#Wie gut erkennen Schnelltests die Omikron-Variante?
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„Wie gut erkennen Schnelltests die Omikron-Variante?“
Während die Schnelltests weiterhin eine wichtige Rolle bei der Pandemiebekämpfung spielen, mehren sich die Hinweise, dass sie bei Omikron schlechter anschlagen als bei anderen Varianten des Coronavirus. Das jüngste Indiz dafür liefern Forscher aus München im Magazin „Medical Microbiology and Immunology“. Die Forscher haben neun handelsübliche Schnelltests untersucht. Alle bis auf einen hatten bei Proben von Omikron-Patienten schlechtere Trefferquoten als bei Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert waren. Während acht Tests die Delta-Variante bei hohen Virenmengen in deutlich mehr als 70 Prozent der Fälle erkannten, schafften das bei Omikron nur noch zwei. Drei Tests schlugen noch nicht einmal bei jedem zweiten Omikron-Infizierten an.
Im Klartext könnte das bedeuten: Jeder zweite Omikron-Infizierte bekommt bei den betroffenen Tests ein negatives Ergebnis – und somit grünes Licht, um Altenheime und Kliniken zu betreten oder gefährdete Verwandte zu besuchen. Besonders brisant: Acht der untersuchten Tests waren zuvor vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geprüft und für gut befunden worden, allerdings mit anderen Varianten des Virus.
Einer der Studienautoren, der Virologe Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität München, sagte angesichts der Ergebnisse und der Tatsache, dass es sich bei mehr als 99 Prozent der Infektionen in Deutschland um Omikron handelt: „Man darf niemals ein negatives Ergebnis als Freifahrtschein nehmen.“ Zudem warnte er, das Testen von Menschen ohne Symptome schaffe eine trügerische Sicherheit. Dennoch sieht die nationale Teststrategie aktuell noch vor, etwa Schulkinder präventiv mit den Schnelltests zu untersuchen.
Großes Problem oder kleine Schwäche?
Es ist durchaus plausibel, dass die Tests auf Omikron anders reagieren als auf Delta. Denn die neueste Variante weist Mutationen am Nukleoprotein auf, dem Bestandteil des Virus, den die Tests erkennen sollen. Dennoch ist unklar, ob es sich dabei um ein großes Problem handelt, das den Nutzen der Tests infrage stellt, oder nur um eine kleine Schwäche.
Das liegt zum einen an den Einschränkungen der jüngsten Arbeit aus München und zum anderen an einer insgesamt unübersichtlichen Studienlage. In den vergangenen Monaten haben mehrere Forschergruppen die Empfindlichkeit der Tests bei Omikron untersucht. Im Januar vorab veröffentlichte Ergebnisse aus der Schweiz deuten in die gleiche Richtung wie die aus München. Dort haben Wissenschaftler sieben Schnelltests geprüft, vier davon erkannten Omikron signifikant schlechter als Delta. Forscher aus den Vereinigten Staaten haben drei Tests unter die Lupe genommen und konnten hingegen so gut wie kein Absinken der Trefferquote bei Omikron erkennen.
Eine andere Gruppe aus den Vereinigten Staaten fand sogar heraus, dass ein Test bei Omikron ein wenig empfindlicher war als bei Delta. Wissenschaftler aus Australien bemerkten in ihrer Studie bei zehn Tests kaum Unterschiede zwischen Delta und Omikron. Doch alle diese Studien haben die Einschränkung, dass die Proben nicht direkt aus Nase oder dem Rachen der Patienten kamen. Es handelte sich um konservierte Abstriche. Die aus der Münchner Untersuchung waren in der Zeit zwischen Oktober und Januar gesammelt und in einem „flüssigen Transportmedium“ aufbewahrt worden.
Manche davon, aber nicht alle, lagerten die Forscher bei minus 20 Grad. Dieses Vorgehen ist durchaus üblich. Auch das PEI nutzt bei seiner Beurteilung der Tests keine frischen Proben – alles andere wäre auch logistisch kaum zu machen. Möglich ist, dass dies die Ergebnisse der Tests beeinflusst. Zudem war in der Münchner Studie unklar, ob die Infizierten geimpft oder genesen waren. Auch das kann einen Einfluss auf die Testergebnisse haben.
Große Unterschiede zwischen den Tests
Beobachtungsstudien aus dem echten Leben liefern zwar alltagstaugliche Ergebnisse, lassen aber andere Fragen offen. In den Vereinigten Staaten haben Mediziner 29 Omikron-Fälle bei Menschen identifiziert, die am Arbeitsplatz täglich getestet worden waren. Bei 28 von ihnen zeigten die Schnelltests ein negatives Ergebnis an, obwohl die Personen Virenmengen aufwiesen, die durchaus ansteckend sein können. So interpretieren die Wissenschaftler ihre noch nicht begutachteten Ergebnisse. Vier der beobachteten Personen sollen sogar andere angesteckt haben, obwohl ihre Schnelltests negativ ausgefallen waren. Da die Forscher sich bei dieser Studie jedoch auf Omikron fokussiert haben, ist unklar, ob das Problem mit dieser Variante tatsächlich größer geworden ist oder nur die bekannten Schwächen zutage treten.
Eine Erkenntnis aus den meisten Studien ist aber, dass es große Unterschiede zwischen den Schnelltests gibt. Wer ein möglichst zuverlässiges Resultat haben will, sollte zu einem Test greifen, der gerade bei Omikron gut anschlägt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Anfang Januar angekündigt, dass das PEI eine Liste mit solchen Tests ausarbeiten werde. Laut dem Institut wird sie frühestens Ende Februar verfügbar sein. Einen kleinen Einblick in die Ergebnisse gibt es bereits: Berichten zufolge hat das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr 28 Tests für das PEI evaluiert; vier von ihnen hätten bei Omikron schlechter abgeschnitten als bei den anderen Varianten.
Generell ist die Frage nach der Qualität der Tests in Deutschland weitgehend offen – Omikron hin oder her. Erst bei 321 von 600 gängigen Schnelltests und bei 43 von 61 Selbsttests auf dem Markt hat das PEI die Empfindlichkeit unabhängig überprüft. Beim Rest vertraut man auf die Angaben der Hersteller. Das sollte sich eigentlich im Mai ändern, da tritt eine neue Verordnung der Europäischen Union in Kraft. Doch weil die Labore noch nicht so weit sind, wurde die Übergangsphase verlängert – bis zum Jahr 2025.
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