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#Wie Gregor Gysi Klartext raunt

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Wie Gregor Gysi Klartext raunt

Gregor Gysi ist ein Politiker, der sagt, was gut klingt, um den Ton anzugeben. So ungefähr könnte man die Methode Gregor Gysi mit der Methode Gregor Gysis beschreiben. Der Politiker der Linken ist bekannt dafür, ein guter Redner zu sein, wobei die Frage, was eine gute Rede sei, in hundert Reden auf hundert verschiedene Weisen beantwortet werden kann. Als erstes Indiz gilt, dass das Publikum tatsächlich und freiwillig zuhört, und das gelingt Gysi wie wenigen anderen deutschen Politikern. Auch schreibend vermag Gysi Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, weshalb der Econ-Verlag ihn gebeten hat, wieder einmal ein Buch zu verfassen. Das liegt nun vor. Auf dem Cover prangt das Gütesiegel „SPIEGEL-Bestseller-Autor“, gewissermaßen als Zündschnur zur Bombe, die hier gleich platzt: „Was Politiker nicht sagen . . . weil es um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht“.

Ein Politiker verrät also, was andere verschweigen, weil es ihm, anders als ihnen, um Wahrheit geht. So soll man das wohl verstehen. Wer empfindlich reagiert auf großsprecherische Ankündigungen von Politikern, könnte jetzt schon wieder aufhören mit dem Lesen. Neben der Selbststilisierung zum Whistleblower irritiert auch die Andeutung, Mehrheiten seien mit Wahrheiten nicht zu gewinnen. So wird die eigene Wahrheit zur Aufklärung geadelt. Von da ist es nicht mehr weit zu der interessanterweise ziemlich verbreiteten Rede davon, dass man ja nichts mehr sagen dürfe. Darüber sprechen auch Politiker gern, obwohl kontroverse Standpunkte gerade ihnen besonders hohe Aufmerksamkeit und viel Beifall einbringen, so etwa im Falle des FDP-Mannes Wolfgang Kubicki, der mit einer Mischung aus Zeitgeistkritik und Bierzeltlaune („Gendern ist mir Banane“) zur Kultfigur avanciert ist. Während Kubicki 2020 ein Buch zur „Meinungs(un)freiheit“ veröffentlichte, das sich den Sorgen der Bürger um ihre Einlassungen widmete, konzentriert sich Gysi nun auf die Kommunikation im politischen Betrieb.

Gysis Zuckerchen

Da wird, so der landläufige Eindruck, viel geredet, aber wenig gesagt. Mit Aphorismen dieser Art kann auch Gysi dienen, sie sind sogar eine seiner Spezialitäten. „Die gute Rede weiß, die gute Rede weiß nicht besser“, „Ich stehe fester, je mehr man an mir rüttelt“, „Losungen sind keine Lösungen, aber eine Reaktion auslösende Kraft besitzen sie durchaus“ – Zuckerchen dieser Art fallen Gysis Lesern auf jeder Seite in den Mund. Der Autor unterstreicht damit auch seinen Anspruch, sich von der Masse der graubrottrocken daherredenden Politiker abzuheben. Und das tut er wirklich. Die Frage ist nur, wodurch.

Die Antwort ist: durch den Ton, nicht durch die Musik. Dass der Ton die Musik mache, ist ein altes Missverständnis, denn auch schöne Töne können ein stumpfes, scheußliches, gar ein geisttötendes Stück ergeben. Gysi spricht und schreibt pointierter als die meisten Politiker, aber das macht seine Sätze noch nicht treffender. Diesen Anspruch formuliert er schlauerweise auch gar nicht, sondern kokettiert damit, dass er „staune“, wenn er durch die Buchhandlungen stöbere und Bücher von Spitzenpolitikern betrachte. Es scheine „sehr viel gedacht und klar analysiert zu werden in diesem Land . . . alles so präzis zwischen den Buchdeckeln, vieles so grundsätzlich“. Sein eigenes Buch will Gysi lieber als Plauderei verstanden wissen, als „ein paar Gedanken“ zur politischen Rhetorik und zu seinem persönlichen Verhältnis zu Sprache. Dafür ist der Titel dann allerdings recht grundsätzlich geraten.

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