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#Wie konnte Werder Bremens Bundesliga-Abstieg passieren?

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Wie konnte Werder Bremens Bundesliga-Abstieg passieren?

Als das Spiel vorbei war und der Abstieg feststand, legte sich gespenstische Stille über das beinahe leere Weserstadion. Es war auch deswegen ein derart leiser Abschied des SV Werder (SVW), weil ihr erst einmal letztes Bundesligaspiel längst entschieden war. Beim 2:4 gegen Borussia Mönchengladbach hatte der SVW nicht den Hauch einer Chance gehabt.

Und wer wollte ernsthaft auf den FC Schalke 04 hoffen? Mit der Kunde vom Sieg des 1. FC Köln über die bereits als Absteiger feststehenden Gelsenkirchener schwand auch der letzte Glaube an ein Wunder von der Weser – zu dem der aktuelle Bremer Jahrgang ja ohnehin nichts beigetragen hatte.

Keine Pfiffe, keine Musik, Stille dort, wo sonst nach dem Abpfiff „Werder Bremen, lebenslang Grün Weiß“ aus den Lautsprechern tröpfelt. Nicht einmal die 100 zugelassenen Zuschauerinnen und Zuschauer waren zu hören, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Der erste Abstieg Werders seit 1980 entlud sich zunächst nicht in einem großen Knall. Es war nur der Schlusspunkt in Moll, der letzte Akkord des Niedergangs auf Raten, der sich seit 2010 hinzieht.

„Wir sind alle traurig“

Mit seinem grauen Fünf-Tage-Bart und dem gequälten Gesichtsausdruck versuchte Interimstrainer Thomas Schaaf ein erstes Fazit, das so ehrlich wie traurig klang und gar nicht erst versuchte, vom Wiederaufstieg oder einer möglichen Renaissance zu künden: „Es tut mir wahnsinnig leid, aber es ist leider so. Wir sind alle traurig.“ Kein anderer sei schuld, sagte Schaaf, nachdem die Mannschaft, die er vor einer Woche von Florian Kohfeldt übernommen hatte, nur einen Punkt aus den vergangenen zehn Spielen geholt hatte: „Wir brauchen das nur an uns festzumachen.“

Während die Spieler in Kleinbussen an den Fans vorbeigeschleust wurden, die vor dem Stadion warteten, waren „Vorstand raus!“-Rufe zu hören. Sie richteten sich wohl vor allem gegen Sportvorstand Frank Baumann. Ob der Aufsichtsrat mit dem zunehmend glücklosen Sportchef weitermacht? „Ich bin seit 22 Jahren mit vollem Einsatz und ganzem Herzen bei Werder. Der Schmerz ist schwer in Worte zu fassen. Ich habe meinen Anteil, aber ich laufe nicht vor Verantwortung weg“, sagte Baumann im ZDF.

Wie konnte das passieren? Nach 57 Bundesliga-Spielzeiten streicht der stolze Klub von der Weser die Segel. Der Tabellendritte der ewigen Bundesligatabelle hat sich durch eine Reihe personeller Fehlentscheidungen selbst ein Bein gestellt. Die letzte davon war, zu lange an Kohfeldt festgehalten zu haben.

31 Punkte sind es in dieser Saison geworden, wie vor einem Jahr, als Werder nach harten Kampf gegen Heidenheim so gerade in der Bundesliga blieb. Schaut man auf die Ausbeute seit der Saison 2010/2011, blieben die Bremer immer deutlich unter der 50-Punkte-Marke, hatten mit Rang acht in den Jahren 2017 und 2019 ihre besten Resultate: Mittelmaß mit Blick auf die Abstiegszone.

Als Dauerteilnehmer der Champions League war der SVW in die zehner Jahre dieses Jahrtausends gegangen. Doch genau dieser Übergang markiert die Wendemarke der jüngeren Vereinsgeschichte: Es ist Werders Führung nicht gelungen, aus einem Champions-League-Kader vor dem Hintergrund eines sinkenden Etats ein „normales“ Bundesligateam zu machen. Zunächst versuchte man in der Konstellation mit Trainer Schaaf und Manager Klaus Allofs bis 2012, das gewohnte Erreichen eines Europapokalplatzes zu wiederholen.

Das Geld spielte eine untergeordnete Rolle. Als Allofs nach Wolfsburg ging, begann der Sparkurs, an dessen vorläufigem Ende der Klub jetzt steht und eine Insolvenz nur verhindern wird können, wenn Spieler verkauft werden. Vereinsboss Klaus Filbry hat einen Kredit für Werder bekommen und eine Anleihe aufgelegt. Die Schulden und Mindereinnahmen sind für Bremer Verhältnisse schwindelerregend. Immerhin geht Filbry offen mit der finanziellen Notlage um.

Der Kader blutete Jahr für Jahr aus, der Etat war auf Kante genäht: Auch dafür steht diese Führung mit Filbry, Baumann und Hubertus Hess-Grunewald. Auch der so beliebte Aufsichtsratschef Marco Bode illustriert nun den Abstieg eines Vereins, dessen Verantwortliche sich gut verstehen, gar befreundet sind, die in ihrem Willen zur Stetigkeit aber über Jahre allzu zögerlich, ja schläfrig waren.

Dass Baumann kaum Gutes vom Transfermarkt mitbrachte, sogar vor einer Woche in einer Videokonferenz darauf hinwies, dass sich Werder in den vergangenen beiden Transferperioden angebotene Spieler nicht leisten konnte, wirkte wie eine Bankrotterklärung. Finden denn Klubs wie Mainz, Union Berlin oder Freiburg ihre Profis auf einem anderen Markt als dem, wo Baumann sucht?

Seit Jahren konnte er keinen geeigneten „Sechser“ präsentieren, nämlich, seit Thomas Delaney verkauft wurde. Und als vor dieser Saison Davy Klaassen auf dieser Position nicht gehalten werden konnte, sollten sich Erras, Möhwald und Groß die Aufgabe irgendwie teilen – das wirkte wenig planvoll, und man meinte hören zu können, wie Baumann zu Kohfeldt sagte: „Flo, du machst das schon.“ Die jungen Agu, Mbom, Chong, Woltemade und Schmid waren ebenfalls keine Hilfe.

Und doch schöpften die Fans Hoffnung, als Werder Anfang März in Bielefeld gewann und elf Punkte zwischen sich und die Abstiegszone brachte. Mit vorsichtig gesagt pragmatischem Fußball hatte Kohfeldts Elf einiges erreicht. Von Werders DNA, schwungvollem Angriffsfußball, war allerdings nichts geblieben. Ein Zurück zu mehr Torgefahr ließ Kohfeldts System nicht zu. Als die defensive Stabilität ausblieb, stürzte Werder ab. Wie die Gladbacher Tore am Samstag fielen, versinnbildlichte fehlende Wehrhaftigkeit.

Nun ist der nächste Traditionsklub abgestürzt. Werder gegen HSV, Schalke gegen Nürnberg, vielleicht Köln gegen Düsseldorf: Welch eine zweite Liga. Die Vorfreude in Bremen hält sich in Grenzen, denn wer da demnächst in Grün und Weiß spielen soll, wer die Mannschaft anleitet, welche Verantwortlichen den SVW anführen werden – das ist an diesem Pfingstwochenende vollkommen unklar.

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