten Evakuierungslisten geholfen. In Absprache mit der Stadt haben wir so eine Kinderrehaklinik und ein Kinderkrankenhaus evakuiert. Ich musste Bürger­meister Vitali Klitschko schriftlich bestätigen, dass ich persönlich die Verantwortung für die Geretteten übernehme.

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Werden Sie von deutscher Seite unterstützt?

Die Malteser helfen uns enorm und auch die Bundeswehr mit Medizinspenden. Mit der Csilla-von-Boeselager-Stiftung habe ich gerade eine Kooperation vereinbart. Bei der zweiten Tour hat uns die Stadt Hoyerswerda unterstützt, bei der dritten Tour vor allem Fürstenfeldbruck und Moorenweis. Man hat dort in Windeseile Betten für alle organisiert und mitten in der Nacht die Ankunft schwerst kranker oder behinderter Kinder in einem alten Viersternehotel vorbereitet. Das war großartig! Wir haben aber keinen offiziellen Support von der Regierung.

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