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#Wie kann sich Biden gegen Trump behaupten?

Wie kann sich Biden gegen Trump behaupten?

Professor Kramer, wie tritt Donald Trump rhetorisch bisher in seinem Wahlkampf auf?

Er legt es sehr drauf an, seine Anhänger zu mobilisieren. Seine Rhetorik versucht kaum, neue Wähler zu gewinnen. Man hat im Grunde zwei mögliche Strategien, wenn man eine Wahl gewinnen will: Wenn es schon eine große Anhängerschaft gibt, dann wird ein Wahlkampf darauf ausgerichtet. Alternativ kann man versuchen, sich strategisch in seiner Anhängerschaft auszudehnen, in Trumps Fall zum Beispiel in gemäßigtere Kreise hinein. Trump ist rhetorisch sehr energiegeladen und ist immer gut darin, Pointen zu setzen. Man macht sich oft lustig darüber, dass er in kurzen Sätzen spricht, aber das ist natürlich eine Möglichkeit, dem Wähler Botschaften in den Kopf hineinzutrommeln. Er geht immer wieder in Wiederholungsschleifen hinein, um Gedanken auszubauen.

Und bei Biden?

Wenn man sich Bidens bisherige Wahlkampf-Rhetorik anschaut, dann fehlt eine positive Vision der eigenen Politik. Er will die Gesellschaft versöhnen, aber was sind die Punkte, für die er konkret einstehen will? Das konnte er bisher wenig verdeutlichen und kommunikativ rahmen. Unter anderem könnte er deutlicher darauf eingehen, dass es ein vernünftiger und wichtiger Weg durch die Corona-Pandemie ist, Masken zu tragen und auf Distanz zueinander zu gehen und dem Rat der Wissenschaft zu folgen. Ein zu starker Intellektualismus ist in Amerika nie gern gesehen, aber das kann man durchaus auch als ein Prinzip des gesunden Menschenverstands sehen und Orientierungen aufzeigen, die in Amerika immer eine Rolle spielen und die man auch in der Debatte gut hätte unterbringen können.

Olaf Kramer ist Professor für Rhetorik und Wissenschaftskommunikation an der Universität Tübingen.


Olaf Kramer ist Professor für Rhetorik und Wissenschaftskommunikation an der Universität Tübingen.
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Bild: Katja Brandt

Was ist in der direkten Konfrontation mit Trump rhetorisch sinnvoll?

Man kann davon ausgehen, dass Trump wieder eine destruktive Gesprächsführung einsetzen und manipulative Gesprächsstrategien nutzen wird. Wenn Biden sich abgrenzt und klarmacht, dass er diese Form der Diskussionsführung nicht nötig hat, dann ist das schon etwas, das die Wählerinnen und Wähler würdigen würden. Im Umgang mit Trump wäre die krasse Kontrastreaktion, klarzumachen, dass es über 200.000 Tote gibt und es nicht geht, in seinem Stil über dieses Thema zu sprechen. Biden sollte auf jeden Fall den Punkt machen, dass natürlich nicht alle Amerikaner die medizinische Versorgung bekommen, die der Präsident nach seiner Infektion erhielt. Wenn das nicht hilft, kann er in eine Art Meta-Kommunikation eintreten. Darüber zu sprechen, was gerade passiert, ist in solchen Diskussionen demaskierend. Wenn man dem Gegenüber vorwirft, was er im Sinn hat und welche rhetorischen Strategien er anwendet, kann man diesen Strategien die Wirksamkeit nehmen.

Es gibt also mehrere Stufen der Eskalation?

Genau. Zuerst sollte die eigene Vision stehen, sollte man seine eigene Meinung groß machen. Dann erst käme die nächste Strategie, in das Kontrastprinzip zu gehen und dem Anderen wirklich etwas entgegenzusetzen. Die dritte Stufe wäre diese Metakommunikation, wirklich explizit zu benennen, was der andere da anstellt. Und man kann sogar in der Debattensituation Verbündete suchen. Es wäre für Biden ja durchaus möglich gewesen, sich mit dem Moderator zu verbünden, der sicherlich auch ein Interesse am Einhalten der Regeln und einer einheitlichen Gesprächsführung hat.

Das vorige TV-Duell verlief streckenweise chaotisch. Diesmal soll zu Beginn jedes Themenblocks das Mikrofon des jeweiligen Konkurrenten stumm geschaltet werden, damit wenigstens die Anfangsstatements nicht unterbrochen werden können. Was sind die Folgen?

Die Stimmung wird dadurch deutlich härter. Zugleich kann das einer Debatte komplett die Dynamik nehmen, wenn man die Redebeiträge des Anderen gar nicht durchkreuzen und direkt reagieren kann. Bei der letzten Debatte hat die Raumsituation ganz erheblich zu einer geringeren Autorität des Moderators beigetragen. Als Biden und Trump sich konfrontierten, saß Wallace deutlich niedriger als die Diskutierenden, in der Kamera nahezu in der Fußperspektive. Aus der Position heraus ist es wahnsinnig schwierig, so eine Situation zu managen. In der Rhetorik erzeugt es schon ein Machtungleichgewicht, wenn der eine sitzt und der andere steht.

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