Nachrichten

#Wie Roman Herzog 1998 nach dem Mauerfall Zeichen setzte

Inhaltsverzeichnis

Empor zu Freiheit und Demokratie. Eine schöne, eine großartige Idee war es, diesen Weg zur Geschichte anzulegen. Symbolisch. Ein Anstieg, schwindelfrei zu bewältigen, in Richtung des Kaiserdoms mit seiner feingliedrigen gotischen Erscheinung. Entlang der Außenfront der Kunsthalle Schirn, lang hingestreckt an der Südseite des Areals zwischen Römerberg und Dom – ein bauliches, architektonisches Zugeständnis an die Moderne. Befürchtungen hatte so begegnet werden sollen, mit der Rekonstruktion der historischen Häuserzeile gegenüber dem Römer kaum vierzig Jahre nach Krieg und Nazidiktatur werde nun der Geist der „neuen Zeit“ einer altdeutschen, kulturpolitisch-ideologisch nach 1945 verworfenen, verfemten Vergangenheit weichen müssen.

Das Gelände zu Füßen des Doms, auf dem sich bis zur Zerstörung im Krieg die Häuser der gotischen Altstadt duckten, lag damals noch brach. Der brutale Betonbau des Technischen Rathauses markierte an der Nordseite, dem schlanken Kirchengebäude fast benachbart, frevelhaft die „neue Zeit“ auf historischem Grund. Ein „Archäologischer Garten“, freigelegte Mauerreste aus der römisch-merowingisch-karolingischen Frühzeit der Stadt, fristete ein Dasein von hinfälliger Belanglosigkeit. Frankfurt und seine Geschichte.

An dieser Geschichte entlang führte die sanft ansteigende Konstruktion eines Stegs, um in Domnähe die Höhe der oberen Schirn-Ebene zum Eintritt in die Kunsthalle zu erreichen – zu einer großen Ausstellung über die erste Nationalversammlung in der Paulskirche, die 1848 für Deutschland eine Verfassung mit freiheitlichem, demokratischem Grundcharakter erarbeiten wollte. 150 Jahre danach, am 18. Mai 1998.

Verstörenden Aktionen vergessen lassen

Ein markantes Zeichen war es, mit dieser Ausstellung – neben dem Festakt – wieder der überragenden Bedeutung der Paulskirche gerecht zu werden: für Frankfurt, für Deutschland. Auch, um die historisch und politisch verstörenden Aktionen vergessen zu machen, die das Jubiläum 25 Jahre zuvor mit dem gesellschaftsverändernden Drall der 68er-Revolte zur entehrenden Farce gemacht hatten.

„1848 – Aufbruch zur Freiheit“: Dieses ausdrucksstarke Motto prägte die Ausstellung, Ergebnis einer großen schöpferischen, gemeinschaftlichen Leistung des Deutschen Historischen Museums Berlin und der Frankfurter Schirn Kunsthalle unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Roman Herzog und getragen von der Bundesrepublik Deutschland, dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt. Viele Wege führten zur Paulskirche, zur ersten deutschen Nationalversammlung. Liberté, egalité, fraternité – die Französische Revolution 1789 mit ihren radikalen Parolen stand am Beginn.

Forderungen nach bürgerlichen Freiheiten gegen monarchistischen Absolutismus versuchten sich später Geltung zu verschaffen, um die Restaurationspolitik nach dem Wiener Kongress 1815 zu überwinden. Allenthalben in Europa, nicht nur in den Staaten und Freien Städten des in Wien kreierten „Deutschen Bundes“, bekämpft von den um ihre Machtstellung fürchtenden Dynastien und Obrigkeiten.

Mai 1998: Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (l.) , Bundespräsident Roman Herzog (M.), Oberbürgermeisterin Petra Roth, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Bundesratspräsident Gerhard Schröder.


Mai 1998: Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (l.) , Bundespräsident Roman Herzog (M.), Oberbürgermeisterin Petra Roth, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Bundesratspräsident Gerhard Schröder.
:


Bild: Wolfgang Eilmes

Eindrucksvoll zeichnete die Ausstellung diese historischen Wege mit ihren Verzweigungen nach. Bis hin zum Scheitern und der schmählichen Auflösung der Nationalversammlung unter äußerem politischen und militärischen Druck. Deren demokratisches, politisches Ge­dankengut verlor sich jedoch nicht. Es floss nach dem Ersten Weltkrieg prägend in die Verfassung der Weimarer Republik und nach der Hitler-Diktatur in die der Bundesrepublik Deutschland ein.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!