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#Wie moderne Sprachwächter die „Witwe“ aussortieren wollen

Die Lloyds-Bank will das Wort „Witwe“ ächten, ihr eigenes Tochterunternehmen heißt Scottish Widows. Der vermeintlich „woke“ Sprachleitfaden sorgt für Ärger.

Der britische Lebensversicherer Scottish Widows ist ein stolzes, traditionsreiches Unternehmen, das in seiner Werbung attraktive Frauen in schwarz-roten Umhängen – vermeintliche „Witwen“ – zeigt. Der etwas altmodische Name „Schottische Witwen“ hat das 1815 gegründete Unternehmen nicht daran gehindert, im modernen Großbritannien erfolgreich zu sein.

Doch die Witwen fallen nun in Ungnade, ausgerechnet beim Eigentümer, der Lloyds Banking Group. Die Bank schreibt in einem Leitfaden zur „inklusiven Sprache“, Mitarbeiter sollten das Wort Witwe vermeiden. Es sei „offensive“, was mit beleidigend oder verletzend zu übersetzen ist. Eine Frau werde damit in Beziehung zum verstorbenen Ehemann genannt. Das Wort sei „unnötig anschaulich“ und könne traumatische Erinnerungen auslösen.

Der neue Sprachkodex der Bank erregt die Gemüter

Der Sprachkodex, der sich um eine progressive Sprache bemüht, enthält weitere zu vermeidende Begriffe, die „starke negative Assoziationen“ weckten oder die Menschen ausschließen würden aufgrund von Herkunft, Rasse, Ethnie, Gender oder sexueller Orientierung. Die Lloyds-Bankangestellten sollen beispielsweise nicht mehr die Redewendung „headless chicken“ (kopfloses Huhn) oder „guinea pig“ (Versuchskaninchen) verwenden, um Tierfreunde oder Vegetarier nicht aufzuregen. Auch „lost in translation“, was mit „Zwischen den Welten“ übersetzt werden kann, sei herablassend.

Für ihren Sprachleitfaden erntet die Bank einige verärgerte Reaktionen, nachdem Zeitungen darüber berichtet hatten. Der Chef der Gewerkschaft BTU, die Lloyds-Mitarbeiter vertritt, schimpfte in der Zeitung „Times“: „Lloyds betreibt hier heuchlerisches ‚Virtue Signalling‘.“ Das Unternehmen tue tugendhaft und bevormunde andere. Nach Auskunft der Bank soll der Sprachleitfaden ein freiwilliges „Inklusivitätswerkzeug“ sein. Keiner würde gezwungen, man sollte aber erfahren, wie andere sich fühlen, wenn sie die Begriffe hören.

Eine Umbenennung der Scottish Widows ist wohl nicht geplant

Dass es den Witwen von Scottish Widows nun an den Kragen geht, ist nicht geplant. Die Muttergesellschaft habe keine Umbenennung vor, versicherte ein Lloyds-Sprecher. Dies wäre eine sehr teure Übung, die wohl viele Millionen für neues Logo, ein neues Firmenimage und neue Marketingkampagnen verschlingen würde. Das Lebensversicherungs- und Pensionsunternehmen mit 6 Millionen Kunden, das mit etwa 200 Milliarden Pfund Vermögenswerten zu den größten Finanzunternehmen im Vereinigten Königreich zählt, ist für seine Werbekampagnen mit den schönen Witwen bekannt.

Ursprünglich entstand das Unternehmen 1815 in Räumen der Edinburgher Börse mit der Geschäftsidee, den Frauen und Kindern der schottischen Soldaten, die in den napoleonischen Kriegen kämpften, finanzielle Vorsorgepläne anzubieten.

Die „schottischen Witwen“ sind seitdem gut eingeführt. Seit den 1980ern haben sie in mehreren beliebten TV-Werbekampagnen Aufsehen erregt. 1986 warb die Schauspielerin Deborah Moore, Tochter des James-Bond-Darstellers Roger Moore, als erste Frau im dunklen eleganten Umhang für den Lebensversicherer. Damals stieß sich niemand am Namen des Unternehmens.

Auch heute nehmen wohl nur Zartbesaitete an dem Namen Anstoß. Der Lloyds-Sprachleitfaden sei „eine absurde linguistische Einengung“, befand die „Times“ in einem verärgerten Kommentar. Immer gebe es neue Warnungen mit Blick auf „ultradünnhäutige“ Gruppen. Auf eine solche Idee könne nur die Armee gut bezahlter, aber unnötiger Inklusivitätsbeauftragter kommen, die in der Unternehmenswelt ihr Unwesen treibe, meinte die Zeitung.

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