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#Wie man Zyniker wird

„Wie man Zyniker wird“

Die Empathie ist oft schon da. Ihr Verrat auch. Der Zynismus aber nähert sich leisetreterisch. Und zuletzt bleibt nur noch die Angst. So ergeht es dem An­walt Jimmy McGill, der sich über sechs Staffeln der ziemlich ausgebufften Serie „Better Call Saul“ in jenen Goldgräber verwandelt, der in der Mutter-Produktion „Breaking Bad“ Saul Goodmann heißt und jede Gesetzeslücke, jeden Betrug mit Namen kennt und in Bares zu verwandeln weiß.

Verkörpert wird Jimmy von Bob Odenkirk, der in den Neunzigern als Au­tor bei „Saturday Night Live“ mitwirkte und vor 2009 vornehmlich als Fernsehschauspieler arbeitete. In „Breaking Bad“ war die Rolle des Saul Goodmann (sprich: „’s all good, man!“) anfangs als eine Art Witzableiter für die Spannungen der knallharten Serienrealität gedacht: Krebskranker Chemielehrer erfindet un­schlagbares Chrystal-Meth-Rezept und bekommt es mit mexikanischen Drogenkartellen, der Polizei und seiner Frau zu tun. Laut „New Yorker“ schufen die Se­rienautoren Peter Gould und Vince Gilligan die Goodmann-Figur nach einem be­rüchtigten Anwalt aus Albuquerque, auf dessen grelle Werbeschilder und TV-Werbespots die Showrunner aufmerksam geworden waren. Eigentlich sollte Goodmann nur in drei Episoden auftauchen, doch als er dann in jeder Staffel seinen Platz fand, entstand am Set der Running Gag, aus ihm eine eigene sogenannte Spin-off-Serie zu machen.




2015 wurde dieser Gag Realität und aus der Karikatur eines windigen An­walts eine menschliche Gestalt, die so echt und vielschichtig wirkt, dass man sich selbst als artiger Zuschauer noch in ihren größten Betrügereien wiedererkennt. Fast jede der Figuren – und die Art wie sie miteinander umgehen – flimmert vor emotionaler Mehrdimensiona­lität. Sie lässt den Zuschauer komplett vergessen, dass er schon weiß, wie all das endet, nämlich böse, in Scherben und angstdurchtränkter Einsamkeit. Fast jede Staffel beginnt mit einem Blick in diese schwarz-weiße Zeit, die nach „Breaking Bad“ für Saul Goodmann anbricht: Mit einem selbst für seine Verhältnisse entsetzlichen Schnauzbart erduldet er, nun unter dem Namen Gene Takovic und in einer Zimtschneckenbäckerei in Nebraska arbeitend, das Fegefeuer seiner Nichtexistenz. Abende füllt er mit schlechten Drinks, auf Videokassette gebannten Saul-Goodmann-Werbespots und Paranoia.

Zuletzt sah man ihn Prepaid-Handys zerbrechen

Was übrig bleibt: ein Mann, der die Verbindungen zu allem, was ihm je lieb und teuer war, abgebrochen hat – auch zu sich selbst: Zuletzt sah man ihn immer wieder hektisch Prepaid-Handys zerbrechen. Der Trick dieser traurigen Be­standsaufnahme ist einerseits, Sauls Schicksal in „Breaking Bad“ und die Verbrecher, die ihn verfolgen, größer und grausamer zu machen, als sie das Pu­blikum in Erinnerung hatte. Gleichzeitig verstärkt er den Kontrast zu jenem gutmütigen und gleichzeitig gerissenem Schlaks, der als Jimmy McGill in der Kanzlei seines unerreichbaren Bruders Chuck, „Hamlin, Hamlin & McGill“, seine ersten Schritte zwischen Recht und Ordnung als Anwaltsgehilfe unternimmt.

Die Serie verfolgt zwei Handlungsstränge und zieht einen Großteil ihrer Spannung aus jenen Momenten, in de­nen sich beide oft nur für Augenblicke berühren. Einer folgt Jimmy auf seinen zunehmend übermütiger werdenden Ausflügen in den Abgrund und jenen, die ihn davor zu bewahren suchen – darunter seine Kollegin und Freundin Kimberley „Kim“ Wexler (Rhea Seehorn), die ein Herz aus Gold hat und sich Jimmy wohl vor allem deshalb nicht entziehen kann, weil er sie wiederum davor bewahrt, ein Leben wie auf Schienen zu führen.

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