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#Wie Mammut & Co aus der Eifel verschwanden

„Wie Mammut & Co aus der Eifel verschwanden

Was geschah mit den berühmten Eiszeitriesen? Warum die Vertreter der Megafauna einst aus den Landschaften Mitteleuropas verschwanden, beleuchtet nun eine Studie: Sedimentbohrkerne aus Vulkanseen der Eifel verdeutlichen die maßgebliche Rolle der Vegetationsveränderungen für die Bestände der Großsäuger in den vergangenen 60.000 Jahren. Mit der zunehmend dichten Bewaldung in der Region kam dann vor rund 11.000 Jahren schließlich das Ende der Ära der Riesen. Die Bejagung durch den Menschen scheint dabei hingegen keine Rolle gespielt zu haben, sagen die Wissenschaftler.

Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch…: Einst prägten beeindruckende Schwergewichte die eiszeitliche Tierwelt Europas, die heute verschwunden sind. Welche Faktoren maßgeblich zum Aus der Megafauna geführt haben, erscheint dabei unklar. Es werden allerdings bereits die Klimaveränderungen, die zunehmende Bejagung durch den eingewanderten Menschen, aber auch Landschaftsveränderungen in Betracht gezogen. Um weitere Einblicke in diese Geschichte zu gewinnen, haben die Wissenschaftler um Frank Sirocko von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Sedimentbohrkerne aus dem Holzmaar-See und dem Trockenmaar von Auel in der Vulkaneifel untersucht. Wie sie erklären, ermöglichen die schichtweisen Ablagerungen einen Einblick, der bis 60.000 Jahre zurückreicht. Bei den Analysen lag der Fokus auf Spuren von Pflanzenpollen und Pilzsporen in den Schichten. Wie die Forscher erklären, können die Untersuchungen der Pollenmerkmale die Zusammensetzung der Vegetation zu den verschiedenen Zeiten abbilden. Die Pilzsporen lassen hingegen Rückschlüsse auf die Anwesenheit von Großsäugern zu. Denn es ist bekannt, dass bestimmte Schimmelpilze nur auf dem Dung von großen Pflanzenfressern wachsen.

Die Lebenswelt im Spiegel von Pollen und Sporen

Wie das Team berichtet, zeichnete sich in den Untersuchungsergebnissen ab, dass die Eifel von vor 60.000 bis vor 48.000 Jahren von einem Fichtenwald geprägt war. Anschließend verwandelte sich die Landschaft im Zuge von mehreren Kälteschüben langsam in eine offene Waldsteppe. Diese Vegetationsform entwickelte sich dann vor etwa 30.000 Jahren über eine Wald-Tundra zu einer mit Gras bewachsenen eiszeitlichen Steppe. Vor etwa 13.000 Jahren begann sich dann aber wieder der Wald auszubreiten und erreichte dann schließlich eine hohe Dichte.

Aus den Untersuchungsergebnissen bei den Sporen der typischen Fäkalpilze von Großsäugern ging hervor, dass bis vor etwa 11.000 Jahren durchgehend große Säugetiere in der Eifellandschaft gelebt haben. Die Megafauna war zwar auch während der wärmeren Interstadiale vorhanden, erreichte aber während der kälteren Phasen einen deutlich höheren Bestand. Rückgänge in den wärmeren Zeiten waren dabei offenbar mit der Zunahme des Baumbestandes verbunden.

Auf der Grundlage von Fossilienfunden aus Höhlen in Belgien und im Rheintal gehen die Forscher davon aus, dass Mammut, Wollnashorn, Bison, Pferd, Rentier und Riesenhirsch die Megafauna in den Kaltphasen prägten. Wie sich in den Untersuchungsergebnissen abzeichnet, begannen diese Großtiere die Landschaft erst zu verlassen, als sich vor rund 13.000 Jahren zunehmend Birkenwälder breitmachten. Seit etwa 11.000 Jahren sind die Großsäugerherden dann gar nicht mehr vertreten. Denn ab dieser Zeit bedeckten dichte Wälder die Eifel, zeigen die Ergebnisse. In dieser Landschaft fanden die Tiere offenbar keine Lebensmöglichkeiten mehr.

Der Wald brachte den Riesen in der Eifel das Aus

Die Studienergebnisse liefern damit einen Hinweis darauf, dass die Entwicklung der Wälder die Hauptursache für den Rückgang und das letztendliche Verschwinden der Großsäuger in Mitteleuropa war, resümieren die Forscher. „Mit der zunehmenden Bewaldung verloren die großen Pflanzenfresser wahrscheinlich ihre Hauptnahrung, nämlich Gras“, erklärt Sirocko. Aus den Untersuchungsergebnissen geht auch hervor, dass die Klimaveränderungen alleine wohl nicht ausschlaggebend für den Niedergang waren. Auch der Vulkanismus in der Eifel hat den Ergebnissen zufolge in den letzten 60.000 Jahren die Bestände der Megafauna in der Region wohl kaum beeinflusst.

Doch was ist mit dem Faktor Mensch? Die Bestände der Megafauna wurden offenbar auch durch die Ankunft unserer Vorfahren vor 43.000 Jahren nicht deutlich beeinträchtigt, sagen die Forscher. Denn die festgestellten Zeiten großer Vorkommen der Großsäugern fallen ihnen zufolge mehrfach mit bekannten Phasen hoher Präsenz des Menschen in der Region zusammen. Wahrscheinlich wurden sie durch die großen Tierbestände auch angezogen. „Am deutlichsten sehen wir dies vor etwa 15.000 Jahren. Damals ging der höchste Bestand an Großsäugern mit der archäologisch belegten Anwesenheit von Jägern im Rheintal zeitlich einher“, sagt Sirocko.

Dass die eiszeitlichen Menschen und Großsäuger über mehrere Jahrtausende hinweg offenbar problemlos koexistierten, belegt den Forschern zufolge, dass die Jäger die Tierpopulationen wohl nicht maßgeblich belastetet haben. Hinweise für die sogenannte „Overkill-Hypothese“, wonach der Mensch eine wichtige Rolle beim Niedergang der Megafauna gespielt hat, liefern die Eifelmaarsedimente somit nicht. Zumindest dort brachte offenbar der Wald den Eiszeitreisen also das Aus.

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-022-22464-x

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