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#Wie sich die F-16 auf den Ukrainekrieg auswirken könnten

Der Luftkampf über der Ukraine sticht bislang vor allem durch die Zurückhaltung beider Seiten hervor: Weder die Ukraine noch Russland sind in der Lage, die Luftüberlegenheit zu erringen. Ob die sich abzeichnende Übergabe von F-16-Kampfflugzeugen aus amerikanischer Produktion dies ändern wird, ist unklar.

Der Einfluss der F-16 hänge davon ab, mit welcher Intention Kiew sie einsetze, sagt Kelly Grieco, die sich für die Denkfabrik Stimson Center in Washington D.C. mit modernem Luftkampf und amerikanischer Außenpolitik beschäftigt. Dazu habe die Ukraine unterschiedliche Angaben ge­macht. Feste Zusagen gibt es vom Westen ohnehin noch nicht. In welcher Anzahl die F-16 geliefert werden sollen und von wem, welche Version und mit welcher Bewaffnung sie ausgestattet sind, ist offen.

Eines sei jedoch sicher, sagt Grieco: „Sie werden kein Gamechanger sein.“ Die Ukraine erhofft sich einen besseren Schutz gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe im Verbund mit bodengestützten Abwehrsystemen. Die Flugzeuge könnten je nach Bewaffnung auch zur Unterstützung der Bodentruppen eingesetzt werden.

Für die in Kürze erwartete Offensive der Ukraine werden die F-16 wahrscheinlich nicht rechtzeitig bereit sein. Laut dem zivilen Leiter der amerikanischen Luftwaffe, Frank Kendall, wird es „bestenfalls mehrere Monate“ dauern, bis die Ukraine die Kampfflugzeuge erhält. Ein Pentagon-Sprecher sagte, die Ausbildung, die in Europa stattfinden soll, könne „innerhalb von Wochen oder Monaten“ beginnen. Die amerikanische Luftwaffe geht davon aus, dass die Ukrainer den Umgang mit der F-16 innerhalb von vier Monaten er­lernen könnten, statt wie bisher angenommen in 18.

Zu wenige Flugabwehrraketen

Selbst wenn die F-16 rechtzeitig ankommen sollten, sei es unwahrscheinlich, dass sie sich bei der Gegenoffensive als entscheidend erweisen, sagt Kelly Grieco. Die Ukraine könnte die Flugzeuge zwar gegen russische Logistik- und Befehlsstände hinter der Front einsetzen, was es den Russen erschweren würde, schnell auf einen ukrainischen Vorstoß zu reagieren. Aber dafür gebe es auch andere Möglichkeiten mit weniger logistischem Aufwand, etwa die kürzlich von Großbritannien angekündigten reichweitenstarken Kampfdrohnen.

Grundsätzlich dürfte die „Durchführbarkeit und Effektivität“ von F-16-Einsätzen bei Offensivoperationen an Grenzen stoßen, sagt Grieco. Es sei ein Flugzeug der sogenannten 4. Generation, die technisch weniger fortschrittlich sind als Modelle der 5. Generation, wie sie derzeit unter anderem die Vereinigten Staaten benutzten. Die F-16 wurde während der Carter-Administration eingeführt, seitdem mehrfach modernisiert, aber sie habe eben keine Tarnkappentechnik, so Grieco. Das mache sie gegenüber der russischen Luftverteidigung äußerst verwundbar: „Wenn die Russen eines haben, dann sind es gute Flugabwehrsysteme.“

Dass der Luftkampf im Ukrainekrieg bislang keine entscheidende Rolle spielt, liegt an effektiven Flugabwehrsystemen, die eine Bedrohung für die Piloten darstellen. Die auf dem Papier klar überlegene russische Luftwaffe ist dadurch gezwungen, ihre Einsätze über der Ukraine in niedriger Höhe zu fliegen – dort kann sie allerdings ins Visier von schultergestützten Flugabwehrlenkwaffen (MANPADS) geraten. Viele Luftangriffe führt Moskau deshalb mit Raketen aus dem eigenen Luftraum. Aber auch ukrainische Kampfflugzeuge können wenig gegen moderne russische Abwehrsysteme wie die S-400 ausrichten. „Keine Seite ist in der Lage, die Luftüberlegenheit zu erlangen, aber beide schaffen es, sie der anderen Seite zu verweigern“, sagt Kelly.

Allerdings scheint sich der Bestand der ukrainischen Flugabwehrraketen bedrohlich zu verringern, wie aus durchgestochenen Pentagon-Papieren hervorgeht. Das Problem sei, dass auch der Westen nicht genug davon habe, sagt Grieco. Daraus leite sich das stärkste Argumente Kiews für die F-16 ab: Sie könnten aus der Distanz feindliche Flugzeuge, Marschflugkörper oder Drohnen abfangen.

Auch Deutschland kann helfen

Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch die hohe Verfügbarkeit. Mehrere NATO-Länder haben die F-16 in ihren Beständen oder rüsten auf modernere Flugzeuge um. Ein Mangel an Ersatzteilen zeichnet sich also nicht ab. Das könnte förderlich sein, um die ukrainische Luftwaffe langfristig zu unterstützen, auch nach dem Krieg.

Andererseits ergäben sich logistische und instandhaltungstechnische Herausforderungen für die Ukraine, erklärt Grieco. Die F-16 sei ein sehr spezifisches Flugzeug. Laut eines Berichts des Congressional Research Service, dem wissenschaftlichen Dienst des amerikanischen Kongresses, kann die Ausbildung des Wartungspersonals Monate oder Jahre dauern, je nach gewünschtem Niveau. Einmal ausgebildet seien sie laut Analysten auf spezielle Ausrüstung und eine „massive“ logistische Organisation angewiesen. Die US-Luftwaffe benötigt demnach für jede Flugstunde einer F-16 etwa 16 Stunden Wartung.

Deutschland, das selbst keine F-16 besitzt, könnte zumindest hierbei einen Beitrag leisten. „Nationen, die keine F-16 haben, können hier eher am Rande unterstützen wie bei Infrastruktur oder auch Ausbildung“, sagte Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerhartz dem „Tagesspiegel“. Er wies auch darauf hin, dass Flugzeuge innerhalb der NATO interoperabel nutzbar seien – die Bewaffnung eines deutschen Eurofighters könne also problemlos auf eine F-16 übertragen werden.

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