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#Wie Kleider den Film prägten

Wie Kleider den Film prägten

Dieses Kostüm war nichts für Mata Hari. So wie im echten Leben können auch im Film Hose oder Jacke mal nicht recht sitzen. Michele Clapton, Kostümbildnerin des neuen und dritten „The King’s Man“-Films, der im kommenden Jahr in den Kinos zu sehen ist, beobachtet das hin und wieder bei Anproben. Der Fall Mata Hari ist dafür ein Beispiel. Die Österreicherin Valerie Pachner soll unsicher gewesen sein wegen eines Kostüms, das Clapton für ihre Rolle der berühmten Spionin vorgesehen hatte. „Irgendetwas stimmte nicht. Also schlug ich vor, etwas Fließendes auszuprobieren“, sagt Clapton. „Das hat auf einmal einen großen Unterschied gemacht.“

Jennifer Wiebking

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das Beispiel zeigt, welche Rolle Requisiten am Filmset spielen. Keine Hauptrolle vielleicht, aber eine tragende Nebenrolle. Wobei Requisiten das falsche Wort sei, sagt Clapton. „Sagen wir besser: Kleider. Menschen tragen Kleider, und wenn Menschen Menschen spielen, dann sollte man auch bei Kleidern bleiben.“ Die Kleider gäben nicht das Narrativ vor. „Aber sie unterstützen es.“ Ihre Arbeit als Teil eines Teams umreißt das recht deutlich. Im neuen Agentenfilm, der zu den Anfängen des Geheimdienstes im 19. Jahrhundert zurückgeht und das Skript um historische Figuren wie Mata Hari und den britischen General Herbert Kitchener erweitert, gibt es auch eine Szene, in der ein Wollpullover zu sehen ist. „Der Pullover steht für Emotionen, für etwas Menschliches und Warmes“, sagt Clapton. „Jedes Stück braucht seine Berechtigung.“

Eine Modekollektion zum Film

Entscheidend sei deswegen, Drehbuch und Figuren zu durchdringen, bevor es mit der Arbeit losgeht. „Man muss die Zeit verstehen, in der eine Geschichte spielt und ihre Menschen. Welche Farben waren damals dominierend? Welche Stoffe? Nur so lassen sich am Ende glaubwürdige Rollen entwerfen.“

„The King’s Man“, dessen Zentrale im Geschäft eines Maßschneiders an der Londoner Savile Row liegt, ist dabei über drei Teile auch zu einem Modefilm geworden. Dem Regisseur Matthew Vaughn kam die Idee damals passenderweise – an der Savile Row. „Ich stand gerade bei Huntsman in der Umkleide, um mir einen Anzug maßschneidern zu lassen. Ich langweilte mich und fing an zu überlegen, wie das wohl wäre, wenn ich meine Hand auf diesen Spiegel läge und man mich daraufhin an einen geheimen Ort transportieren würde.“

Keine Requisiten: Wenn Menschen andere Menschen spielen, dann seien das Kleider, die sie tragen, sagt Kostümdesignerin Michele Clapton


Keine Requisiten: Wenn Menschen andere Menschen spielen, dann seien das Kleider, die sie tragen, sagt Kostümdesignerin Michele Clapton
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Bild: Photo by Russell Ferguson

Den Maßschneider gibt es tatsächlich, Savile Row, Hausnummer 11, und wie stark Kleider eine Geschichte prägen, zeigt sich daran, dass mittlerweile eine Modekollektion zum Film entstanden ist. Mr. Porter, der Luxusanbieter für Herrenmode, verkauft sie. Chefeinkäufer Sam Kershaw sagt, es handele sich um eine der zehn Bestseller-Marken. Die Filme zeigten die britische Maßschneidertradition, das habe den Ateliers an der Savile Row geholfen, aber auch das Geschäft digital befeuert.

Mehr als Darstellung

Für Vaughn, der mit Claudia Schiffer verheiratet ist, spielten Kleider in Filmen schon immer eine Rolle. „Nachdem ich Tom Cruise mit seiner Wayfarer-Sonnenbrille in ,Lockere Geschäfte‘ gesehen hatte, habe ich mir auch so eine gekauft“, berichtet er über die achtziger Jahre. „Oder ,Ein Mann für gewisse Stunden‘: Damit wurde mir auch die Arbeit von Giorgio Armani nähergebracht.“

Klassische Beispiele für Schleichwerbung, könnte man einwenden. Marken unterstützen einen Film finanziell, deren Produkte kommen dafür in spannendem Zusammenhang vor. Andererseits: So wie im echten Leben tragen auch die Kleider in einem Film dazu bei, dass sich ein Zusammenhang überhaupt erst erschließt.

„Guter Stil prägt immer unsere Erinnerung an einen Film“, sagt Vaughn. Umgekehrt könne Stil auch das Verständnis für eine Rolle prägen. „Wenn mich Schauspielerinnen eines historischen Films fragen, ob es wirklich ein Korsett sein müsse“, sagt die Kostümbildnerin Clapton, „dann antworte ich, dass die Kleider nicht ausschließlich zur Darstellung da seien. Das Korsett zum Beispiel gibt einem auch die Haltung einer bestimmten Zeit.“

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