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#Wie konnte die Letzte Generation so einfach auf die Rollbahnen gelangen?

Sie kamen mit dem Bolzenschneider, durchtrennten den Zaun und setzten sich auf die Flughafenrollbahn. Die Folge des Eindringens von Anhängern der Protestgruppe Letzte Generation: Auf dem Flughafen Hamburg stand ausgerechnet zum Ferienbeginn der Betrieb über Stunden still – auch am Flughafen Düsseldorf musste wegen einer Blockade der Flugbetrieb unterbrochen werden.

An diesem Wochenende erwartet nun Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt den Auftakt der Ferienreisewelle – mit mehr als 200.000 Passagieren am Tag. „Die Vorfälle an anderen Flughäfen haben uns noch stärker sensibilisiert, alle Sicherheitspläne und Dienstanweisungen sind nochmals überprüft worden“, sagt ein Sprecher der Flughafenbetreibers Fraport .

Das Ziel: So etwas wie in Hamburg und Düsseldorf soll sich zum Ferienbeginn in Hessen und Rheinland-Pfalz nicht wiederholen. Bloß eine Garantie, dass das erreicht wird, gibt es nicht – trotz Bewegungsmeldern und Sensoren an Zäunen und mehr Streifengängen. Die Letzte Generation hat zwar eine Art Sommerpause angekündigt, in der es weniger Aktionen geben soll, doch darauf will sich niemand verlassen.

Gewerkschaft beklagt fehlende Vorkehrungen

Die Betriebsstörungen in Hamburg und Düsseldorf haben eine Diskussion über die Sicherheit an deutschen Flughäfen entfacht. Die Deutsche Polizeigewerkschaft kritisierte, dass Sicherheitsvorkehrungen nicht erweitert wurden, obwohl sich in der Vergangenheit schon an den Flughäfen in Berlin und auf Sylt Aktivisten Zugang zum Gelände verschafft hatten. Ohnehin beklagt die Gewerkschaft, dass bei staatlichen Sicherheitskräften Personal fehle.

Dazu kommt ein Zuständigkeitsgeflecht. Sicherheitskontrollen für Passagiere finden unter Aufsicht der Bundespolizei statt, durchgeführt werden sie von privaten Sicherheitsdiensten, die an den meisten Airports der Staat beauftragt, in Frankfurt neuerdings der Flughafenbetreiber. Und für den Schutz des Geländes sind stets die Flughäfen selbst zuständig – nach Plänen, die nicht vom Bund, sondern von Landesbehörden freigegeben werden.

Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD) kündigte eine gesetzliche Verschärfung von Sicherheitsvorgaben an – nicht nur für Flughäfen, sondern für kritische Infrastruktur insgesamt. Es sei „nicht hinnehmbar“, dass Klimakleber an Flughäfen relativ einfach über Zäune kämen. Diesem Satz widerspricht in der Luftfahrt niemand, doch wenn es um konkrete Maßnahmen geht, beginnt die Diskussion.

Tat mit Folgen: Reisende mussten am Flughafen Hamburg wegen der Aktion der Letzten Generation lange warten.


Tat mit Folgen: Reisende mussten am Flughafen Hamburg wegen der Aktion der Letzten Generation lange warten.
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Bild: dpa

Der Flughafenverband ADV fordert eine konsequentere Strafverfolgung. „Wir verurteilen auf das Schärfste diese mittlerweile als Angriffe auf den zivilen Luftverkehr zu wertenden, gesetzbrechenden Aktionen der Letzten Generation“, sagt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. Die Taten könnten einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr darstellen, was mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft werden könne.

Gleichzeitig verweisen Flughäfen nach den Vorfällen in Hamburg und Düsseldorf darauf, dass sämtliche Vorgaben der internationalen Luftfahrtorganisation ICAO und der europäischen Behörde EASA eingehalten werden. Zudem hätten ihre Sicherheitskonzepte funktioniert. Bloß die setzen im Kern darauf, dass niemand unerkannt auf Flughäfen gelangt. In Düsseldorf dauerte es vier Minuten, bis die Eindringlinge von der Polizei umstellt waren. Dass sie sich nur an einer Stelle festkleben konnten, wird dort auf die schnelle Reaktion zurückgeführt. Der Verkehr musste dennoch unterbrochen werden.

Experte: Nur zu reagieren, reicht nicht

Luftfahrtberater Michael Garvens, viele Jahre lang Chef des Flughafens Köln/Bonn, fordert ein Umdenken. „Die Aktivisten suchen die Aufmerksamkeit und dokumentieren ihr Eindringen, Terroristen versuchen, unbemerkt auf ein Flughafengelände zu gelangen. Ein Sicherheitskonzept muss aber so gestaltet werden, dass möglichst ein Eindringen verhindert wird“, sagt er. „Flughäfen sollten einen proaktiven Ansatz wählen. Wird nur reaktiv gehandelt, kann es zu spät sein. Dann ist schon ein Schaden entstanden – und sei es durch die vorübergehende Einstellung des Flugbetriebs.“

Allerdings: In Hamburg schnitten die Täter ein Loch in den Zaun, in Düsseldorf war das nicht möglich, dort kletterten sie oben drüber. Das Vordringen bremsen können doppelte Zäune, wie es sie in Teilen am Frankfurter Flughafen gibt. Der erste fungiert wie ein Werkszaun um das Gelände, der zweite umgibt den Sicherheitsbereich.

Wer zahlt für größeren Schutz?

Doch mehr Schutz kostet mehr. „Eine höhere Sicherheit zu schaffen ist in der Regel technisch kein Problem. Es gibt spezielle Zäune, Video- und Sensortechnik“, sagt Garvens. „Eher sind die Kosten ein Problem. Es geht an Flughäfen oft um 30 bis 40 Kilometer Zaun. Das führt schnell zu einem zweistelligen Millionenbetrag.“ Und das sind Investitionen, die zunächst ein Flughafen tätigen müsste. Über Gebühren werden dort Kosten auf Fluggesellschaften umgelegt. Und, sofern es den Airlines im Wettbewerb gelingt, diesen Aufwand in Ticketpreisen zu berücksichtigen, hat der Reisende einen Preis für den Schutz zu zahlen.

Garvens ist überzeugt, dass man die Investitionen nicht scheuen darf. „Die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen dürfen nicht aus der Balance geraten. Mit welcher Berechtigung werden sonst Passagiere mit großem Aufwand im Terminal überprüft, wenn es an anderer Stelle Aktivisten relativ einfach gemacht wird?“, fragt er.

In Frankfurt wurden die vergangenen Tage zum Prüfen bestehender Abläufe genutzt. Über langfristige Anpassungen ist – zumal das geplante Bundesgesetz noch nicht vorliegt – nicht entschieden. „Der Frankfurter Flughafen ist gut geschützt. Es kann aber Möglichkeiten geben, die Sicherheit noch zu erhöhen“, sagt ein Fraport-Sprecher. Ähnlich äußerte sich der Chef des Düsseldorfer Flughafens, Lars Redeligx. „Selbstverständlich muss man vor der dem Hintergrund der Ereignisse bundesweit überprüfen, inwieweit in Zukunft eine noch stärkere Sicherung erforderlich ist, auch durch Verbesserungen an den Zäunen“, sagte er.

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