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#Wie Hauskatzen die Artenvielfalt bedrohen

Hauskatzen sind weltweit verbreitet und bedrohen oft die einheimische Tierwelt. Eine Studie zeigt nun, dass die Samtpfoten keineswegs wählerisch bei der Auswahl ihrer Beute sind. Mehr als 2000 Arten stehen auf ihrem Speiseplan, darunter viele vom Aussterben bedrohte Tierarten. Dem Forschungsteam zufolge kann ein besseres Verständnis der Ernährungsgewohnheiten von Hauskatzen dazu beitragen, zukünftig gezieltere Maßnahmen zu ergreifen, um die von ihnen verursachten Schäden einzudämmen.

Seit Katzen vor über 9000 Jahren domestiziert wurden, sind sie mit uns Menschen in alle Teile der Welt gelangt. Heute kommen sie auf jedem Kontinent außer der Antarktis vor. Für die jeweiligen Ökosysteme stellen streunende Katzen und Freigänger allerdings ein Problem dar, denn sie jagen kleine Säugetiere, Vögel und viele andere Tiere, plündern Nester, verbreiten Krankheiten und verdrängen andere kleine einheimische Raubtiere. Für viele einzelne Gebiete wurden die ökologisch verheerenden Auswirkungen der Samtpfoten bereits erhoben. Ein umfassender Überblick fehlte allerdings bislang.

Mehr als 2000 Arten auf dem Speiseplan

Ein Team um Christopher Lepczyk von der Auburn University in Alabama hat nun bisher verfügbare Studien zusammengetragen und auf globaler Ebene dokumentiert, welche Tierarten von Hauskatzen gefressen werden und was das für die jeweiligen Ökosysteme bedeutet. Insgesamt 533 Studien aus allen Teilen der Welt werteten Lepczyk und sein Team aus. Dabei kamen sie auf 2084 Arten, die auf dem Speiseplan der Hauskatzen stehen. „Diese 2084 Arten stellen eine vorsichtige Schätzung dar“, schreiben die Forschenden. „Wir gehen davon aus, dass wir noch viele weitere Beutetierarten entdecken werden, wenn weitere Studien dazu durchgeführt werden.“

Während weit verbreitete Arten wie Hausmaus und Spatz besonderes häufig im Katzenmagen landen, verzehren freilaufende oder verwilderte Stubentiger auch viele weitere, oft seltenere Tierarten, darunter 981 Vogelarten, 463 Reptilienarten, 463 Säugetierarten, 119 Insektenarten und 57 Amphibienarten. 33 weitere Arten entfielen auf Fische, Schnecken, Spinnen und weitere Gliederfüßer. Vögel machen auf allen Kontinenten den größten Anteil der von Katzen gefressenen Arten aus. Beim zweiten Platz gibt es dagegen Unterschiede. In Afrika, Asien und Australien waren Reptilien die zweithäufigsten Beutetiere, in Europa, Nord- und Südamerika dagegen Säugetiere. In Afrika fressen Katzen den bisherigen Studien zufolge zur Überraschung der Forschenden mehr Insekten- als Säugetierarten – und das, obwohl viele afrikanische Insektenarten bisher nicht systematisch erfasst wurden, also wahrscheinlich noch unterrepräsentiert sind.

Extreme Generalisten

„Von den verzehrten Arten stehen 347, also 16,65 Prozent, auf der Roten Liste der IUCN als mindestens potentiell gefährdet“, berichtet das Team. 2,21 Prozent der Spezies sind akut vom Aussterben bedroht. Elf Arten, die in früheren Studien als Katzenbeute identifiziert wurden, sind inzwischen in freier Wildbahn ausgestorben, darunter beispielsweise die Hawaiikrähe, die heute nur noch in menschlicher Obhut existiert. „Auf Inseln ist der Anteil der gefährdeten Spezies an der Katzenernährung mit 25,22 Prozent noch höher, vielleicht aufgrund der fehlenden Koevolution zwischen Beute und Raubtier und der Tatsache, dass viele bedrohte Tierarten nur noch auf bestimmten Inseln vorkommen.“

Zusätzlich stellten Lepczyk und sein Team fest, dass Katzen keineswegs nur kleine Tiere fressen. „Zwar haben 97 Prozent der verzehrten Arten ein Körpergewicht von weniger als fünf Kilogramm, doch Katzen verzehren auch sehr viel größere Arten“, berichtet das Team. Dazu zählen Emus, grüne Meeresschildkröten und sogar Kühe. Solche großen Tiere jagen die Katzen üblicherweise nicht selbst. Stattdessen erbeuten sie sie von anderen Raubtieren oder dem Menschen. In einigen Fällen fressen sie auch nicht die erwachsenen Tiere, sondern lassen sich stattdessen die Eier oder die Jungtiere schmecken. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Katzen extreme Generalisten sind“, schreiben die Forschenden. „Das hat Auswirkungen für das Verständnis ihrer Auswirkungen auf ökologische Systeme und ist entscheidend für die Entwicklung von Managementlösungen.“

Quelle: Christopher Lepczyk (Auburn University, Alabama, USA) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-42766-6

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