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#Wie Sachsen sich gegen Waldbrände wappnen will

„Wie Sachsen sich gegen Waldbrände wappnen will“

Seit dem vergangenen Wochenende ist der Waldbrand in der Sächsischen Schweiz gelöscht. Ein lang anhaltender Landregen hat am Sonntag die letzten Glutnester beseitigt. „Ohne Petrus wäre die finale Erledigung nicht möglich gewesen“, sagte Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) am Dienstag nach der Kabinettsitzung in Dresden, wo die Konsequenzen aus der Katastrophe Hauptthema der ersten Sitzung nach der Sommerpause waren. „Nur mit einem unglaublichen Kraft- und Materialaufwand“ sei es gelungen, dass sich das Einsatzgebiet nicht noch ausgeweitet habe, sagte Schuster.

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Am 25. Juli hatte es in der benachbarten Böhmischen Schweiz zu brennen begonnen, tags darauf griffen die Flammen auch auf die Nationalparkregion Sächsische Schweiz über und setzten 150 Hektar des 9500 Hektar umfassenden Nationalparks in Brand.

Drei Wochen lang kämpften Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr sowie private Helfer gegen die Flammen. In Spitzenzeiten seien 750 Frauen und Männer im Einsatz sowie 400 weitere in Bereitschaft gewesen. Schuster dankte allen Helfern, die auch aus Bayern, Thüringen und Niedersachsen in die Sächsische Schweiz gekommen waren. Als besonders hilfreich erwiesen sich dabei zwölf Löschhubschrauber von Bundeswehr, Polizei und Privatunternehmen, die nahezu pausenlos im Einsatz gewesen seien.

Schuster zufolge haben sie gut acht Millionen Liter Wasser in die Berge befördert und damit vor allem gezielt Glutnester gelöscht. Das war wichtig, weil sich das Feuer bis zu einem halben Meter tief in den ausgetrockneten Boden, der auf dem Sandstein liegt, gefressen hatte und sich oft unerkannt ausbreitete.

Waldbrand in der Sächsischen Schweiz Ende Juli


Waldbrand in der Sächsischen Schweiz Ende Juli
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Bild: dpa

Inzwischen seien der Katastrophenalarm und auch das Betretungsverbot für die Wälder aufgehoben worden, sagte Schuster. Nach und nach würden nun die abgebrannten Waldflächen an die Nationalparkverwaltung zurückgegeben, die Brandnachsorge jedoch beibehalten. Dazu zähle auch, etwa Feuerwehrschläuche „nur bis auf ein notwendiges Maß“ zurückzubauen.

Erst in der vergangenen Woche hatte es in der Böhmischen Schweiz abermals zu brennen begonnen. Das Feuer konnte auch mit sächsischer Hilfe sowie mehreren Hubschraubern schnell gelöscht werden. Schuster lobte die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik. Man habe sich gegenseitig Überflugrechte eingeräumt; zudem habe das Nachbarland durch seine Staustufen den Elbpegel so hoch halten können, dass die Hubschrauber problemlos Löschwasser entnehmen konnten.

Anders als in Böhmen mussten in Sachsen keine Orte evakuiert werden, auch seien keine Häuser abgebrannt. Allerdings seien 49 Menschen, vor allem Feuerwehrleute, verletzt worden, keiner von ihnen jedoch schwer. Die Brandkatastrophe führt nun auch in Sachsens schwarz-grün-roter Regierung zu Konsequenzen. So soll das Waldbrandkonzept überarbeitet und extern begutachtet werden, möglicherweise durch eine Sonderkommission, die ähnlich wie die Kirchbach-Kommission nach der Jahrhundertflut 2002 Schwachstellen analysiert.

Drei neue Löschhubschrauber

„Wir haben jetzt leider die Gewissheit, dass Waldbrände ständig wieder passieren können“, sagte Schuster mit Blick auf das außerordentliche Brandgeschehen seit dem ersten schweren Trockenjahr 2018. Die Feuerwehr sei zwar für Wohnungsbrände gut gerüstet, allerdings nicht für lang andauernde Waldbrände. Deshalb will die Landesregierung nun vor allem in Technik investieren.

Drei eigene Löschhubschrauber, die Schuster bereits vor dem Feuer im Haushalt beantragt hatte und die innerhalb der Koalition zunächst umstritten waren, dürften nun wohl kommen. Sie kosten 77 Millionen Euro. Die Bekämpfung des Feuers aus der Luft sei insbesondere in den ersten Stunden entscheidend, um die Brandfläche klein zu halten. Zugleich will sich Sachsen mit Brandenburg und Sachsen-Anhalt auf einen Pool an Spezialtechnik zur Brandbekämpfung verständigen, der gemeinsam angeschafft werden soll.

Darüber hinaus brauche man Tankwagen mit einer Kapazität von 10.000 Litern sowie kleine, wendige Löschfahrzeuge, die auch in schwierigem Terrain wie der von Schluchten und Felsen zerklüfteten Sächsischen Schweiz schnell zum Brandherd vordringen können. Bisher müssen das Feuerwehrleute mit 20 Liter fassenden Löschrucksäcken erledigen und zum Teil kilometerweit laufen.

30 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren

Allein diese Investitionen kosten etwa 30 Millionen Euro, die Schuster in den kommenden drei Jahren ausgeben will. „Das wird nötig sein, wenn wir künftig nicht sofort auf fremde Hilfe angewiesen sein wollen“, sagte er. „Wir müssen selber sofort handlungsfähig sein.“ Das Geld soll zusätzlich zu den schon heute jährlich 40 Millionen Euro für Feuerwehren fließen. Zudem verständigte sich das Kabinett über die Kompensation der Einsatzkosten, die allein in der Sächsischen Schweiz bei elf Millionen Euro liegen. Damit werde der Landkreis nicht alleingelassen, versicherte der Minister.

Zu Streit führte freilich der künftige Umgang mit dem Nationalpark. Die Sächsische Schweiz ist der Nationalpark mit dem dichtesten Wanderwegenetz sowie etwa 3,5 Millionen Besuchern im Jahr. Da Waldbrände nahezu ausschließlich von Menschen verursacht werden, werde das Land künftig noch mehr auf Aufklärung setzen, sagte Umweltstaatssekretärin Gisela Reetz (Grüne). Zudem kündigte sie eine Untersuchung an, ob und inwieweit das im Nationalpark belassene Totholz den Brand beschleunigt und Einsatzkräfte behindert habe. Zugleich stellte sie klar, dass der Nationalparkstatus nicht zur Debatte stehe. Eine lokale Bürgerinitiative fordert, den hohen Schutzstatus zu beseitigen. Die abgebrannten Flächen sollen, wie in Nationalparks üblich, nicht aufgeforstet, sondern der Natur überlassen werden.

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