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#Wie gefährlich ist das Coronavirus (3) – Nachrichten aus einer auf Kante genähten Welt – Quo Vadis

Wie gefährlich ist das Coronavirus (3) – Nachrichten aus einer auf Kante genähten Welt – Quo Vadis

Das Coronavirus hat die Welt spürbar verändert. Regierungen praktisch aller Länder haben auf die Gefahr reagiert und wenn ich persönlich bei mancher Maßnahme und mancher Zahl auf der sie beruht Bauchschmerzen habe, bleibt die Beobachtung dass überall reagiert wird. Und, dass für der Spielraum fürs Reagieren denkbar knapp ist.

Die Welt ist auf Kante genäht. Das hat die Pandemie mehr als alles andere gezeigt. Sowohl private Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen sind schon unter Normalbedingungen so verschlankt, dass eine Störung des Regelbetriebs nicht einfach aufgefangen werden kann. Wir haben keine Reserven mehr. Nirgendwo. Das zeigt sich in der Krise besonders. Wir begegnen dem Coronavirus nicht durch Aktivierung schlummernder Reserven, die wir für den Notfall vorhalten, sondern durch Überreizung des vorhandenen Materials und Überbelastung der Menschen. Leute, die bei einem Achtstundentag sowieso schon neun arbeiten, müssen jetzt zehn Stunden ran, um die Krise zu meistern. Machen wir uns nichts vor: Da werden Leute verbrannt. Burnout ist in unserer Gesellschaft sowieso ein immer größeres Problem und eine Krisensituation wird das nicht besser machen.

Nirgendwo zeigt sich das so deutlich wie im Gesundheitssystem, aber auch die Industrie kann ein Lied davon singen. Unsere Produktionswege sind so schlank, dass eine Störung in einem Glied der Produktionskette oder im internationalen Handel gravierende Ausmaße annehmen kann. Wie schon mehrmals erwähnt haben sich gerade um Wuhan viele Pharma- und Chemiefirmen angesiedelt, deren Produktionsausfall die Welt zu spüren beginnt. Ich merke das zurzeit am eigenen Leib, denn mein Schilddrüsenmedikament ist nicht lieferbar. Die weltweite Arzneimittelproduktion ist so konsolidiert, dass eine Handvoll Hersteller die Vorprodukte vieler Medikamente für die ganze Welt herstellen. Fällt einer davon aus, kann kein anderer ihn schnell ersetzen. Genau das ist Anfang 2020 in China passiert. Andere Industrien laufen in dieselbe Richtung: Viele Autobauer auf der Welt haben ihre Produktion nicht nur wegen des Coronavirus gedrosselt oder ausgesetzt, sondern weil ihnen Bauteile fehlen. Die kommen auch fast nur noch aus riesen Anlagen. Fällt eine davon aus, sind die Auswirkungen direkt global. In der chemischen Industrie bauen wir auch immer mehr Worldscale-Anlagen, die die ganze Welt versorgen können, wenn sie laufen. Die Situation, dass durch deren Leistungsfähigkeit kleinere Hersteller aus dem Markt gedrängt wurden und es dann schlagartig zu einem Versorgungsengpass kam, wenn die große Anlage ausfällt, gab es zwar meines Wissens so bei uns noch nicht, aber wenn die Entwicklungs weiter geht wie bisher, wird es früher oder später so weit kommen. An der Chemieindustrie hängt unmittelbar auch die Pharamabranche, sowie die meisten Medizinprodukthersteller, die auf Vorprodukte für Desinfektionsmittel und maßgeschneiderte Kunststoffe für FFPx-Masken, Endotrachealtuben, Venenverweilkanülen, etc. angewiesen sind.

Die Chemieindustrie hängt selbst direkt von der Automobilindustrie ab. In jedem Auto sind jede Menge Funktionsmaterialien verbaut – Kunststoffe, Fasern, Lacke – und wenn PSA ankündigt, 14 Opel-Werke zu schließen und auch VW die Produktion herunterfährt, dann wird uns das ganz sicher auch treffen.

Viele kleinere Unternehmen werden von den Großen so gedrückt, dass sie praktisch nur mit vollen Auftragsbüchern überleben können und oft selbst dann nur mehr schlecht als recht. Wenn einem kleinen Ingenieurbüro für irgendeine Spezialanwendung oder einem Handwerksbetrieb mit fünf Mitarbeitern die Aufträge wegbrechen, dann wird das ganz schnell Existenzberdrohend. Die haben in der Regel keine großen Rücklagen von denen sie zehren können. Ich sitze in der Hinsicht warm und trocken, ich arbeite bei einem Konzern. Wir sind groß, wir können die Krise in gewisser Weise abwettern. Diese Fähigkeit fehlt kleineren Betrieben. Der Großteil der Wirtschaft ist mittlerweile so stark auf den reibungslosen Regelbetrieb, der nur kleine Abweichungen duldet, ausgerichtet, dass die Schäden, die durch Krisen angerichtet werden größer sind als sie sein müssten, hätte man in guten Zeiten nicht alles getan, sich noch weiter zu verschlanken.

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